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Jones, Diana Wynne

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Titel: Jones, Diana Wynne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 04 Die Krone von Dalemark
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hätte er die Absicht, dich aufzuhalten. Ich wollte dich eigentlich zu mir auf den Herrensitz einladen, doch im Lichte dieser Neuigkeit halte ich es für besser, wenn wir das Lager abbrechen und uns auf den Weg machen.«
    »Du meinst, du möchtest mitkommen?«, fragte Maewen. Ach du lodernder Ammet, o je!
    Luthan lächelte schmachtend. »O Königin, was denkst du denn, was ich dir sage? Ich komme mit, und meine Gefolgsleute ebenso.«
    Navis hüstelte. »Wann ist der Graf von Hannart aufgebrochen, und wie lange braucht er bis Karnsburg ?«
    Luthan blinzelte wieder mit seinen hübschen Wimpern. »Äh. Öh. Gestern. Wenn er scharf reitet, dürfte er morgen Abend dort ankommen.«
    »Gestern.« Maewen sah Navis an, wie er sich überlegte, dass ihnen dann am Vortag nicht Graf Kerils Männer gefolgt sein konnten. »Und Wassersturz liegt an der anderen Ecke des Dreiecks, richtig?« Luthan nickte, klimperte dabei erneut mit den Wimpern, und wandte sich wieder an Maewen. »Dann«, sagte Navis mit Nachdruck, »wäre es schön, wenn du den Befehl geben würdest, sogleich das Lager abzubrechen, Herr, denn ich denke, wir müssen die Nacht durchreiten.«
    Luthan nahm schlagartig Habtachtstellung ein. »Oh. Ja. Sofort, Herr.« Die Arme schwenkend, lief er Befehle rufend davon. Moril schnaubte. Er stützte den Kopf an Mitts Schulter, und beide beugten sie sich vornüber und brüllten vor Lachen.
    »Das ist nicht komisch!«, rief Maewen.
    »Nur zum Teil«, entgegnete Navis. »Aber ein Verbündeter ist ein Verbündeter.« Eine Weile sah er den Wassersturzern zu, wie sie umherwimmelten, und seufzte. »Diese Kinder ahnen nicht einmal, dass sie einen Krieg führen werden. Und sie wissen auch nicht, wie man sich beeilt. Mitt, hör auf zu giggeln und komm mit. Ich brauche einen ernsten Adjutanten.« Er setzte seine Stute in Bewegung und ritt in das Durcheinander. Mitt verdrehte vor Maewen seine Augen und eilte ihm nach.
    Wie durch Zauberhand endete das Durcheinander, kaum dass Navis die Zügel in die Hand nahm. Er schien genau zu wissen, mit welcher schnatternden Menschenschar er sprechen musste und welche er in Ruhe lassen konnte. Und wenn an zwei oder mehr Stellen zugleich unrationell gearbeitet wurde, brauchte er nur Mitt zuzunicken, und Mitt ging augenblicklich zu den Leuten und rückte ihnen genauso schnell den Kopf zurecht, wie Navis es getan hätte. Maewen war beeindruckt. Kaum eine halbe Stunde später waren sie aufbruchbereit. Es gab sogar ein überzähliges Pferd für Moril. Navis brachte es ihm persönlich. »Denn ich gehe davon aus, dass du uns nun verlassen wirst«, bemerkte er unfreundlich zu Hestefan.
    Hestefan hob den Kopf und stach mit dem Bart nach ihm. »Wenn du dich erinnerst, Herr Navis Haddsohn aus Holand, so sagte ich dir schon ein gutes Stück Wegs zurück, dass ein Barde zugegen sein muss, wenn sich große Ereignisse anbahnen. Aber bitte sehr, nimm mir nur meinen Lehrling. Ich komme in meinem eigenen Tempo hinterher.«
    »Wie du wünschst«, sagte Navis und murmelte, während Hestefan davonrollte: »Krieche meinetwegen hinterher. Ich weiß nicht, warum«, bemerkte er zu Mitt, als sie sich gehörig von dem grünen Wagen entfernt hatten, »aber ich kann den Kerl einfach nicht ausstehen. Er macht mich nervös – genauso, wie mein Bruder Harchad es immer zu tun pflegte.«
    Mitt erschauerte. »Das ist aber ein happiger Vergleich, oder? Dein Bruder Harchad hat jedes Jahr ein paar hundert Menschen umbringen lassen und den Rest in Angst und Schrecken versetzt. Hestefan ist ein Barde, Navis. Vielleicht erinnert dich der Bart an Harchad.«
    Sie ritten los. Schon bald war der Wagen nur noch ein grüner Fleck hinter ihnen. Navis’ Befehlen gehorchend, ritten sie so schnell sie konnten, ohne ihre Pferde zu erschöpfen: Regelmäßig machten sie Rast, damit die Tiere wieder zu Atem kamen, dann ritten sie weiter über die weiten grünen Wellen des Schildes, die nun zu der Hochebene anstiegen, auf der Karnsburg stand. Vor Einbruch der Dunkelheit hatten sich die ferneren Gebirgszüge in die blauen, gezackten Spitzen verwandelt, die Maewen aus dem Wohnungsfenster ihres Vaters gesehen hatte. Die Gipfel der Nordtäler, hatte Vater gesagt. Bei Sonnenuntergang setzten sie sich wieder in Bewegung, um noch ein Stück weiterzukommen.
    Gräfin hatte nun genug. Er blieb stehen, alle vier Hufe fest auf den Boden gestemmt. Als Mitt schimpfte und im Sattel hüpfte und die Zügel schüttelte, versuchte Gräfin, ihn ins Bein zu beißen. Navis

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