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Jones, Diana Wynne

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Titel: Jones, Diana Wynne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 02 Die heiligen Inseln
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allen Teilen Dalemarks. Nicht lange, und sie hatte mehr und mehr das Gefühl, es sei ein außerordentlich großes Glück, dass sie dorthin gehen würde, und schilderte Mitt den Ruhm und die Schönheit der Heiligen Inseln in noch leuchtenderen Farben von neuem.
    Bei der dritten Wiederholung hatte Mitt genug. »Gut, ich habe verstanden«, sagte er. »Du warst so froh über deine Verlobung, dass du bei der ersten Gelegenheit ausgerückt bist. Hör also bloß mit dem Protzen auf.«
    »Ja, hör bitte auf, Hildy«, bat auch Ynen, der sich genauso langweilte wie Mitt.
    Hildy wurde wütend. »Warum sollte ich?«
    Ynen blickte in ihr weißes Gesicht und antwortete nicht.
    Mitt sah zwar, dass Hildy zornig war, aber das war für ihn kein Grund, den Mund zu halten. »Weil du uns schon dreimal erzählt hast, dass du bald die heilige Hildrida bist. Du wirst auf einem Stier herumreiten, auf einer kleinen Flöte pfeifen und von Insel zu Insel hoppeln, um allen Leuten ihre Wünsche zu erfüllen. Jetzt sag uns aber mal, was der arme alte Lithar davon hält. Dem ist wahrscheinlich ganz übel, und das wär kein Wunder.«
    Hildy schoss hoch. Sie war so weiß im Gesicht, dass Ynen den Kopf einzog. Wie konnte Mitt es wagen, sich über sie lustig zu machen! Dabei hatte sie nur versucht, ihn über seine schlimmen Erinnerungen hinwegzutrösten! Wie er es ihr vergalt, sah ganz dem Hafengesindel ähnlich, zu dem er ja gehörte! Sie war so wütend, dass sie überlegte, ob sie auf ihn springen und ihm so sehr wehtun sollte, wie sie nur konnte. Mitt grinste sie an, er fürchtete sich nicht im Mindesten. Hildy sagte sich, dass er vermutlich kräftiger sei als sie. »Du«, rief sie, »bist bloß ein abscheulicher kleiner Meuchelmörder, vergiss das nicht!« Sie machte auf dem Absatz ihrer Seestiefel kehrt und schritt zum Bug des Bootes.
    Mitt sah ein, dass er zu weit gegangen war. Zuerst tat es ihm Leid. Als Hildy dann jedoch weiter mit dem Rücken zu ihnen im Bug sitzen blieb und vor Wut weiß im Gesicht über den Alten Ammet hinweg aufs Meer starrte, nahm er es ihr übel. »Gib mir die Pinne«, sagte er zu Ynen. »Du musst dich einmal ausruhen. Und geh und sag deiner Schwester, sie soll doch reinspringen.«
    Ynen brachte Hildy stattdessen einen Kuchen. Sie lehnte es ab, mit ihm zu sprechen. Er brachte den Kuchen dem Mann von der Siebenfach II. Doch der hatte noch nicht einmal die Pastete gegessen. Ynen wollte gerade wieder gehen, als der Fremde sich regte. Ynen fragte, ob er etwas essen wolle, doch er knurrte nur. Ynen verstand nur ›junger Herr‹. Er beugte sich unsicher vor und fragte den Mann nach seinem Namen. Der Mann knurrte ihm zu, er solle ihn Al nennen, junger Herr. Dann streckte er die Hand aus und schnappte sich den Kuchen, den Ynen wieder mitnehmen wollte. Ynen floh in die Plicht und hatte das Gefühl, an Bord der einzige verträgliche Mensch zu sein.
    »Mit ihm ist furchtbar schwer auszukommen«, sagte er zu Mitt.
    »Er ist ein Rohling«, stimmte Mitt ihm zu. »Aber vielleicht ist es morgen besser.«
    Sie teilten die Nachtwachen auf, wobei Ynen zwischen Mitt und Hildy hin und her laufen musste, weil Hildy kein Wort zu Mitt sagen wollte. Mitt nahm die Morgenwache. Er wollte auf den Beinen sein für den Fall, dass sie Land erreichten.
    Doch am Morgen war noch immer kein Land in Sicht. Der Wind hatte aufgefrischt, und es versprach ein klarer Tag zu werden. Mitt saß, die Füße auf den Sitz gelegt, an die Plicht gelehnt, summte ein Lied und fühlte sich so frisch und ruhig wie seit Jahren nicht mehr. Er fragte sich, was er wohl tun würde, wenn er den Norden erreichte. Entweder wieder fischen, dachte er, oder er suchte sich Arbeit auf einem Hof. Bestimmt gab es noch Hunderte anderer Dinge, die man tun konnte und die ihm im Moment nur nicht in den Sinn kamen.
    Er war so fröhlich und zukunftsfroh, dass es ihn wirklich verletzte, als Hildy aus der Kajüte kam und sich wortlos an ihm vorbeischob. »Was habe ich dir eigentlich getan«, fragte er, »außer dich ein wenig aufgezogen zuhaben?«
    »Warum sollte ich mir das bieten lassen?«, fragte Hildy. »Dir steht es überhaupt nicht zu, mich zu kritisieren.«
    »Ach, geh und nimm einen schönen großen Schluck Arris!«, entgegnete Mitt empört.
    Hildy sah ihn an und war sich nicht sicher, ob sie lachen oder ihm an die Kehle fahren sollte, da erschauerte die Straße des Windes unter einer Kette von Flüchen. Hildy hatte so etwas noch nie vernommen, und Mitt hatte nur selten so viele auf

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