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Jones, Diana Wynne

Jones, Diana Wynne

Titel: Jones, Diana Wynne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 02 Die heiligen Inseln
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die Füße. Ynen nahm die Ruderpinne und brachte die Straße des Windes wieder auf den richtigen Kurs, während die anderen beiden sich neben ihn stellten und darauf achteten, größtmöglichen Abstand zu Al einzuhalten, der in der Kabinentür stand.
    »So ist’s gut«, sagte Al. »So ist es schon besser. Ich fühlte mich einfach nicht sicher, solange die Waffe dort war, wo sie gewesen ist. Einmal ist sie schließlich schon losgegangen, was?«, sagte er und deutete auf die tiefe Furche neben der Plicht. Bewundernd drehte er die Büchse hin und her. »Wo hast du die denn geklaut?«, fragte er Mitt. »Die stammt von Hobin – eine seiner Sonderanfertigungen.«
    Mitt verzog verdrossen das Gesicht. Mit Al wollte er kein Wort über Hobin sprechen.
    »Nun, jetzt ist sie ja wieder in guten Händen«, bemerkte Al. »Fünf Schuss sind noch drin. Hast du mehr?«
    »Nein«, sagte Mitt.
    Schweigend schwang Al sich auf das Kajütendach und setzte sich ihnen gegenüber. Er ließ die Beine baumeln und legte die Büchse über ein Knie. Mitt beobachtete sein eckiges, selbstgefälliges Gesicht und schämte sich so sehr, dass er fast geweint hätte. Sehr eindrucksvoll erlebte er nun am eigenen Leib, wie Ynen und Hildy sich gefühlt hatten, als er selbst zum ersten Mal aus der Kajüte kam, und es ärgerte ihn, dass Ynen und Hildy das schon wieder durchmachen mussten!
    »Nun wollen wir einmal einiges klarstellen«, sagte Al gemütlich. »Ich war in letzter Zeit in arger Bedrängnis, und das macht mich etwas reizbar. Ich möchte nicht noch mehr Schwierigkeiten, verstanden – junger Herr? Kleine Dame? Du da?«
    »Ich heiße Mitt«, sagte Mitt. »Was für Bedrängnis?«
    »Das will ich euch sagen«, antwortete Al, »damit ihr bloß nicht auf dumme Gedanken kommt. Ich bin ein Scharfschütze. Der beste Schütze im Süden – also merkt euch lieber, dass ich keine weiteren Schwierigkeiten will. Das ist auch der Grund, weshalb ich diese Büchse lieber bei mir weiß als bei euch – das ist nicht persönlich gemeint. Was den Ärger angeht, so genoss ich den Vorzug, von einem edlen Herrn aus Holand – nennen wir ihn einfach Harl – beauftragt zu werden, einen der besten Schüsse meines Lebens auf einen bestimmten Grafen abzugeben – und den nennen wir Hadd, um nicht länger um den heißen Brei herumzureden…«
    Hildy und Ynen blickten sich aus den Augenwinkeln an. Die Straße des Windes schlug quer. Mitt musste Ynen anstoßen, damit er es bemerkte. Ihm war fast genauso übel wie Ynen, was sein Gesicht wieder ältlich erscheinen ließ.
    »Und das tat ich auch«, fuhr Al ernst fort. »Es war ein Meisterschuss, und Hadd fiel um wie ein Klotz. Dann aber ging der Ärger los, denn ich musste ja fliehen, nicht wahr? Freilich hatte Harl versprochen, mich in Sicherheit zu bringen, aber ich bin ein bisschen zu klug, um mich auf solche Versprechen zu verlassen. Edle Herren, die solche Aufträge vergeben, ziehen es normalerweise vor, wenn man selbst hinterher auch tot ist. Das kann ich Harl nicht verübeln, an seiner Stelle hätte ich das Gleiche versucht. Also gab ich selber ein bisschen Geld aus, und zwar an ein paar Soldaten. Dafür durchsuchten sie das Beiboot eines bestimmten Schiffes nicht, und in dem Beiboot lag ich. Nur gibt es in Holand sehr viele Soldaten, und sie wurden so eifrig, dass ich ein paar von ihnen ins Wasser stoßen und dann diesen schmutzigen Kahn losschneiden musste. Sie schossen auf mich, ruderten mir hinterher, und wenn ich nicht das Glück gehabt hätte, in die Ebbe zu kommen, dann wäre ich jetzt nicht hier. Deshalb will ich keinen weiteren Verdruss. Du trägst es mir doch nicht nach, kleine Dame, oder?«
    »Ich könnte nicht aufrichtig sagen«, entgegnete Hildy, »dass ich’s nicht täte.«
    Al stutzte bei diesen Worten und kratzte sich das struppige Haar. Dann lächelte er Ynen ungläubig an. »Deine Schwester ist wirklich ein helles Köpfchen. Sie ist doch deine Schwester, nicht wahr? Was für ein Glück, dass es mir völlig egal ist, was die Leute sagen.« Er drehte Hobins Handbüchse auf seinem Knie, bis sie auf Mitt zeigte. »Du. Such Angelzeug und fang uns fürs Mittagessen einen Fisch.«
    »Wenn es dir egal ist, was andere Leute sagen – nein«, entgegnete Mitt.
    Al spannte den Hahn, sodass Hobins Büchse schussbereit war. »Du kannst sagen, was du willst, solange du tust, was ich sage«, erklärte er, und der Blick, den er Mitt zuwarf, zeigte ganz eindeutig, dass er ihn erschießen würde.
    »In einem der Kästen

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