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Jordan, Penny

Jordan, Penny

Titel: Jordan, Penny Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Glut in mir
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werden.“ Die Liebe zu ihrem Sohn und der Stolz auf seine Leistungen waren Mary deutlich anzumerken.
    Philip setzte gerade vorsichtig junge Pflanzen um, und Pepper beobachtete ihn dabei. Bei allem, was er tat, war er behutsam, unendlich geduldig und verständnisvoll.
    „Komm herein, ich mache uns eine Tasse Kaffee“, lud Mary sie ein, und sie gingen ins Haus.
    In der Küche hatte sich nur wenig verändert, seit Pepper zum ersten Mal hier gewesen war. Gewiss, es gab eine neue Waschmaschine, einen neuen Gefrierschrank und einen neuen Herd, aber die großen Schränke zu beiden Seiten des Kohlenherdes und die schwere Kiefernanrichte hatten schon immer da gestanden. Das Porzellan auf der Anrichte hatte einer Tante von Mary gehört, viele der Möbel ebenfalls. Geld hatte im Leben der Simms nie eine herausragende Bedeutung gespielt, und Pepper kam es vor, als krieche sie bei ihren Besuchen zurück in die Sicherheit des Mutterleibs.
    Während Mary den Kaffee aufbrühte, unterhielten sie sich. Beide Simms hörten nie auf, Peppers Erfolge zu bewundern. Auf Pepper Minesse waren sie ebenso stolz wie auf Oliver, in gewisser Weise vielleicht sogar noch stolzer. Allerdings verstanden sie sie nicht ganz – wie sollten sie auch …
    Pepper setzte sich auf einen mit Kunststoff bezogenen Stuhl und fragte sich, was Mary sagen würde, wenn sie erfuhr, was sie gestern getan hatte. Einen Moment verfinsterte sich ihr Gesicht, aber es war sinnlos, ihre Handlungsweise an Marys moralischen Maßstäben zu messen. Ihr Leben, ihre Gefühle und ihre Reaktionen waren so vielschichtig, dass weder Mary noch Philip je wirklich begreifen konnten, was sie bewegte.
    Beide waren damals äußerst bestürzt gewesen, dass sie Oxford verlassen wollte, hatten aber nicht versucht, sie von ihrem Vorhaben abzubringen. Beinahe ein Jahr hatte sie in diesem Haus verbracht und war von den Eigentümern umsorgt, verhätschelt und beschützt worden. Mary und Philip hatten sie aufgenommen und ihr etwas gegeben, was sie niemals zuvor in ihrem Leben erfahren hatte. Sie waren die einzigen wirklich guten christlichen Menschen, die sie kannte, und trotzdem gab es eine Menge Leute, die das Paar wegen seines einfachen Lebens und seines geringen Interesses an Reichtum und Erfolg verachteten und verspotteten.
    Pepper brauchte dies hier beinahe ebenso wie ihre Rache. Sie musste sich dazu zwingen, die Anzahl ihrer Besuche zu begrenzen. Einmal im Monat, Weihnachten und an den Geburtstagen …
    Mary und sie tranken ihren Kaffee in schweigendem Einvernehmen, wie es nur Leute tun, die einander gut kennen und sich in Gesellschaft des anderen völlig wohlfühlen. Anschließend half Pepper Mary, abzuwaschen und das Mittagessen zu bereiten – einfache häusliche Verrichtungen, bei denen sie keiner ihrer leitenden Angestellten oder Mitarbeiter je vermutet hätte. Allerdings hätte Pepper auch keinem gestattet, sie so zu erleben.
    Nach dem Mittagessen gingen sie in den Garten, nicht etwa um sich in die frühe Nachmittagssonne zu setzen und ein wenig zu ruhen, sondern um das Unkraut herauszureißen, das unablässig Philips Blumenbeete bedrohte. Während sie arbeiteten, erzählte Philip. Er machte sich Sorgen um einen Schüler. Pepper hörte ihm zu, und eine demütige Liebe zu diesem Mann erfasste sie. Doch für Philip würde sie immer bleiben, was sie mit siebzehn Jahren gewesen war: eine ungebildete, schlecht erzogene kleine Wilde, die nur die Gesetze ihres Zigeunerstammes kannte und sich eher von Gefühlen als von der Logik lenken ließ.
    Nach dem Tee mit Marys selbst gebackenen Hörnchen und Marmelade vom vorigen Sommer verließ Pepper die Simms gegen fünf Uhr wieder. Oliver war da und betrachtete mit ein paar Freunden lässig ihren Wagen. Während sie die Jungen beobachtete, lächelte er ihr zu. Es war ein verschwörerisches, sympathisches Lächeln, das deutlich zeigte, was für ein Mann Oliver einmal werden würde. Schon jetzt entdeckte Pepper bei ihm die Anfänge von großem persönlichem Charme, von Intelligenz, Dynamik und einigem mehr.
    Gleichgültig, wohin ihn das Leben einmal führen würde und wie es verlief, immer würde er auf diese Jahre hier zurückblicken können; auf die Liebe seiner Eltern und die Sicherheit, die sie ihm gegeben hatten. Ein Leben lang würde er von diesem Geschenk zehren – wie ein Reis, das in guter, fruchtbarer Erde besser und kräftiger gedeiht als in einem armen Boden, wo es ums Überleben kämpfen muss.
    Hindernisse aller Art konnte man

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