Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jones, Diana Wynne

Jones, Diana Wynne

Titel: Jones, Diana Wynne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 02 Die heiligen Inseln
Vom Netzwerk:
über Onkel Harchad gehört. Ich hätte nichts dagegen, dich bei Kap Hoe abzusetzen, da kannst du ihnen immer noch entkommen.«
    Na klar, dachte Mitt, direkt in Sichtweite der Schiffe, die nach euch suchen. Da bin ich wirklich sicher. Mit diesem Jungen zu sprechen war, als haute man eine schwache kleine Pflanze beiseite, die einem trotzdem immer wieder ins Gesicht schlug. »Da könntet ihr mich genauso gut nach Holand zurückschaffen, das ist ehrlicher«, sagte er. »Wenn ich nicht schon beim Anlandgehen gefangen werde, schnappen sie mich im Koog.«
    »Na, du hast die Bombe schließlich geworfen«, sagte Ynen. »Und ich begreife immer noch nicht, warum. In Holand muss es doch sehr viele Menschen geben, die schlechter dran sind als du. Warum hast du es getan?«
    Das war eine berechtigte Frage. Vierundzwanzig Stunden zuvor hätte Mitt darauf alle möglichen Antworten geben können. Er hätte zumindest sagen können, dass er sich fangen lassen und damit an Siriol, Dideo und Ham rächen wollte. Dann aber hatte er alles getan, um diese Art Rache unmöglich zu machen. Er war geflohen und geflohen und geflohen. Er wusste nicht, was er im Sinn gehabt hatte. Er konnte nur mit einer Gegenfrage antworten. »Hättet ihr denn mit ansehen können, wie alles so falsch läuft, ohne zu denken, dass ihr etwas dagegen unternehmen solltet?«
    Und diese Frage traf nun Hildy und Ynen bis ins Mark. Sie hatten tatsächlich Falsches mit angesehen, und Ynens großer Wunsch hatte in nichts Größerem bestanden als der Hoffnung, er könnte seine Rassel unter Hadds Nase kreisen lassen. Hildy hatte eine Zierdecke zerrissen und leere Drohungen ausgestoßen. Dann waren sie segeln gegangen – eine Trotzhandlung, durch die sich ihre Wege mit dem dieses Jungen kreuzten. Und der berichtete ihnen nicht nur von noch mehr Dingen, die einfach nicht recht waren, sondern verlangte, dass sie ihm halfen. Und alles lief darauf hinaus, dass sie nun nach Holand segelten und ihn Onkel Harchad auslieferten.
    »Ynen…«, sagte Hildy.
    »Ich weiß«, sagte Ynen. »Es ist schon recht. Wir bringen dich lieber nach Norden. Würdest du wieder an die Vorsegel gehen, Hildy?«
    Mitt sah ihn verblüfft an. Er wusste, dass er Ynen keinen echten Grund genannt hatte, und darum erschien ihm dessen Einlenken unredlich. Mitt schämte sich. Was würde mit den beiden im Norden geschehen? Er dachte daran, dass Nordmänner, die in Holand ergriffen wurden, am Galgen endeten. »Hört zu«, sagte er. »Ihr braucht mich bloß in der Nähe von Königshafen abzusetzen oder von – wie hieß das noch? – von Aberath. Dann komme ich schon zurecht. Oder vielleicht auf Tulfa. Dann fahrt ihr zu den Heiligen Inseln. Wenn sie wirklich Lithar versprochen ist, dann seid ihr dort willkommen … wie heißt du eigentlich?«
    »Hildrida«, antwortete Hildy. »Du kannst mich kurz Hildy nennen. Und das ist Ynen. Wie heißt du?«
    »Mitt«, sagte Mitt.
    »Ach nein, nicht noch ein Alhammitt!«, rief Hildy. »Jetzt kenne ich mindestens schon zwanzig!«
    »Ich steche nicht hervor«, stimmte Mitt ihr zu.
    Ynen hatte derweil über Mitts Vorschläge nachgedacht. Obwohl er müde war, lächelte er. »Lass uns zu den Heiligen Inseln fahren, Hildy. Ich würde sie wirklich gerne sehen.«
    Hildy konnte sich einfach noch nicht vorstellen, dass sie zu den Heiligen Inseln segelte und verkündete, sie sei Lithars zukünftige Braut. Bei dem Gedanken drehte sich ihr der Magen um. Dann blickte sie Ynen an und stellte fest, dass sie zu müde war, um mit ihm zu streiten.
    Mitt bemerkte, wie erschöpft Ynen aussah. Er dachte daran, wie er sich nach einer langen Wache an Bord der Blume von Holand gefühlt hatte. »Wie wär’s, wenn ihr euch ein wenig ausruht, nachdem wir nun wissen, wohin wir wollen?«, fragte er. »Ich kann sie für euch steuern. Kann sie es auch?«
    »Natürlich kann ich das«, entgegnete Hildy herablassend.
    Sie beschlossen, den Rest der Nacht in drei Wachen aufzuteilen. Widerstrebend nahm Ynen die taube Hand von der Ruderpinne und sah zu, wie Mitt seinen Platz einnahm. Unschlüssig taumelte er in die Kabine, doch dann sagte er sich, dass Mitt, wenn er im Schlaf bemerkte, wann die Straße des Windes den Kurs änderte, auch in der Lage sein sollte, das Boot zu lenken. Als Ynen sich hinlegte, hörte er Hildy unsicher auf dem Dach nach vorn gehen. Sie musste vom Licht aus der Kajüte halb geblendet sein. Erneut wendete die Straße des Windes. Ihre Segel killten, knallten und füllten sich wieder. Leinen

Weitere Kostenlose Bücher