Jorina – Die Jade-Hexe
Bewunderung, Leidenschaft, Wärme und etwas Fremdes, das sie bis tief in ihr Herz hinein erbeben ließ. Ein Schauer lief über ihre feuchte Haut.
»Weißt du überhaupt, wie schön du bist?« flüsterte Raoul mit heiserer Stimme.
Jorina hatte den Begriff Schönheit nie mit sich selbst in Verbindung gebracht. Wenn sie ihr Bild im Spiegel einer Wasserfläche oder einer Pfütze suchte, dann höchstens, um sich zu vergewissern, dass ihre Haare ordentlich geflochten waren und kein Band an ihrem Gewand unziemlich lose flatterte. Sowohl ihre Mutter wie auch die Äbtissin von Sainte Anne hatten jeden Anflug von Eitelkeit mit Strafen geahndet. Aber wenn der Seigneur sie schön fand, so wollte sie ihm nicht widersprechen. Es war ein höchst angenehmes Gefühl, ihm zu gefallen.
Sie befeuchtete nervös ihre Lippen, während sie auf ihrem bloßen Rücken spürte, dass sich der Zopf, den sie nicht mit einem Band umwunden hatte, ganz von selbst wieder löste. Sie vermochte nicht zu sagen, ob es diese streichelnde Bewegung auf bloßer Haut oder der brennende Blick des Mannes war, der jenes fremdartige, aber höchst angenehme Beben in ihr verursachte.
Raoul betrachtete Jorina ganz fasziniert und erkannte die kaum sichtbare Bewegung, mit der sie auf ihr eigenes Begehren reagierte. Sie wirkte zugleich unschuldig und sinnlich. Die Tatsache, dass sie keinen Versuch machte, ihre Nacktheit zu verstecken, schien seine unausgesprochene Frage ausreichend zu beantworten. Sie würde keinen Widerstand leisten, weshalb sonst zeigte sie sich in ihrer ganzen reizvollen Weiblichkeit?
Seine Hände schlossen sich wie von selbst um die schmalen Schultern, die sich wie sonnendurchglühter Marmor anfühlten. Oberflächlich kühl, mit heißer Wärme darunter. Seidig glatt und so verführerisch, dass es einem Verbrechen gleichkam, sie nicht zu streicheln.
Jorina stellte fest, dass die Berührung seiner Hände noch angenehmere Empfindungen hervorrief als die Liebkosung der eigenen Haare. Das Blut strömte plötzlich schneller zu ihrem Herzen. Sie atmete heftiger, und ihr ganzer Körper schien sich unter einer Welle von ziehender Sehnsucht auflösen zu wollen. Mit einem kaum hörbaren Seufzer schloss sie die Augen.
»Welch unerwartete Köstlichkeiten du unter deinen Lumpen versteckst«, hörte sie seine Stimme raunen, und am Hauch des Atems, der ihre Wangen streifte, merkte sie, dass er sich zu ihr herabbeugte.
Im letzten Schimmer des Lichtes erforschte er das schöne Antlitz, das sich ihm entgegenhob. Die einladenden Lippen, die schmale, gerade Nase und den flatternden Fächer dunkler Wimpern über ihren hellen Augen. Ein Ausdruck von Hingabe und bedingungsloser Liebe lag auf ihrem Gesicht.
Mit einem Hunger, der tief aus einem verborgenen Winkel seiner Seele kam, beugte er sich über diesen Mund und nahm ihn in Besitz. Da war kein Fragen, kein Abwarten, kein Versuch zu verführen. Nur Feuer und pure Begierde, die zwischen ihnen aufloderte wie eine Fackel, die man in trockenes Stroh hielt.
Jorina unternahm nicht den leisesten Versuch, sich zu wehren. Sie ergab sich Raoul mit einer eigenartigen Mischung aus scheuer Gefügigkeit und längst gefestigter Zuneigung. Es gefiel ihr, so eng gegen seinen Oberkörper gepresst zu werden.
Sie ließ sich in seine Arme sinken, weil es keinen Ort gab, wo sie lieber sein wollte. Sie spürte seinen harten Körper, der sich gegen ihre weichen Formen drückte, und ein eigenartiger Schwindel machte ihren Kopf ganz leicht und fröhlich. Wie in einem Traum befangen hob sie die Lippen seinen Küssen entgegen.
Raoul schmeckte die zarte Süße ihrer scheuen Küsse, und es fachte seine Leidenschaft so an, dass er sie noch stürmischer und begehrender küsste.
Jorina stöhnte leise auf, als seine Hand zwischen ihre Körper glitt und eine ihrer Brüste umfing. Rauhe Fingerkuppen streichelten über die harte Spitze, kosten und verlockten.
Sie spürte ein merkwürdiges Ziehen in ihrem Körper, und sie drängte sich unwillkürlich enger an Raoul, rieb mit einer Bewegung so uralt wie die Menschheit ihre Hüften verlangend an seinen. Ihre Hände glitten über seine Schultern und seinen Rücken, als suchten sie Halt.
»Ich kann nicht warten, ich muss dich haben ...«, stöhnte Raoul de Nadier, der trotz seiner nicht unbeträchtlichen Erfahrung in Liebesdingen noch nie ein solch rasendes Verlangen nach einer Frau verspürt hatte.
Er würde umkommen, wenn er sich nicht auf der Stelle in diesem verlockenden, weichen Körper
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