Josef und Li: Roman (German Edition)
werden sollten, absprechen konnten.
»Ich stelle mir rosa Satin vor«, seufzte die Dame und sah dabei nicht Frau Kličková, sondern Marta an. Da sie nicht schielte, wie Josef zunächst vermutete, war klar, dass sie dachte, Marta wäre Frau Kličková. Doch Herr Klička bereinigte schnell das Missverständnis und zog Frau Kličková hinter Marta hervor.
»Das ist meine Frau«, sagte Herr Klička mit Nachdruck und die Kundin konnte sich der Verwunderung nicht erwehren, dass Herr Klička voller Stolz diese ungepflegte Person in ausgebeulten Hosen und zerschlissenen Hausschuhen präsentierte.
»Wissen Sie, ich hätte gerne, dass diese Kanapees und Sessel wie süße, unwiderstehliche Törtchen aussehen«, sagte sie und sah Frau Kličková prüfend an, in der Hoffnung, sie würde verstehen, was sie damit meinte. »Kurz, die Möbel sollen in den Männern die wildesten Fantasien aufwirbeln«, fügte die Kundin hinzu und zwinkerte Herrn Klička verschwörerisch zu. Aber das hätte sie lieber nicht tun sollen. Noch bevor Herr Klička seine Frau aufhalten konnte, setzte Frau Kličková an und sprach:
»Aber meine Verehrteste, wir stellen keine wilden Möbel her! Nur damit Sie es wissen: Mein Mann hat fünfzig Stühle
für das Refektorium des Klosters Karl Borromäus hergestellt und ich habe sie bezo…zogen …«, stotterte Frau Kličková vor Wut, »wie auch das gesamte zweite Stockwerk des erzbischöflichen Palais!«
Die Kundin schaute entsetzt und wollte so schnell wie möglich den Laden verlassen, als Marta die Dinge in die Hand nahm. Sie schnappte sich den Bestellbogen und sagte energisch: »Also abgemacht! Acht Sessel und drei Sofas. Sie werden mit den Bezügen vollends zufrieden sein!«
Und dann fügte sie wie eine erfahrene Geschäftsfrau hinzu: »Und wie wäre es mit einem Tischchen? So ein kleines, entzückendes? Dieser da wäre doch ganz hübsch, oder?!«
»Ja, so ein entzückendes Tischchen könnte ich noch gebrauchen …«, nickte die Kundin und schaute unauffällig zu Frau Kličková hinüber, deren Blicke immer bedrohlicher wurden. Sie unterzeichnete schnell die Bestellung und schickte sich an, zu gehen. Herr Klička begleitete die Dame noch zur Tür – denn zum einen wusste er, was sich gehörte und schließlich hatte man nicht jeden Tag so eine kauffreudige Kundschaft. Als die Kundin mit einem Bein schon im Hof stand, lächelte sie Herrn Klička mitleidig an und flüsterte: »Wenn Sie sich einmal amüsieren oder auf andere Gedanken kommen möchten …«, sie warf Frau Kličková einen kurzen Blick zu, »kommen Sie einfach vorbei …« Die Kundin drückte Herrn Klička eine Visitenkarte in die Hand und trippelte auf ihren voluminösen Beinchen durch den Hof davon.
»Wir machen jetzt also Möbel für irgend so ein Etablissement! «, schnauzte Frau Kličková Herrn Klička an. Doch der las sich den Text auf der Visitenkarte durch und protestierte
erleichtert: »Was für ein Etablissement? Für die ›Oase des Verlangens‹!«
Josef wusste nicht so genau, was die Mutter so verärgerte, doch er ahnte, dass die ›Oase des Verlangens‹ ein Ort war, an dem sie selbst im größten Notfall nicht anrufen würde.
Schließlich befand sie aber, dass Geschäft schließlich Geschäft sei und sie ja von etwas leben müssten und rosa Möbel auch niemanden umbrächten.
Doch das hörten Herr Klička und Marta nicht mehr. Sie gingen fröhlich ein Bier trinken, um diesen tollen Geschäftsabschluss und zugleich Martas neuen Job zu feiern. Herr Klička ernannte Marta zur Managerin der Firma. Frau Kličková blieb in der Werkstatt zurück und Josef hatte das Gefühl, sie würde am liebsten, und das überhaupt nicht aus Zerstreutheit, Herrn Klička, Marta und vielleicht auch sich selbst an den Sessel nageln.
Noch missmutiger als Frau Kličková war an diesem Tag Helena Bajerová. Die Turmuhr hatte schon längst nach fünf Uhr geschlagen und sie wartete immer noch im verlassenen Garten auf Josef. Sie trank und aß alles auf, was sie mitgebracht hatte, scheuerte allein den Boden der Gartenlaube und dann saß sie nur noch da und blickte in den Garten.
Sie fühlte sich ein wenig an die Zeit erinnert, als der Vater noch zu Hause mit ihr und ihrer Mutter lebte. Frau Bajerová blickte damals auch in die Ferne und wartete, bis Herr Bajer zurückkehrte. Und Herr Bajer kam von Mal zu Mal immer später, bis er eines Tages überhaupt nicht mehr kam. Frau Bajerová richtete in seinem Arbeitszimmer Helenas Kinderzimmer
ein und Helena
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