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Jones, Diana Wynne

Jones, Diana Wynne

Titel: Jones, Diana Wynne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 02 Die heiligen Inseln
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Kopf, bereit, ihn ins Hafenbecken zu werfen.
    Eine kleine, sternförmige Flamme blitzte kurz auf einem der Schiffe auf, die an der Hafenseite vertäut waren. Hadd zuckte zusammen, drehte sich halb herum und sank lautlos zu Boden. Zuerst sah es so aus, als habe er sich plötzlich entschlossen, den Armen Alten Ammet sorgfältig vor Navis’ Füßen niederzulegen. Dann drang aus der Ferne ein leises Krachen zu ihnen herüber.
    Einen Moment lang begriff niemand, was geschehen war. Eine von Hildys Basen lachte sogar.
    Dann stöhnte die Menge lang und unruhig auf. Mitts Stimme mischte sich hinein. »Lodernder Ammet! Jetzt ist alles aus!« Die dicke Frau neben ihm klagte unablässig: »Ach, so großes Pech! Furchtbares Pech!« Mitt konnte nicht sagen, ob sie nun das Pech für Hadd oder für Holand meinte. Die damenhaften Mädchen über ihm kreischten. Mitt lehnte den Kopf an die bemalte Vordertür und fluchte. Er konnte an nichts anderes denken, als dass der unbekannte Schütze ihn betrogen hatte. »Mein halbes Leben für die Katz!«, rief er. »Verschwendet! Dahin!«
    Über ihm hielten sich die Basen an Hildy und aneinander fest, wimmerten und weinten. Hildy ertappte sich, wie sie sagte: »Ihr Götter, ihr Götter, ihr Götter!«
    Ein Soldat im Nebenzimmer brüllte: »Er ist auf dem Boot – auf der Stolzer Ammet! Lauft, dann kriegen wir ihn!«
    »Sie dürfen nicht fort!«, kreischte Harilla. »Wir sind schutzlos ohne sie!«
    Doch die Soldaten waren schon fort. Die Tür hinter Mitt krachte auf, und Soldaten brachen daraus hervor. Mitt sprang zur Seite. Trotzdem bekam er keine Gelegenheit, auf sich aufmerksam zu machen. Alles auf den Stufen wurde beiseite gedrängt und taumelte in alle Richtungen davon. Die dicke Frau wäre fast auf Mitt gelandet, und sie warf ihn zu Boden. Als er sich endlich wieder aufgerappelt und ihr auf die Beine geholfen hatte, waren die Soldaten längst davongestürmt.
    »Sei still!«, fuhr Hildy Harilla an. Sie wollte erkennen, was am Kai vor sich ging. Navis beugte sich über Hadd, und der Rest der Prozession scharte sich um sie. Soldaten rannten umher. Die Menschenmenge drängte nach vorn, um besser sehen zu können. Onkel Harchad, der in einer Menschenmenge immer sehr vorsichtig war, rannte ebenfalls. Hildy sah ihren Vater aufstehen und auf das Boot zeigen, von dem aus der Schuss abgefeuert worden war. Er winkte die Soldaten herbei und die Menge zurück. Dann bückte er sich und hob den Armen Alten Ammet auf. Er drehte sich mit ihm in alle Richtungen, damit die Leute sahen, was er tat, und schleuderte ihn mit dem traditionellen Schrei ins Wasser. Dann nahm er Libby Bier hoch und warf sie hinterher.
    Hildy empfand Stolz und zugleich schreckliche Verlegenheit. Sie begriff, dass ihr Vater den Bürgern Holands zeigen wollte, dass ihnen keineswegs abgrundtiefes Unglück drohe, aber sie zweifelte sehr, ob irgendjemand es begriff. Die Leute irrten umher. Viele gingen schon. Soldaten rannten die geschwungene Kaimauer entlang zur Stolzer Ammet. Schreie und Rufe übertönten Navis’ Stimme. Dennoch folgte der Rest der Prozession seinem Beispiel. Mit abgehackten, unsicheren Bewegungen schleuderten sie ihre Girlanden vom Kai ins Wasser. Mittlerweile hatte auch Onkel Harchad den Kai erreicht. Hildy beobachtete, wie er und Navis sich neben ihren Großvater knieten, während ringsum die roten und gelben Gebinde ins Wasser flatterten, bis es aussah, als sei das Hafenbecken mit tanzendem Obst und nassen Blumen angefüllt. Sie fragte sich, was ihr Vater und ihr Onkel empfanden. Sie hatte bereits erkannt, dass Hadd tot war, und es ließ sie völlig kalt.
     

8.
    Die dicke Frau war Mitt sehr dankbar. Sie klammerte sich an ihn, und er musste ihr auf die Straße hinter dem Haus helfen. »Was bist du doch für ein lieber Junge«, sagte sie immer wieder. »Komm mit zu den Buden, da kaufe ich dir etwas Schönes.«
    Mitt lehnte ab. Er musste zu den Soldaten zurück. Etwas anderes blieb ihm nicht übrig. Vor seinen Augen war durch die Kugel eines anderen sein halbes Lebenswerk vernichtet worden. Verflucht sei die Hand des Nordens!, dachte er. Rache an Hadd würde er nicht mehr üben können. Die andere Hälfte aber blieb ihm. Wenn er gefasst und verhört wurde, konnte er mit größtem Widerstreben verlauten lassen, dass Siriol, Ham und Dideo ihn verführt hätten, Hadd die Bombe vor die Füße zu werfen. Kaum hatte er die dicke Frau abgeschüttelt, ging er zum Kai zurück.
    Dort wieder angelangt, bemerkte Mitt erst, wie

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