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Jorina – Die Jade-Hexe

Jorina – Die Jade-Hexe

Titel: Jorina – Die Jade-Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Cordonnier
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Aufmerksamkeit des Männervolkes entgangen sein! Wo hatte sie sich versteckt, um dem unausweichlichen Schicksal eines hübschen Mädchens bisher entgangen zu sein.
    »Habt Ihr Euch wehgetan?« erkundigte sich Jorina besorgt und versuchte den Bund ihres Rockes auf die richtige Länge umzuschlagen.
    »Aber nein«, der Seigneur tastete im Dunkeln nach seinen Kleidern, die er achtlos abgestreift hatte. »Wieso sollte ich?«
    »Weil Ihr so gestöhnt habt.«
    »Gütiger Himmel ...«
    Die harmlose Frage bewies ihm, dass ihre Unschuld noch viel weiter ging, als er angenommen hatte. Wie war es möglich, dass ihm eine so unerfahrene Jungfer eine solche leidenschaftliche Befriedigung geschenkt hatte? Nun, vielleicht lag es ja auch an seiner eigenen Schwäche? An der Tatsache, dass er seit undenklichen Zeiten keine Frau mehr besessen hatte, weil ihm einfach keine wichtig genug und reizvoll genug gewesen war.
    »Ich hatte Angst, dass Eure Wunde von Neuem aufgebrochen ist«, erklärte Jorina und kämpfte mit den feuchten Strähnen ihrer Haare.
    »Du solltest dir besser Sorgen um deine eigene Person machen«, entgegnete er, plötzlich gereizt. Er wartete darauf, dass sie ihm Vorwürfe machte, wie es jede halbwegs vernünftige Frau in ihrer Lage getan hätte. Er hatte sie ziemlich rücksichtslos genommen, und sogar ein so ahnungsloser Engel wie sie musste gemerkt haben, dass er in seinem Egoismus nur an sich selbst gedacht hatte.
    »Hat es Euch nicht gefallen?« Schon wieder überraschte sie ihn.
    »Nicht gefallen? Zum Henker, Kleines!« Sie spürte seinen Griff um ihre Schultern, als er sie sanft schüttelte. »Du hast mir gnädiges Vergessen und unendliche Lust geschenkt, aber ich bin ein Schurke, dass ich dieses großzügige Angebot angenommen habe.«
    Jorina lächelte im Dunkeln, hob die Hand und berührte zärtlich seine Wange. Was geschehen war, hatte ihr wenigstens das Recht verliehen, diese scheue Liebkosung zu wagen.
    »Ich habe es aus ganzem Herzen getan, und Ihr braucht nichts davon zu bereuen«, sagte sie sanft und ließ die Hand wieder sinken. »Laßt uns zur Quelle gehen. Ich fürchte, dieser erste Ausflug muss Euch zutiefst erschöpft haben, wenn er Euch schon nicht geschadet hat. Außerdem ist es kalt ...«
    Die freundliche Bestimmtheit, mit der sie das Kommando an sich riss, entwaffnete ihn vollends. Er fand keine Antwort darauf und ordnete seine Kleider in einer Verlegenheit, wie er sie noch nie empfunden hatte.
    »Am besten nehmt Ihr meine Hand auf dem Weg zurück, damit Ihr nicht stolpert!«
    Raoul spürte die schmalen Finger, die sich in seine Hand stahlen, und folgte dem Umriss ihrer zierlichen Gestalt. Sie musste die Augen einer Eule besitzen, denn sie fand den Pfad an der Quelle entlang, ohne ein einziges Mal zu zögern. Es fiel kein weiteres Wort zwischen ihnen. Nicht einmal, als sie sich Seite an Seite unter dem Dach des schützenden Felsens zur Ruhe legten.
    Raoul hatte das fatale Empfinden, Jorina wäre in ihn gedrungen wie er in sie. Sie steckte in seinem Blut, und er brauchte sie zum Leben wie den Atem. Hatte er seinen leichtsinnigen Verfehlungen auch noch diese Dummheit hinzufügen müssen?

9. Kapitel
    »Sie haben Edwy die Kehle durchgeschnitten!«
    Paskal Cocherel ließ den mächtigen Beidhänder sinken, mit dem er im Burghof gemeinsam mit ein paar Söldnern seine Kampfkraft trainiert hatte. Das wirre graue Haar klebte ihm schweißnass am Schädel, und die stechenden gelben Augen verengten sich gefährlich bei dem Blick auf den Mann, der vor ihm stand.
    »Und das Mädchen?«
    »Ist ebenso wie der Ritter vom Erdboden verschwunden!«
    »Verdammt!«
    Der Söldnerführer übergab die schwere Waffe einem seiner Hauptleute und wischte sich mit dem Ärmel seines Wamses den Schweiß von der breiten Stirn. Unter dem kalten Funkeln seiner Augen versteiften sich die Söldner rund um Hauptmann Gordien, der ihren Suchtrupp angeführt hatte. Sie alle fürchteten seine Wutanfälle, aber sie wussten, dass er noch gefährlicher war, wenn er schwieg wie jetzt.
    »Berichte!« schnauzte er Gordien an, der in knappen Worten schilderte, wie die Suche sie von Auray bis in den Forst von Penhors geführt hatte.
    »Wir fanden Edwy im Straßengraben. Sie sind nicht weit gekommen«, fasste der bullige Kampfgefährte des Herzogs von St. Cado die Lage zusammen. »Der Idiot hätte sich denken können, dass sein Versuch, bei Nacht zu fahren, jeden Galgenvogel im Umkreis von vier Tagesreisen anziehen würde.«
    »Wenn Ihr das

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