Jordan, Penny
Stolz.“
„Obwohl er meinen Körper zerstören könnte?“, schrie Layla hysterisch. Sie war noch so jung und hätte sich am liebsten weinend an die Mutter geklammert, aber Naomi hatte recht. Sie konnte sie nicht schützen, sosehr der Stamm die Witwe seines letzten Führers auch verehrte.
Es wurde eine Nacht, die Layla ihr restliches Leben verfolgen sollte. Ganz elend vor Angst ging sie zu Rafes Wagen. Als sie Stunden später wieder hinauskriechen konnte, weil er endlich eingeschlafen war, war ihr Körper über und über mit blauen Flecken und roten Striemen bedeckt.
Naomi verband sie vorsichtig, und ihre Augen brannten vor Tränen. Aber sie durfte nichts dazu sagen. Layla sah sie an wie eine Wildkatze, die in die Falle gegangen war. Nicht nur ihr Körper, auch ihr Wille war gebrochen.
Layla besaß kein so dickes Fell, um Rafes körperlichen Misshandlungen gleichmütig über sich ergehen zu lassen. Sie empfand nur noch Hass für ihn. Nicht einmal ihrer Mutter würde sie beschreiben, was er mit ihr getan hatte. Ihr Körper bebte, während sie versuchte, die Gedanken daran zu verdrängen.
Naomi gab ihr einen Trank, damit sie sich beruhigte und schlafen konnte, doch während die Mutter ihr den Rücken zukehrte, goss Layla ihn fort.
Sie wollte keine weitere Nacht wie diese ertragen, und sie würde es auch nicht.
Während der Rest des Lagers schlief, schlich sie sich stumm davon. Der wachhabende Polizist auf dem Revier hörte sich ihre Geschichte entsetzt an und überlegte, ob er ihr glauben solle. Der Sergeant, der aus dem Bett geholt worden war und nörgelnd auf der Wache erschien, warf einen einzigen Blick in Laylas bleiches, verbittertes Gesicht und wusste, dass er das Motiv für Duncans Ermordung gefunden hatte.
Sie verhafteten Rafe bei Anbruch der Morgendämmerung; zwei Monate später wurde er zum Tode verurteilt. Er kam nie bis zum Henker. Irgendjemand steckte ihm heimlich Gift zu. Eines Morgens fand man ihn tot in seiner Zelle. Sein Körper war bereits steif, und seine Augen starrten ins Leere.
Von nun an mied der Stamm Layla. Erwählte einen neuen Führer, und der verkündete, Naomi dürfte bei ihnen bleiben, aber Layla müsse gehen.
Naomi merkte, dass ihre Tochter schwanger war, und bat den Stamm um Gnade. Sie wurde ihr gewährt. Layla blieb eine Verstoßene, erhielt aber die Erlaubnis, mit den anderen zu reisen.
Der kränkliche Zustand ihrer Tochter schreckte Naomi. Nur der Gedanke an die Geburt des Kindes hielt Layla aufrecht, Duncans Kind. Wie eine Beschwörung sprach sie die Worte immer wieder vor sich hin.
„Es könnte auch Rafes Kind sein“, sagte Naomi zu ihr.
Layla schüttelte den Kopf und sah ihre Mutter mit Augen an, die viel zu alt für ihr kindliches Gesicht waren.
„Nein, das ist unmöglich. Er hat mich nicht wie eine Frau behandelt und seinen Samen nicht in mich gegossen.“
Rachel Lee wurde im achten Monat der Schwangerschaft ihrer Mutter geboren. Der Anblick von Laylas dürrem Körper, der während der Schwangerschaft beinahe unanständig anschwoll, tat Naomi unendlich weh. Ein wilder Geist schien in Layla zu brennen. Er verlieh ihr einen Stolz und eine Entschlossenheit, die sie niemals bei diesem übermütigen, verwöhnten Kind vermutet hatte.
Die Geburt war schwierig, und obwohl die anderen Frauen innehielten und auf die Schreie aus dem Wagen horchten, kam ihnen niemand zu Hilfe. Naomi machte es nichts aus. Sie war eine erfahrene Hebamme, und das Kind lag gut, wenn es auch ein wenig zu groß für Laylas ausgemergelten Körper war.
Als sie das Kleine der Tochter in die Arme legte, lächelte Layla zum ersten Mal richtig seit Duncans Tod.
„Sie ist hübsch“, sagte sie zu ihrer Mutter. „Du wirst sie Rachel nennen und an meiner Stelle lieben, nicht wahr?“
Naomi wusste, dass sie den Blutfluss nicht stillen konnte und ihre Tochter sterben musste. Sie hatte es seit Beginn der Geburt geahnt. Layla hatte sich gezwungen, am Leben zu bleiben, solange sie das Kind trug. Seit sie Rafe verraten hatte, war sie für den übrigen Stamm ohnehin schon tot.
Es gab keinen Scheiterhaufen für Layla, keine Trauer und keine Totenklage für das kurze Leben, das so rasch ausgelöscht worden war. Und obwohl der Stamm Naomi bei sich duldete, merkte die kleine Rachel rasch, dass sie nicht wirklich dazugehörte. Das Geheimnis um ihre Geburt und den Tod ihrer Mutter sonderte sie von den anderen ab.
Schon bald erfuhr sie, dass sie den Namen ihrer Mutter nicht erwähnen durfte und dass sie und
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