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Josef und Li: Roman (German Edition)

Josef und Li: Roman (German Edition)

Titel: Josef und Li: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Vovsova
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Minuten vor vier. Und Herr Frost würde bestimmt pünklich sein.
    Li überlegte nicht lange und setzte hinter den fünfundsechzigsten Satz, den sie von der Tafel abgeschrieben hatte: Lieber Frau Lehrerin, müsse wir mit Josef gehe, Josefs Familie rette. Li Nguyen.
    Dann stand sie geräuschlos auf, schlich auf Zehenspitzen zur schlafenden Frau Lehrerin, legte ihr das Heft mit der Notiz hin und winkte Josef zu, er solle nicht so lange zögern, sondern schnell mitkommen.
    Während Josef und Li nach Hause liefen, diskutierte Herr Klička mit Frau Kličková, wie sich jeder von ihnen den Sessel vorstellte, den Herr Klička aus Buchenholz angefertigt und Frau Kličková mit einem blassgrauen Stoff bezogen hatte.
    »Der sieht ja aus wie ein schwächliches Kind nach einer Infektionskrankheit«, sagte Herr Klička endlich, nachdem er sich den neubezogenen Sessel von allen Seiten angeschaut und sogar dran gerochen hatte. »Das hätte ein Wonneproppen werden sollen! Und nicht so ein Frühchen!«
    »Ein Wonneproppen also? Und weißt du was, ich hatte keine Lust, einen solchen Wonneproppen zu machen!«, wandte Frau Kličková ein und beschloss, dieses eine Mal nicht nachzugeben.
    »Was hast du dir denn vorgestellt? Dass ich ihm irgendetwas Scheckiges überziehe? Wie irgendeinem Suppenkasper?«
    »Warum nicht! Dann wär er vielleicht freundlicher!«
    »Er würde lächerlich aussehen!«
    »Also mir gefällt er«, trat Marta dazwischen, »er erinnert mich an ein dickes kleines Mädchen, das die Eltern in die Ballettstunde schicken und sie …«
    »Bitte, Marti, wenn du uns mal kurz in Ruhe lassen würdest«, unterbrach sie Herr Klička ungeduldig und wandte sich wieder an Frau Kličková. »Ich weiß genau, worum es dir geht, Sascha, aber ich denke, dass …«
    Es ist schon lange nicht mehr passiert, dass jemand Marta so abgewiesen hatte. Sie zog sich in den hinteren Raum der Werkstatt zurück und kam sich wie ein im Stich gelassenes Kind vor. Und wieder überkam sie das Gefühl, sie wäre überflüssig auf der Welt, niemand würde sich für sie einsetzen und niemand hätte sie gern. Und so schenkte sie sich ein Bier ein und legte eine Platte mit dem Lied auf, in dem eine ähnlich traurige Frau sang, dass sie nichts bereue, was auch immer im Leben passierte.
    Herr Klička und Frau Kličková wurden sich dann schließlich doch einig, dass der Sessel so bleiben konnte, wie er war, und nannten ihn ganz einfach einen unterernährten Wonneproppen.
    Und dann drehte sich Frau Kličková um und sah, wie Marta mit einem Bierkrug in der Hand durch die Werkstatt tanzte, und sie tat ihr auf einmal leid.
    Marta fing Frau Kličkovás Blick auf und winkte ihr zu. Frau Kličková wusste ihre Geste zu deuten und ging tatsächlich zu Marta. Und die beiden fingen an, durch die Werkstatt zu tanzen, als ob sie auf irgendeinem Tanzparkett wären.
    Als Josef und Li vollkommen außer Atem vor der Lustigen Teh Cann ankamen, lief schon ein Mann im beigen Regenmantel mit zusammengefalteter Zeitung unter dem Arm hin und her.
    »Das ist der Frost. Pünktlich genau wie eine Schweizer Uhr«, flüsterte Josef, doch da baute Li sich schon vor dem Mann auf und sagte: »Mann, Biere, Gesank? …«
    Der Mann betrachtete Li mit einem misstrauischen Blick, und als er feststellte, dass Li gar nicht misstrauenswürdig aussah
und es sich nicht um einen dummen Scherz handelte, nickte er schließlich. Josef öffnete ihm weit das Tor zum Hof und Li bat ihn herein. Josef und Li begleiteten Herrn Frost bis zur Werkstatt und blieben dann am Fenster stehen, um zu sehen, was weiter passieren würde.
    Und es passierte viel. Kurz bevor Herr Frost die Werkstatt betrat, war das Lied zu Ende, woraufhin Marta Frau Kličková ihren Bierkrug in die Hand drückte und zum Plattenspieler ging, um die Platte umzudrehen.
    Frau Kličková tanzte währenddessen unbeirrt weiter, sang vor sich hin und nahm aus Martas Krug von Zeit zu Zeit einen Schluck Bier, sodass Herr Frost, der gerade die Werkstatt betrat, meinte, die Frau, auf deren Anzeige er geantwortet hätte, sei Frau Kličková. Marta schaute er gar nicht an, dafür konnten seine Augen nicht von Frau Kličková lassen.
    Als ihn Frau Kličková endlich bemerkte, hörte sie sofort auf zu singen, bekleckerte sich aus lauter Verlegenheit mit Bier und fing sogleich an, sich zu entschuldigen, dass sie sich nur kurz ein wenig Entspannung gönnen wollte.
    »Bitte entschuldigen Sie sich nicht! Sie waren so verführerisch! Genauso habe ich mir Sie

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