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Jones, Diana Wynne

Jones, Diana Wynne

Titel: Jones, Diana Wynne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 02 Die heiligen Inseln
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mussten darum den Bullen verkaufen.
    Im nächsten Vierteljahr gaben sie das Maultier weg. Dann einige Möbel. Da waren sie schon in einem Teufelskreis: Je mehr sie verkauften, um die Pacht zahlen zu können, desto mühsamer wurde die Arbeit, und desto weniger Geld verdienten sie. Trotzdem mussten sie die Pacht für das nächste Vierteljahr zahlen und waren gezwungen, noch mehr zu verkaufen. Mitts Eltern verging das Lachen. In diesem Winter arbeitete Mitts Vater so oft im Hafen von Holand, wie er nur konnte, um Geld hinzuzuverdienen, während sich Milda um den Hof kümmerte. Mitt half ihr, so gut er es vermochte, doch viel konnte er nicht leisten. Die Arbeit war furchtbar schwer. Bald schlichen sich Sorgenfalten auf eine Hälfte von Mildas hübschem Gesicht – eine Art Runzel bildete sich genau dort, wo sie ein Grübchen gehabt hatte. Mitt hasste die Runzel. Zu dieser Zeit wusste er schon nicht mehr, wie sein Vater aussah. Nur noch an eine bittere, kurz angebundene Stimme erinnerte er sich, und ein Bild blieb ihm im Gedächtnis haften: der breite Rücken seines Vaters und die herabhängenden Schultern, wenn er sich über den Damm auf den Weg nach Holand machte, um Arbeit zu suchen.
    Viel Beschäftigung konnte er nicht gefunden haben. Zwar blieb er länger und länger in der Stadt, aber er trug nur sehr wenig Geld nach Hause; von dem, was er mitbrachte, konnten sie sich den folgenden Sommer hindurch auf Grabensend halten. Doch auf sich allein gestellt, war Milda eine schlechte, vergessliche Wirtschafterin. Mitt half, wo er konnte, doch sie wurden immer ärmer. Hin und wieder konnte sich Mitt noch immer am Graben auf den Boden legen, in die raschelnden Blätter aufblicken und sehnsuchtsvoll an sein Gelobtes Land denken. Je schwerer die Zeiten wurden, desto mehr sehnte sich Mitt dorthin. Wie sehr er wünschte, er könnte aufbrechen und sich auf die Suche begeben, doch war er nun älter und wusste, dass er bleiben und seiner Mutter helfen musste.
    Doch am nächsten Pachttag hatten sie gar kein Geld. Es nutzte Milda nichts, den Pachteintreiber anzuflehen, sich noch einen Tag zu gedulden. Er kehrte am nächsten Morgen mit dem Vogt und drei gräflichen Soldaten zurück, und Mitt und Milda wurden von Grabensend verjagt. Es war kurz vor seinem sechsten Geburtstag, als er seiner Mutter half, die spärliche Habe auf einen Handkarren zu packen und in die Stadt Holand zu schieben, wo sie seinen Vater treffen sollten.
     

2.
    An seinen ersten Winter in Holand erinnerte sich Mitt zeitlebens nur voll Widerwillen. Sein Vater bewohnte ein Zimmer in einem großen Mietshaus unten am Hafen. Mitt und Milda zogen dort bei ihm ein. Das Mietshaus war früher wohl der Sitz eines reichen Mannes gewesen, denn außen, an den grünlichen, abblätternden Mauern, waren noch die Reste von Fassadenmalereien zu sehen – Bilder von Blumengirlanden und Sagengestalten, Weizengarben und Weintrauben, die einmal sehr hübsch gewesen sein mussten. Nun jedoch waren sie so verkommen, dass Mitt nicht genau sagen konnte, was sie darstellen sollten, und im Übrigen sah er das Gebäude ohnedies meist von innen. Man hatte die großzügigen Zimmer in so viele kleine Räume unterteilt wie irgend möglich und das Haus bis an die Grenzen seines Fassungsvermögens mit Menschen voll gestopft. Es war schmutzig. Auf den finsteren Treppen standen stinkende Eimer für den Unrat. In allen Wänden lebten Bettwanzen. Bei Nacht kamen sie hervor und bissen bösartig zu. Ihretwegen, wegen der Unvertrautheit der neuen Umgebung und wegen des Lärms, den die vielen Menschen verursachten, konnte Mitt nicht besonders gut schlafen. Wach lag er da und hörte seine Eltern streiten, wie sie sich noch nie gestritten hatten.
    Mitt begriff nicht, worüber sie sich stritten, aber anscheinend freute es seinen Vater überhaupt nicht, dass sie zu ihm nach Holand gekommen waren. »Klötze am Bein seid ihr mir!«, so drückte er sich aus. Er wollte sie nach Grabensend zurückschicken. Als Milda ihn anbrüllte, sie habe nicht das Geld für die Pacht, verfluchte er ihre Faulheit.
    »Warum soll ich mir die Finger wund schuften, damit du auf der faulen Haut liegen kannst?«, schrie Milda ihn an. Doch nachdem sie eine Woche lang gestritten hatten, fand sie Arbeit in einer Manufaktur, in der erlesene bestickte Vorhänge hergestellt wurden. Dort saß sie vom frühen Morgen an und nähte, bis am Abend das Licht zu schwach wurde.
    Mitt verstand immer weniger, worüber seine Eltern stritten. Milda sagte

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