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Jones, Diana Wynne

Jones, Diana Wynne

Titel: Jones, Diana Wynne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 02 Die heiligen Inseln
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sein, du weißt schon –, und jetzt sehe ich, dass ich genauso schlecht bin wie Al. Deshalb muss ich mein ganzes Leben neu überdenken. Ich muss herausfinden, was ich mir bei meinem Tun in Holand eigentlich gedacht habe.« Und noch immer gab Libby Bier ihm kein Zeichen. Sie saß am Ende der Ruderpinne in dem Garn, mit dem sie festgemacht war, und ihre verblichenen Farben begannen wieder zu leuchten, weil die Sonne in diesem Moment aufging. Mitt wagte es nicht mehr, auch nur ein Wort zu sagen, denn jemand in der Kajüte hätte ihn hören können. Er starrte auf die schaukelnden gelben Wellen. Noch immer war kein Land zu sehen.
    Den ganzen Tag lang kam kein Land in Sicht. Der Wind flaute zu einem kühlen, unbeständigen Lüftchen ab, und sie alle knöpften fröstelnd die Jacken zu. So viel kälter war es geworden, dass sie nicht daran zweifelten, mittlerweile in nordländischen Gewässern zu sein. Das war ihr einziger Trost. Die Kuchen und Pasteten rochen mittlerweile eigenartig, das Wasser wurde knapp, und weil Al sich weigerte, sich mit Meerwasser zu rasieren, schwand es noch schneller – und dann war da eben Al.
    Al verkündete, er langweile sich. »Du musst doch ein Kartenspiel oder ein paar Würfel dabeihaben«, sagte er zu Mitt, dem er so etwas offensichtlich am ehesten zutraute.
    Seitdem Libby Bier ihn im Morgengrauen angestoßen hatte, fühlte Mitt sich Al ein wenig mehr gleichgestellt. »Ich?«, fragte er. »Leute meines Standes können sich Glücksspiel nicht leisten.«
    Al trieb sich eine Weile murrend auf dem Boot herum. Dann ging er plötzlich nach unten und kam mit der Arrisflasche wieder herauf. »Dann begnüge ich mich eben damit«, sagte er. »Könnte gerade reichen. Wirklich, kleine Dame, ich will mich nicht beschweren, aber du solltest dich wirklich vergewissern, dass deine Flaschen voll sind, bevor du die Anker lichtest.«
    Er ließ sich auf das Kajütendach nieder und begann zu trinken. Alle drei warfen immer wieder einen sehnsüchtigen Blick auf Hobins Büchse in seinem Gürtel, doch Als Hand war immer in ihrer Nähe, und von Zeit zu Zeit klopfte er liebevoll auf den Griff. Dann begann er zu singen. Flehend blickte Ynen zum Segel hoch. Doch wenn er die Spiere bei diesem leichten Wind herumschwingen ließ, hätte er Al nur einen sanften Stoß versetzt. Er seufzte und überließ Hildy die Pinne, in der Hoffnung, dass sie mehr Glück hätte.
    Nachdem Al den Arris halb ausgetrunken hatte, begann er wieder zu reden. Keiner hörte ihm zu. Das war nicht schwer, denn durch ihre ständigen Nachtwachen waren sie so müde, dass sie schon halb schliefen. Eine Stunde lang achtete keiner von ihnen auf nur ein Wort, das Al sagte. Dann begann er schallend zu lachen und brüllte sie an.
    »Ich sage euch, ich hab’s genau richtig gemacht! Und ich kann euch nur raten, immer zwei Spiele auf einmal zu spielen! Reich gegen reich – denn die zahlen besser –, aber reich gegen arm, wenn ihr’s nicht anders haben könnt. Ich sag euch… ich sag euch… Kommt her und hört zu, ihr alle!«
    Hildy stand an der Ruderpinne, aber Ynen und Mitt wagten es nicht, sich Al zu widersetzen. Unwillig stiegen sie auf das Kajütendach, wo Al mit unsicherer Hand in seiner Jacke suchte und sie mit wütenden, glasigen Augen anstarrte. Als sie näher kamen, gelang es ihm, seine Jacke umzuschlagen, sodass sich ein graubraunes Band im Futter zeigte. An dem Band hing ein kleines rundes Goldstück mit einem Weizengarbenwappen darauf.
    »Da. Wisst ihr, was das ist?«
    »Ja«, sagte Ynen. »Du gehörst zu Harchads Spitzeln.«
    Al klatschte triumphierend in die Hände. »Richtig!«, rief er. »Richtig, richtig, richtig! Seit sieben Jahren arbeite ich schon für Harchad. Versteht ihr, was ich getan hab?«, fragte er listig und wurde ernst und zutraulich, bevor einer von ihnen antworten konnte. »Reich gegen reich ist am besten. Harl bezahlt mich, damit ich den alten Haddock abschieße. Harchad zahlt mir ein Kopfgeld für den alten Haddock. Beide bieten mir an, mich in Sicherheit zu bringen. Was auch immer geschieht, Al ist fein raus.«
    »Was anderes hätte ich auch nicht von dir erwartet, Al«, sagte Mitt.
    Ynen hielt es nicht mehr in Als Nähe aus. Er zog sich zu Hildy zurück und war froh, als sie eine kalte Hand von der Pinne nahm und seinen Arm so fest drückte, dass es wehtat.
    Al schien es zufrieden, sich auf Mitt zu konzentrieren. Er lachte und fuchtelte ihm mit einem Finger unter der Nase herum. »Hör auf mich und treibe immer

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