Josef und Li: Roman (German Edition)
– und ob die Hochzeitsvorbereitungen schon im Gange wären. Und Li errötete ganz stark und erwiderte, dass ihre Hochzeit sicher erst nach seiner sein würde.
»Dann sollte ich mir schleunigst eine Braut suchen, damit du nicht so lange warten musst«, sagte Tuong und Li errötete noch mehr, fasste Josef an der Hand und zog ihn rasch weiter.
Und weder sie noch Josef bemerkten Helena Bajerová, die an einem Stand eine Dose Katzenfutter kaufte. Aber Helena bemerkte die beiden sehr wohl. Sie bezahlte schnell, nahm die Dose und folgte den beiden unauffällig.
Sie sehen wie ein altes Ehepaar aus, das sich schon alles gesagt hat und jetzt nur noch schweigend einkauft, dachte Helena. Genauso wie ihre Eltern, bevor Herr Bajer Kordula kennenlernte – so nannte Helena Frau Kordová heimlich – und begann, ihr alles von Neuem zu erzählen.
Li und Josef irrten zwischen den Ständen und schwiegen tatsächlich. Aber bevor sie den Markt verließen, blieb Li scheinbar grundlos stehen und rief aufgeregt, als ob sie gerade die Glühbirne erfunden hätte: »Hat er kein Braut!«
»Wer?«, fragte Josef, der nur Bahnhof verstand.
»Na Tuong!«
»Na und?«
»Na und? Na und? Hat er kein Braut und ist hübsche, junge und wird sein vielleicht auch reiche!«
»Dann ist’s ja gut«, sagte Josef und wollte schon weitergehen. Doch Li versperrte ihm den Weg: »Dir er gefallen?«
»Warum sollte er mir in Himmels Namen gefallen?«
»Rein zufällig er mir gefallen!«
»Dann geh halt zu ihm!«
»Ja, ich gehen! Und du hier warten und aufpassen!«, sagte Li und lief zum Stand von Tuong. Und Josef blieb wie ein Spaten in der Erde stehen und bewachte den Korb.
Dass er sich das gefallen lässt, wunderte sich Helena Bajerová. Sie wollte schon aus ihrem Versteck treten und ihm sagen, er sähe wie Olík aus, also wenn Olík ein Wachhund wäre, aber da kam Li schon zurück. Sie war ganz außer Atem, ihre Augen leuchteten vor Aufregung und sie drückte Josef ihr Herz in die Hände. Natürlich nicht ihr echtes Herz, sondern ein Herz in der Plastiktüte. Ein Herz, das eigentlich ein Kissen war. Aus leuchtend gelbem Stoff. Li hatte das kleine Kissen so lange angeschmachtet, bis es ihr Tuong gab. Für ihre Liebe!
Die kann ganz gut mit Jungs, wunderte sich Helena. Und sie wollte nicht länger mit ansehen, wie Josef das Herz anglotzte,
und ging daher lieber in den verlassenen Garten, die Katze zähmen.
»Ich will aber gar kein Kissen in Herzform!«, brachte Josef endlich heraus, aber Li war gar nicht beleidigt und sagte: »Es auch gar nicht für dich sein!«
Noch am selben Tag bekam Marta ein Päckchen. Und auf einmal freute sie sich wie eine Schneekönigin. Das Päckchen enthielt ein Kissen in Herzform und einen Brief, der auf dem Computer getippt wurde: Du Liebling meiner Träume, bist mein Schatz, den ich Tag und Nacht bewache. Wenn ich Dich sehe, verschlägt es mir den Atem. Du bist mein Ein und Alles! Mein Kristallbrunnen, mein Morgentau, eine Feuersbrunst in meinem Herzen. Dein heimlicher und Dich liebender Verehrer.
Marta war so überglücklich, dass sie dieses Glück unbedingt mit jemandem teilen musste. Der Erste, auf den sie traf, war Herr Klička, und sie fing gleich an, ihm den Brief vorzulesen. Frau Kličková hörte es bis in die Küche und dachte einen Augenblick, Marta würde mein Kristallbrunnen und mein Morgentau zu Herrn Klička sagen. Doch nachdem sie ins Zimmer gestürmt war und sah, dass Marta irgendeinen Brief vorlas, und auch bemerkte, dass Herr Klička die Augen verdrehte, beruhigte sie sich wieder und ging in die Küche zurück.
Marta las den Brief zu Ende, drückte sich das Kissenherz ans Herz und fragte, was Herr Klička davon halten würde.
»Der nächste Irre«, sagte Herr Klička und es sah überhaupt nicht so aus, als ob er sich über Martas Verehrer unterhalten wolle.
»Du meinst, es ist ein Irrer?«, wunderte sich Marta, »aber weißt du, was ich denke? Ich denke, das ist ein sehr lieber und fürchterlich romantischer Mensch!«, sagte sie und lächelte Herrn Klička vielsagend an. Sie dachte wohl, Herr Klička wäre der heimliche Verehrer.
»Sag ich doch: ein Verrückter!«, erwiderte Herr Klička und man sah ihm an, dass ihm Martas heimlicher Verehrer langsam auf die Nerven ging.
»Das ist bestimmt kein Verrückter!«, mischte sich Josef ein, der vorgab, die Schildkröte im Zimmer zu suchen. »Marta hat Recht, Papa! Er ist bestimmt total normal! Er liebt Marta und will sie heiraten! Er hat ihr das Herz
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