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Jones, Diana Wynne

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Titel: Jones, Diana Wynne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 02 Die heiligen Inseln
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darüber sein Festtagsgewand. An diesem Tag waren sie in Siriols Haus eingeladen und verbrachten angeblich bei ihm das Seefest. Also gingen sie zuerst dorthin: Milda, die beiden Kleinen und Mitt, der in seiner doppelten Kleidung sehr breitschultrig wirkte und darunter rasch ins Schwitzen geriet. Auf keinen Fall sollten sie die fragliche Nebenstraße betreten, bevor sie benachrichtigt wurden, dass die Prozession den Palast verlassen habe.
    Kurz vor Mittag war es so weit. Ynen beobachtete sie aus dem Fenster im Obergeschoss eines bemalten Kaufmannshauses. Er war von Gefolgsleuten und deren Söhnen umgeben, die alle unter dem strikten Befehl standen, Ynens Leben zu schützen. Ihretwegen konnte er kaum etwas sehen. Er hatte ohnedies den schlechtesten Platz. Seine Vettern waren in Häusern, von denen aus sie auf den freien Platz vor dem Hafenbecken blickten. Ynen konnte ihn nur sehen, wenn er den Kopf aus dem Fenster streckte und sich den Hals verrenkte. Und dann packte ihn jedes Mal jemand an der Jacke und zerrte ihn respektvoll zurück.
    Schon bevor die Prozession vorbeizog, hielt Ynen es vor Enttäuschung fast nicht mehr aus. Als er dann aber das Bumm, Bumm, Bumm der Pferdehaartrommeln hörte, gefolgt vom Quietschen der Quäken, in das sich das Schaben der Kraddeln mischte, konnte er seine Enttäuschung kaum noch ertragen. Vielleicht war er nicht besonders musikalisch, aber ihm kam es vor, als habe er noch nie etwas Schöneres gehört. Rufe drangen an sein Ohr, dann das wunderbare Lärmen der Rasseln. Endlich sah er die Spitze der Prozession. Bunte Bänder flatterten von albernen Hüten, blähten sich, tanzten auf und ab und streiften einander beim Marschieren. Mitten darin wiegte sich ein gleichfalls mit Bändern geschmückter Stierkopf, und zwischen den Beinen der Marschierenden flitzten die glücklichen Jungen mit ihren Rasseln einher. Glückliche rot und gelb gekleidete Jungen.
    »Ach, warum können diese Aufrührer nicht alle umfallen und tot sein!«, jammerte ein Gefolgsmannssohn.
    Das wünschte Ynen sich auch. Wäre die Hand des Nordens nicht gewesen, so wäre er nun einer von denen, die dort schreiende Farben trugen und im Tumult umherliefen. Sein Großvater kam in Sicht. Er sah eigenartig und ziemlich lächerlich aus. Ynen hatte einen ausgezeichneten Blick auf Hadds streitsüchtiges altes Gesicht unter dem Hut, auf dem sich Obst und Blumen türmten. Um Hadds Schultern lag ein prächtiger cremefarbener Mantel, den er hinter sich herschleppte und der scharlachrot, kirschrot und golden bestickt war. Darüber trug er ein Blumengewinde aus Weizenähren und Weintrauben. Viel mehr konnte Ynen von Hadd nicht erkennen, weil der Alte Ammet ihm die Sicht versperrte. Ynen hatte allerdings kaum Augen für den Alten Ammet. Er sah nur, dass sich am Kopf, den Händen und den Füßen die Weizenähren sträubten, bemerkte kirschrote Bänder und sah einen Gürtel aus Äpfeln. Besonders beeindruckt aber war Ynen von Hadds dürren Beinen, die in scharlachroten Strümpfen steckten und unter dem Alten Ammet hervorragten. Ynen kicherte, als ihm bewusst wurde, wie wichtigtuerisch diese Beine ausschritten: Zum ersten Mal begriff er, wie eitel sein Großvater war, wie sehr er es genoss, ein Graf zu sein. Beim Anblick dieser roten, stolzierenden Beine verlangte es Ynen umso mehr, eine Rassel zu packen und mit ihr vor dem Gesicht seines Großvaters umherzuwirbeln. Zu seinem Verdruss legten die rot und gelb gekleideten Jungen nämlich allerbestes Betragen an den Tag. Von ihnen wagte es keiner, mit der Rassel auch nur in Hadds Nähe zu kommen. Komm doch, bloß ein Einziger!, dachte Ynen, reckte den Hals und wurde wieder nach drinnen gezogen.
    Als Nächster kam Navis. Ynen kicherte erneut. Die Füße seines Vaters steckten in Schnallenstiefeln, sodass seine Beine nicht so komisch wirkten wie die des Grafen. Aber an seinen Knien hingen Bänder, und er hatte Obst am Hut. Aus Libby Bier lief der Fruchtsaft und rann Navis in die schleifengeschmückten Ärmel. Fliegen umschwärmten sie. Navis sah aus, als sei ihm warm und als plagten ihn Sorgen – so sah man ihn nur selten –, und ganz offensichtlich fragte er sich, ob es ihm wohl gelänge, Libby Bier in einem Stück zum Hafen zu schaffen.
    Hinter Navis gingen zwei Kaufleute, die zur Teilnahme am Umzug gezwungen worden waren. Einer trug eine Kappe mit Ohren, der andere einen Hut mit Hörnern. Sie sahen aus wie Dorftrottel, und sie wussten es. Die Jungen an den Fenstern kreischten vor Lachen.

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