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Josef und Li: Roman (German Edition)

Josef und Li: Roman (German Edition)

Titel: Josef und Li: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Vovsova
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ihr nicht.
    Josef blickte flehend zu Herrn Nguyen.
    »Ja … helfen … mit tschechisch Splache …«, kam Herr Nguyen Josef schnell zur Hilfe. Helena streifte mit ihrem Blick die Aufschrift Zur Lustigen Teh Cann und prustete höhnisch los: »Sooo, du hilfst also bei der tschechisch Splache! Und seit wann schreibt man Teekanne getrennt? Und überhaupt, was soll das dämliche h im Tee? Und Kanne schreibt man ja wohl mit einem e am Ende!«
    Herr Nguyen klimperte nur so mit seinen Wimpern und Li verstand kein Wort. Sie spürte nur, dass ihr Helena aus irgendeinem Grund böse war, und deshalb war sie auch auf Josef wütend und auf die Aufschrift über dem Eingang. Josef hatte aber genug von Helenas Zicken und fuhr sie an: »Das ist extra so geschrieben, du Schlaumeierin! Nur damit du es weißt: Das ist ein Werbetrick, denn richtig schreiben kann ja jeder Idiot!«
    So kannte Helena Josef gar nicht. Er hatte doch bis jetzt immer das getan, was sie wollte. Und nun stand er auf der
Malerleiter und es sah überhaupt nicht so aus, dass er herunterkommen und mit ihr den Boden schrubben würde.
    »Na wenn du meinst …«, sagte sie schließlich versöhnlich, »ich muss jetzt einkaufen, aber wir sehen uns …« Helena stockte ein wenig, und dann sagte sie mit bedeutungsvoller Stimme, um auf Li einen besonders großen Eindruck zu machen: »In der Gartenlaube! Unserem geheimen Zuhause. Um drei!«
    Aber Josef kam auch um drei nicht in den Garten. Er musste Frau Kličková beim Beziehen eines Fauteuils helfen. Aber nicht, dass jemand denkt, dass er ein Faultier bezog. Ein Fauteuil ist ein Möbelstück, auf dem Frauen, Männer, Kinder, Hunde, Katzen und andere Lebewesen faulenzen. Frau Kličková nagelte die Polsternägel durch den Stoff in die Lehne. Doch anscheinend war sie ein wenig zerstreut, denn sie versuchte eine ganze Weile, anstatt eines Nagels ein altes Vanillekipferl hineinzuschlagen. Seit Weihnachten hatte es sich hinter der Heizung versteckt, und gerade als Frau Kličková die Ohren spitzte, um wenigstens ein bisschen von dem Gespräch mitzubekommen, das die beiden in der Polsterwerkstatt führten, kam es wie absichtlich zum Vorschein.
    Die beiden, das heißt also Herr Klička und Marta, drängten sich auf dem winzigen Kanapee eng aneinander, obwohl in der Werkstatt von Herrn Klička weitaus größere und bequemere Möbel standen, und verbargen ihre Köpfe hinter einer Zeitung. Sie sahen sich Stellenanzeigen an und Frau Kličková hörte Martas gurgelndes Lachen und die Stimme von Herrn Klička, die auf einmal um einiges tiefer und angenehmer
war, als wenn er mit Frau Kličková redete. Aber Tatsache war, dass Frau Kličková nicht arbeitslos war und er vielleicht auch mit so einer Stimme zu ihr sprechen würde, wenn sie auf der Suche nach einer Arbeit wäre. Aber ganz sicher war sie sich dabei nicht.
    In den Zeitungen gab es jede Menge Angebote für junge, dynamische Frauen mit angenehmem Äußeren, doch leider erwartete man von ihnen, dass sie darüber hinaus auch noch andere Fähigkeiten im Überfluss besaßen, wie zum Beispiel Fremdsprachen- und Computerkenntnisse und noch vieles mehr. Doch wie sich zeigte, besaß Marta keine davon im Überfluss. Sie fing an zu verzweifeln und dachte, sie würde niemals eine Arbeit in Prag finden und müsste zum Hohn aller dorthin zurückkehren, wo sie herkam. Herr Klička tröstete sie, dass, ganz im Gegenteil, keine der Arbeiten für so ein anmutiges Mädchen gut genug war und dass sie etwas viel Besseres finden würde. Das freute Marta sehr und sie sagte, Herr Klička wäre sehr lieb und Herr Klička sagte zu Marta, sie wäre auch sehr lieb.
    »Diese Hydra …«, sagte Josef, um Frau Kličková aufzumuntern, die so niedergeschlagen war, dass sie in ihrer Verwirrung einen Polsternagel verschluckte, weil sie dachte, es wäre ein Vanillekipferl.
    Die Glocke über der Tür läutete und eine Frau mit stämmigen Beinen und schwarzen Netzstrümpfen trat in die Polsterwerkstatt. Sie wollte viele Stühle und bequeme Sofas in Auftrag geben.
    »Die hat uns der Himmel geschickt«, seufzte Frau Kličková. Ihre Werkstatt hatte seit längerem keinen vernünftigen Auftrag
mehr erhalten und Frau Kličková machte sich bereits Sorgen, von welchem Geld sie im nächsten Monat Miete und Strom bezahlen sollten.
    Nachdem Herr Klička mit der Kundin alle Details das Holz betreffend durchgegangen war, rief er Frau Kličková, damit sie sich über Art und Farbe des Stoffes, mit dem die Möbel überzogen

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