Jordan, Penny
ihren Eltern erzählen, was aus ihr geworden sei. Und sie war sicher, dass er nicht bluffte. Sie wurde erst in zwei Jahren dreißig, so lange hielt sie es nicht mehr in dieser Ehe aus.
Jessica stand auf und ging nach unten. An der Tür vor Richards Arbeitszimmer blieb sie stehen. Wenn sie ihre Freiheit mit Geld erkaufen konnte, würde sie es tun.
Zwei Monate später wurden sie geschieden – aber erst, nachdem Jessica eine rechtliche Vereinbarung unterzeichnet hatte, Richard an ihrem dreißigsten Geburtstag zwei Millionen Dollar auszuzahlen.
Seit vier Jahren war er nun mit Linda verheiratet. Sie war eine nette Frau. Unter seiner Leitung florierte die Howell-Bank wieder, und das Schicksal meinte es gut mit ihm. Zumindest bis zu dem Treffen mit Pepper Minesse.
Heimlich bewunderte Richard Pepper. Im Grunde tat sie nichts anderes, als was er selbst auch getan hatte. Aber sie war eine Frau und musste daher scheitern. Dafür würde Miles French schon sorgen.
Richard runzelte die Stirn und dachte an die zurückliegenden Jahre. Sie hatten sich alle sehr verändert. Heute würde er niemandem mehr einen Gefallen tun. Und Simon Herries … Der hatte etwas Merkwürdiges an sich, etwas Gefährliches – als hätte er Zwangsvorstellungen. Aber war er nicht immer schon so gewesen? Hartnäckig hatte er darauf bestanden, dass Pepper für Tim Wildungs Tod verantwortlich wäre und dafür bestraft werden müsse … Nun, jetzt war es zu spät, es gab kein Zurück. Richard konnte nur hoffen, dass Miles French wusste, was er tat. Er hatte nicht den Eindruck eines Mannes gemacht, der seine Fähigkeiten überschätzte. Was er vorgeschlagen hatte, klang so einfach und war so wirkungsvoll, wenn es klappte.
12. KAPITEL
S imon Herries hatte Oxford zwei Jahre vor den beiden anderen verlassen. Sein Gut war bankrott gewesen, und er hatte beinahe alle verbliebenen Ländereien verkaufen müssen, um die Schulden zu tilgen. Ihm war klar, dass er Geld brauchte, und er wusste auch, wie er es bekommen konnte.
Zunächst fuhr er nach Marchington und besuchte Tims Mutter – eine freundliche, weltfremde Frau. Sie glaubte, Simon sei sehr einsam, und erinnerte sich, dass er der beste Freund ihres Sohnes gewesen war. Deshalb lud sie ihn ein, länger zu bleiben.
Simon blieb zwei Monate und machte während dieser Zeit Deborah heftig den Hof. Der Adelstitel würde zwar an einen entfernten Vetter fallen, aber der alte Earl war ein außerordentlich reicher Mann, und sein Sohn war es ebenfalls. Alle Mädchen der Wildungs besaßen ihren eigenen Treuhandfonds. Wenn er Deborah überreden konnte, ihn zu heiraten …
Deborah ahnte, was Simon im Sinn hatte, und mied ihn, so gut sie konnte. Sie hatte ihn schon nicht gemocht, als Tim ihn zum ersten Mal mit nach Hause brachte. Außerdem machte sie ihn für den Tod ihres Bruders verantwortlich. Er war bei ihm gewesen.
Aber das behielt sie für sich, denn sie wusste, wie sehr sie ihre Mutter mit solchen Gedanken quälte.
Die jüngeren Schwestern begriffen Deborah nicht. Beide fanden, Simon wäre ein gut aussehender, attraktiver Mann. Sie konnte ihnen nicht erklären, weshalb sie Simon für böse und gefährlich hielt; dass sie vor Angst erschauderte, sobald er sie auch nur berührte, und allein bei dem Gedanken an eine Heirat mit ihm schon eine Gänsehaut bekam.
Ihr Vater und ihr Großvater waren geschäftlich in Australien, als Simon in Marchington auftauchte. Bei seiner Rückkehr bemerkte der alte Earl die verkrampfte Miene seiner Lieblingsenkelin sofort. Er war ebenfalls nicht erfreut, Simon Herries hier anzutreffen, denn er traute ihm nicht. Als er merkte, wie offen der junge Mann seine Enkelin umwarb, wuchs seine Besorgnis.
Er versuchte, mit Deborah über ihre Sorgen zu reden, aber sie schwieg. Sie sah, wie sehr die Mutter sich über Simons Besuch freute. Für sie war es, als wäre Tim zurückgekehrt.
Der Earl ließ sich nicht täuschen. Er mochte Simon ebenso wenig wie seine Enkelin, und da er die größere Lebenserfahrung besaß, wusste er auch, weshalb. Simon spielte ein falsches Spiel. Der Earl spürte es – ja, er roch es beinahe. In seinem langen Leben waren ihm schon einige Männer mit demselben Anstrich innerer Verderbtheit begegnet.
Im Gegensatz zu früher reiste er Anfang August nicht nach Schottland, sondern blieb in Marchington.
Deborah war froh darüber. Obwohl sie sich immer wieder sagte, dass Simon sie niemals umstimmen könnte, hatte sie Angst vor ihm. Wenn der Großvater da war, fühlte
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