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Josef und Li: Roman (German Edition)

Josef und Li: Roman (German Edition)

Titel: Josef und Li: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Vovsova
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ich die Hausaufgabe fertig haben!«, schrie Vendula Frau Kličková an, die gerade einen schön aufgegangenen Auflauf aus dem Ofen nahm.
    »Du kannst sie doch hier machen«, schlug Frau Kličková versöhnlich vor und räumte noch die restlichen Kartoffelschalen vom Tisch.
    »Das meinst du doch nicht im Ernst? Es ist eine furchtbar schwierige Aufgabe und ich brauche Ruhe dafür! Warum habt ihr sie ausgerechnet zu mir geschoben?«
    Frau Kličková warf Herrn Klička einen hilflosen Blick zu und der schnauzte Vendula an, weil er schon Hunger hatte und auch wegen vorhin ein wenig böse auf Josef war: »Du solltest dich schämen, Vendula! Ist dir nicht aufgefallen, wie schlecht es ihr geht!? Die arme Frau!«
    »Und was ist mit mir, geht’s mir etwa besser?«, gab Vendula zurück und versuchte, in Richtung Spülbecken zu entkommen, damit Herr Klička sie nicht erwischte. Aber er erwischte sie.
    »Du bist eine verwöhnte Göre!«, schrie Herr Klička und hielt Vendula am Ohr fest. Und Vendula schrie, sie sei so, wie
sie von den Eltern erzogen wurde und dass man Kinder nicht quälen dürfe. Und Herr Klička wiederum schrie, sie solle nicht frech sein und dass sie von niemandem gequält werde, sie aber ihn quäle, und dass man das auch nicht dürfe. Dann schrie Herr Klička noch, dass er und Frau Kličková alles tun würden, was in ihrer Macht stehe, aber dass Frau Kličková ruhig noch etwas mehr tun könne, und dass es überhaupt ihre Schuld sei, dass die Kinder so seien, wie sie sind. Woraufhin Frau Kličková dann auch zu schreien anfing, dass sie täte, was sie könne und dann schaute sie auf den Auflauf, der in der Zwischenzeit völlig eingesunken war. Das tat Frau Kličková sehr leid und sie beschloss, mit dem Essen nicht länger auf Marta zu warten.
    Das Abendessen war kein Spaß. Vendula war beleidigt und sprach mit niemandem. Frau Kličková schaute vorwurfsvoll zu Herrn Klička hinüber, während der im Essen herumstocherte und nach einer Weile fragte, ob das Ding, das ihn an vulkanische Lava erinnere, Hähnchenfrikassee sei oder zerquetschter Karpfen.
    Frau Kličková tat so, als ob sie ihn nicht gehört hätte, lächelte Vendula aufmunternd zu und sagte: »Weißt du, Vendulka, für Marta muss es ein harter Schlag gewesen sein, dass ihr Kerl einfach mir nichts, dir nichts die Verlobung auflöst.«
    Diese Nachricht, dass jemand mir nichts, dir nichts eine Verlobung auflöst, interessierte Josef in höchstem Maße. Er hörte sogar auf, auf dem Stuhl zu schaukeln und so zu tun, als ob er unsichtbar wäre.
    »Na toll, ihr Kerl löst die Verlobung auf und ich hab sie jetzt an der Backe! Besser gesagt im Zimmer!«, fuhr Vendula
hoch, und Herr Klička kippte ihr in diesem unbeobachteten Augenblick den Rest seines Auflaufs auf den Teller, als ob das die allerschlimmste Rache wäre.
    »Man kann eine Verlobung lösen?«, Josef zupfte Herrn Klička am Ärmel – denn nur so konnte er seine Aufmerksamkeit auf sich ziehen.
    Und Herr Klička antwortete ihm, dass es gehen würde, wie man sähe. Also es ging, es ging! Das mit dem »für immer« hatte sich Helena nur ausgedacht!, jauchzte Josef im Stillen und die Schildkröte unter dem Tisch spürte ein schweres Donnern. Das war der Stein, der Josef vom Herzen fiel. Oder es war die Gabel, die jemand versehentlich fallen gelassen hatte und die auf dem Rückenpanzer der Schildkröte landete.
    In dem Augenblick fiel Marta in die Küche ein. Sie sah überhaupt nicht mehr aus wie ein armes Würstchen. Sie hatte die Nacht und den ganzen Tag durchgeschlafen, was ihr offensichtlich sehr gut bekommen war.
    Vendula, Josef und auch Frau Kličková sowie Herr Klička sahen sie an wie ein Naturereignis. Ein schönes Naturereignis. Vielleicht konnte Herr Klička deswegen die Augen nicht von ihr abwenden. Marta setzte sich an den Tisch und lud sich ungefragt eine ordentliche Portion auf den Teller.
    »Wenn ich Hunger bekomme, ist das ein Zeichen, dass ich das Schlimmste hinter mich gebracht habe«, sagte sie fröhlich. »Warum sollte ich mich wegen einem solchen Idioten quälen?! Und wenn ich schon hier bin, dann lasse ich es mir wenigstens richtig gut gehen, hab ich nicht Recht?«
    Einzig Herr Klička nickte zustimmend und die Schildkröte unter dem Tisch sah, wie aus Vendulas Augen Blitze schossen.
Und kurz darauf auch ein wenig aus den Augen von Frau Kličková. Marta beugte sich nämlich über den Teller und schnüffelte am Essen wie eine Katze oder wie Herr Klička.
    »Was ist das

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