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Jones, Diana Wynne

Jones, Diana Wynne

Titel: Jones, Diana Wynne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 02 Die heiligen Inseln
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gelangten. Sie kreischten, als sie den Stierkopf sahen.
    »Ach, seht nur!«, kreischte Irana, als Mitt vor Hadd sprang und seine Rassel säuberlich unter dessen Nase wirbeln ließ.
    Danach musste sich Mitt erst einmal zügeln. Holand wirkte ohne die Gebäude am Kai und mit den auf die andere Seite des Hafens verlegten Schiffen so fremd, dass er einen langen Augenblick zu träumen glaubte. Doch das Bündel unter seinem Arm zischte. Außer den Rauchwolken stoben nun auch Funken davon auf, und Mitt wusste, dass es allmählich Zeit wurde, es loszuwerden. Er drehte sich um und warf es Hadd vor die scharlachrot bestrumpften Füße. Doch was er als Nächstes tun sollte, das wusste er nicht.
    Hadd blieb stehen, ohne eine Miene zu verziehen. Er blieb einfach stehen und stand wie eine schlecht gelaunte Statue mit dem Alten Ammet unter dem Kinn vor dem Bündel. Beide starrten sie Mitt an, und Mitt starrte zurück. Und als die Basen rings um Hildy das qualmende Bündel am Boden liegen sahen, schrien sie zur Abwechslung einmal aus gutem Grund auf. Hinter Navis prallten die Marschierenden auf die Leute, die vor ihnen gegangen und nun stehen geblieben waren. Trotzdem rührte Hadd sich nicht, und Mitt ebenso wenig. Hildy konnte sich nicht erklären, was der Junge dort beabsichtigte. Selbst für einen Aufrührer benahm er sich ihrer Ansicht nach ziemlich dämlich. Der Alte Ammet schien ihn unter erhobenen Brauen aus Weizenähren hinweg in Grund und Boden zu starren, ohne einmal zu blinzeln, wie eine Kuh, die über ein Gatter stiert. Fast war es, als teile er Hildys Verwunderung.
    Funken schlugen aus dem Bündel. Navis begriff, dass niemand etwas unternehmen würde. Er legte sich Libby Bier über die Schulter und stürzte vor. Damit hatte Mitt nicht gerechnet. Er wandte sich um, um so zu tun, als wolle er fliehen. Doch zu seinem Erstaunen beachtete Navis ihn gar nicht. Stattdessen setzte er an, nach dem zischenden Bündel zu treten. Mitt sah, wie das bändergeschmückte Bein vorzuckte, der schnallenbesetzte Stiefel das Bündel berührte und die Bombe, einen gekrümmten Rauchschweif hinter sich herziehend, in hohem Bogen auf den freien Platz flog.
    Und dem Kerl ist nicht mal ein Haar verrutscht!, dachte Mitt ziemlich erstaunt. Am liebsten hätte er Navis angebrüllt: »He! Ich habe mein Leben lang auf diesen Augenblick gewartet! Und du hast gerade alles zunichte gemacht!«
    Mittlerweile hatte der Kaufmann mit der Ohrenmütze sich gefasst und griff ziemlich ungelenk nach Mitt. Mitt wich ihm mühelos aus.
    Da kam ihm ein Gedanke: Ich könnte ihnen doch wenigstens ein hübsches Wettrennen liefern.
    Er wandte sich um und wollte davonlaufen. Doch gerade in diesem Augenblick zündete die Bombe. Die Gewalt der Explosion brachte ihn zum Wanken, rüttelte an den Fenstern und blies Hildy einen Windstoß ins Gesicht. Die Basen kreischten erneut. Hinter Navis rempelte und schubste der Rest der Prozession. Einige drängten sich vor und verlangten zu erfahren, was passiert war, andere wollten sich auf Mitt stürzen. Hadd drehte sich um und machte einem der Hauptleute ein Zeichen, dass Mitt lebendig gefangen werden solle. Da Hildy wusste, dass es nichts Schlimmeres gab, als Harchad lebendig in die Hände zu fallen, schauderte ihr ein wenig, während sie beobachtete, wie der Junge floh.
    Wie ein Hirsch preschte er davon, aber genau in die Arme der Soldaten, die am Rand des Platzes aus der Menschenmenge kamen, um ihn abzufangen. Hildy dachte, dass sie an seiner Stelle an den Kai gerannt und ins Wasser gesprungen wäre.
    Das hätte Mitt ebenfalls getan, wenn er denn hätte entkommen wollen. Er wollte sich aber fangen lassen. Vom Explosionsknall schmerzten ihm die Ohren, sie schienen mit Watte verstopft zu sein. Er sah, wie die Soldaten den Mund aufrissen, während sie näher kamen, aber er hörte nichts. Mitt wich aus und schlug Haken, wie es nur jemand vermochte, der in den ärmeren Vierteln von Holand aufgewachsen war. Das sieht wenigstens natürlich aus, dachte er. Eine riesige Hand griff nach seinem Gesicht. Er duckte sich darunter hinweg und wand sich zur Seite. Ein verschwommenes Gesicht stieß Flüche aus. Von allen Seiten trampelten schwere Stiefel auf ihn zu. Erst hierhin, dann dorthin wich Mitt aus, nach links, nach rechts. Er sprang über einen Stiefel, entging einem Tritt, duckte sich unter einem zugreifenden riesigen Arm hinweg und stolperte über einen anderen Stiefel. Ein Ruck und plötzliche Kälte auf seinem Rücken verrieten ihm, was

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