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Jones, Diana Wynne

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Titel: Jones, Diana Wynne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 02 Die heiligen Inseln
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Seine Segel flatterten gegen den Wind, bis sie nur noch einen Schritt entfernt längsseits der Straße des Windes trieb. Mitt, der sich den schmerzenden Magen hielt, sah hoch und entdeckte eine Reihe von Köpfen, die sie beobachteten, und am höchsten Teil der Reling beugte sich ein Mann vor und rief Al an.
    »Al! Wohin warst du denn verschwunden? Es nahm der Fragen und Sorgen überhaupt kein Ende, wo du seist. Willst du an Bord kommen?«
    Al lachte herzlich. »Was meinst du wohl, Benk? Ich bin diesen Kahn leid. Sorge dafür, dass er in den Hafen geschleppt wird, ja, und wirf uns ein Tau zu.«
    »Wer sind die da?«, fragte Benk und wies mit einem Nicken auf Hildy, Ynen und Mitt.
    »Die können auf ihrem Kahn fahren«, sagte Al.
    Hoch über der Straße des Windes wurden Befehle gerufen. Zwei kleine, flinke Männer kletterten über die Bordwand des großen Schiffes, ließen sich an Seilen herab wie zwei hastige weißköpfige Spinnen und landeten leichtfüßig auf der Straße des Windes. Während das Boot noch schaukelte und schwankte, reichten sie Al ihre Seile, der sie packte und daran hochgezogen wurde, was er mit Strampeln unterstützte, bis er die Reling erreichte. Dort ergriffen ihn zahlreiche Hände und zogen ihn an Bord. Im gleichen Moment wendete das große Schiff. Ächzend füllten sich seine Segel. Laut rauschte das Wasser, bis es nach einigen Sekunden genauso schnell im Nebel verschwand, wie es herausgekommen war.
    Hildy, Ynen und Mitt blieben auf der stampfenden Straße des Windes mit zwei kleinen, braunhäutigen Matrosen zurück. Wenigstens schienen sie Al endlich losgeworden zu sein. Darüber atmeten sie erleichtert aus, während sie sich schon skeptisch den beiden Seeleuten zuwandten. Ynen ging eilig an die Ruderpinne. Die Straße des Windes war sein Boot.
    Die Matrosen schienen es nicht eilig zu haben. Sie standen zusammen am Mast und schauten sich auf der Straße des Windes um, betrachteten den Alten Ammet, sahen hoch zum zerfetzten Mastwimpel, blickten an Ynen vorbei Libby Bier an und murmelten einander in leisem Singsang zu. Dann plötzlich kamen sie zielstrebig zur Plicht und schwangen sich hinein.
    »Macht ihr bitte etwas Platz für uns, ihr Kleinen?«, fragte einer von ihnen fröhlich. Er sprach leise, monoton und mit einem Akzent, den keiner der drei jemals zuvor gehört hatte.
    Ynen schloss die Finger um die Pinne. »Das Boot gehört mir.«
    »Dann solltest du es auch weiter lenken«, sagte der Seemann.
    »Aber du musst dich von uns lotsen lassen«, sagte der zweite Matrose. »Die Straße ist gefährlich. Könnten die anderen Kleinen vielleicht hochklettern und sich vor den Mast setzen, damit wir Platz haben?«
    So sehr war Mitt von ihrer melodischen Sprechweise gefesselt, dass er zunächst gar nicht begriff, selbst um ein wenig Platz gebeten worden zu sein. Als er aufstand, wobei er sich noch immer den Bauch hielt, sah er, dass Hildy noch immer nicht verstanden hatte. Er stieß sie an, und sie fuhr auf wie aus einem schlechten Traum. Steif kletterten sie auf das Kajütendach. Die Seeleute ließen sich zu beiden Seiten Ynens mit einer Selbstverständlichkeit nieder, als lotsten sie die Straße des Windes jeden Tag, und wiesen ihn freundlich an, was er tun solle. Mitt und Hildy knieten auf dem Kajütendach und musterten die Fremden, während die Straße des Windes langsam drehte und auf die Seite gelegt in den sich auflösenden Nebel eindrang.
    Es waren kleine braunhäutige Männer mit dunklen Augen und eigenartig hellem Haar von der Farbe eines neuen Seiles. Hildy und Mitt fühlten sich nun unbestimmt in Sicherheit. Die Fremden waren so warm und braun wie die Erde selbst. Sogar Ynen fühlte sich in ihrer Gesellschaft beruhigt und friedlich. Mitt und Hildy wurden das Gefühl nicht los, sie träumten – einen schönen Traum, den sie schon mehrmals geträumt hatten.
    »Das ist wirklich ein nettes, gutes Boot«, bemerkte der eine Matrose. »Holst du bitte die Vorsegel um ein winziges bisschen ein – Jenro macht es schon, mein Kleiner. Steure du nach links.«
    Jenro, der zweite Matrose, ergriff mit seinen braunen Händen die Leinen der Vorsegel. Ynen schämte sich ein wenig, als er sah, um wie viel besser die Straße des Windes plötzlich vorwärts kam. »Sehr schön«, sagte Jenro. »Wie heißt dein Boot?«
    »Straße des Windes«, antwortete Ynen.
    Über ihn hinweg tauschten die beiden Matrosen einen Blick. »Wirklich?«, fragte Jenro. »Und wer kommt auf der Straße des Windes herbeigefahren?

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