Jordan, Penny
wurde. Die „kleinen Läden“, in denen die Mädchen einkauften, lagen allesamt im Nobelviertel Knightsbridge, und die Ferienhäuser befanden sich natürlich in Südfrankreich oder auf den karibischen Inseln. Besaßen die Eltern eine Jacht, handelte es sich „nur um ein winzigkleines Boot“. Größe galt als gewöhnlich. Und gewöhnlich zu sein war ein Zeichen für die fehlende gesellschaftliche Stellung.
„Was wirst du tun, nachdem du diesen Kursus beendet hast?“, fragte ein Mädchen Pepper in der Mittagspause.
Pepper wusste es noch nicht. Aber ein Vorschlag, den Isabelle gemacht hatte, kam ihr in den Sinn. Deshalb sagte sie, ohne lange zu überlegen: „Oh, ich bin mir noch nicht sicher. Ich werde vielleicht ein Unternehmen gründen, das Mittagessen für geschäftliche Besprechungen ausrichtet.“
Solch ein Service als Möglichkeit, weitere junge Männer kennenzulernen und zu beweisen, dass man mehr als Luft im Kopf hatte, war in den Siebzigerjahren noch ziemlich ungewöhnlich. Die Mitschülerinnen blickten Pepper verwundert an.
„Eine meiner Cousinen hat es versucht“, meinte ein ziemlich gelangweiltes junges Mädchen abfällig. „Sie fand es schrecklich lästig. Weil sie deswegen nicht mehr Ski laufen konnte, gab sie es bald wieder auf.“
„Ich finde die Idee großartig“, sprang Isabelle der Freundin zu Hilfe. „Pepper und ich werden sogar Partner.“
Pepper war verblüfft. Das hatte sie wirklich nicht beabsichtigt. Sie wusste, dass Isabelle weder selbstständig werden noch ihr Leben selbst in die Hand nehmen wollte. Unbekümmert, wie sie war, würde sie jung und reich heiraten und das gleiche Leben wie ihre Mutter führen. Und trotzdem …
Pepper verdankte Isabelle eine Menge, und sie mochte sie. Außerdem konnte sie durch Isabelle viele wichtige Leute kennenlernen. Die Freundin war so begeistert von dem Gedanken, dass Pepper es nicht übers Herz brachte, sie zu enttäuschen.
„Ich habe Mama von unseren Plänen erzählt“, verkündete Isabelle nach einem Wochenende, das sie zu Hause verbracht hatte. „Sie findet unsere Idee fabelhaft und will dich unbedingt kennenlernen. Komm endlich mit zu mir nach Hause.“
„Das nächste Mal“, versprach Pepper und deutete den Wunsch von Isabelles Mutter richtig. Dorothea Kent wollte sie einer Prüfung unterziehen … An deren Stelle hätte sie genauso gehandelt.
„Daddy gefällt der Gedanke auch“, fuhr Isabelle fort. „Er möchte uns behilflich sein und wird ein paar Essen bei uns bestellen. Zunächst nur für den Vorstand“, fügte sie kichernd hinzu. „Auf seine Kundschaft will er uns erst loslassen, nachdem er sicher sein kann, dass wir sie nicht vergiften!“
„Und was hält dein Bruder davon?“
Obwohl sie sich manchmal auf der Treppe begegneten, sah Pepper Neil nicht oft. Sie spürte, dass die Geschwister sich nichts besonders gut verstanden.
„Ach, Neil – der ist einfach unmöglich. Er prophezeit uns, dass wir innerhalb von vierzehn Tagen die Nase voll haben. Wir müssen es schaffen, Pepper, schon um es ihm zu beweisen.
Oh, beinahe hätte ich es vergessen: Daddy hat Neil gebeten, uns Karten für den Ball des Magdalen-College zu besorgen. Das ist eines der tollsten gesellschaftlichen Ereignisse hier. Mama hat mir ein neues Kleid dafür versprochen. Was wirst du anziehen?“
Pepper hatte nicht die geringste Ahnung. Seit sie mit Isabelle zusammenwohnte, konnte sie nicht mehr arbeiten und besaß nicht viel Geld. Andererseits wollte Dorothea Kent sie kennenlernen, deshalb hatte sie Pepper zu dem Ball eingeladen. Kurz gesagt, Pepper musste hingehen.
Isabelles Mutter hatte die Zeitschrift „Tatler“ abonniert, und Isabelle brachte die jeweilige Ausgabe mit, wenn sie aus dem Wochenendurlaub zurückkehrte. Pepper sah sich die Gesellschaftsfotos immer genau an und wusste in etwa, welche Garderobe auf dem Ball erwartet wurde.
Sie hatte das Problem noch nicht gelöst, als sie Mary und Philip das nächste Mal besuchte. Oliver lief inzwischen und versuchte zu reden. Er strahlte Pepper an wie jeden, den er kannte, und warf sich ihr in die Arme. Sie hob ihn automatisch auf und wunderte sich ein wenig, dass sie keinerlei Mutterliebe für ihn empfand. Das Recht auf dieses Gefühl hatte sie in dem Augenblick verwirkt, als sie ihn nach der Geburt nicht sehen wollte. Eindringlich betrachtete sie ihn, entdeckte jedoch keinerlei Ähnlichkeit mit sich oder dem Mann, der ihn gezeugt hatte.
Sobald Mary das Zimmer betrat, fuhr Oliver herum und
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