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Josef und Li: Roman (German Edition)

Josef und Li: Roman (German Edition)

Titel: Josef und Li: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Vovsova
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vorgestellt! Mann, Bier, Gesang«, sagte Herr Frost und schien sich auf den ersten Blick in Frau Kličková verliebt zu haben.
    »Ich bin Ingenieur Frost«, stellte er sich vor und klopfte vielsagend auf die Zeitung, als ob damit Frau Kličková alles klar sein sollte.
    »Gut, und was kann ich für Sie tun?«, fragte ihn Frau Kličková verwirrt und errötete ein wenig.
    »Alles«, hauchte Herr Frost und Herr Klička spitzte die
Ohren – dieser Herr im beigen Regenmantel gefiel ihm überhaupt nicht. Und Herr Frost kam Frau Kličková immer näher und warf ihr solch glühende Blicke zu, dass Frau Kličkovás Pullover fast Feuer fing – aber das lag wohl eher daran, dass sie mit ihrem Rücken, als sie vor Herrn Frost zurückwich, den Ofen berührte.
    »Wirklich alles?«, fragte Frau Kličková ungläubig und dachte sich, Herr Frost wäre zwar ein reichlich merkwürdiger Kunde, aber Geschäft ist Geschäft – und zuckte vom Ofen weg.
    »Ja, wirklich alles. Wissen Sie, wenn man ein neues Leben anfängt … ein völlig neues Leben …«
    »Nun, fürs Erste werden Sie wohl ein Bett brauchen?«
    »Ja … ein Bett«, flüsterte Herr Frost und war schon ganz nah an Frau Kličkovás Ohr, während Herr Klička immer noch unfähig war, sich zu rühren oder ein Wort zu sagen.
    »Und … wa… wa… was für eins hätten Sie denn gern? Ein E… E… Ehebett? Aus E… E… Ebenholz?«, stotterte Frau Kličková und ihr Herz schlug bis zum Hals.
    »Das überlasse ich ganz Ihnen … Oder wissen Sie was? Wir gehen das alles irgendwo in aller Ruhe besprechen.«
    »Sie gehen nirgends hin! Und schon gar nicht in aller Ruhe! Was wollen Sie denn eigentlich?«, regte sich Herr Klička auf, der endlich aus seiner Erstarrung erwacht war und nun seine Kämpfernatur zeigte.
    »Das ist doch wohl meine Sache … Und die der Dame hier, selbstverständlich«, ließ sich Herr Frost nicht einschüchtern, und Frau Kličková wusste nicht, ob sie lachen oder weinen sollte.
    »Da irren Sie sich aber gewaltig!«, rief Herr Klička aus und ehe sich Herr Frost versah, packte ihn Herr Klička am Kragen seines Regenmantels und setzte ihn vor die Tür.
    »Ein Haufen Irrer …!«, sagte Herr Frost erleichtert, als er sich auf dem Hof wiederfand und Josef und Li machten sich unsichtbar.
    Aber da näherte sich bereits der andere Herr. Herr Blum. Mit einem Blumenstrauß. Herr Frost versuchte noch, Herrn Blum zu warnen, dass die Werkstatt voller Verrückter sei, doch Herr Blum wollte das nicht glauben und trat ein. Und flog gleich wieder hinaus.
    »Sie hatten Recht. Lauter Verrückte. Los, jetzt brauchen wir erst einmal etwas zu trinken.«
    Josef und Li schlüpften in die Werkstatt und es genügte ein Blick, um zu verstehen, wo der Fehler lag:
    Auf dem Sofa mit den herausgesprungenen Federn saß Frau Kličková mit dem fast ausgetrunkenen Bier in der Hand und lachte sich kaputt. Nie zuvor hatten so viele Männer auf einmal Interesse an ihr bekundet. Und Herr Klička hatte noch nie vorher so um sie gekämpft.
    Sie kam sich auf einmal jung und verführerisch vor und sah jetzt auch jung und verführerisch aus. »Das versteh ich nicht! Was ist denn in die Kerle gefahren?«, fragte sie sich selbst und man sah ihr an, dass das, was in die Kerle gefahren war, sie nicht im Geringsten störte.
    »Und mich haben sie gar nicht angeschaut! Für die war ich nur Luft«, seufzte Marta gekränkt und kam sich überhaupt nicht jung und verführerisch vor.
    »Ach komm«, sagte Herr Klička und lächelte ihr aufmunternd
zu, »was willst du mit solchen Idioten! Du verdienst doch Besseres!« Es gelang ihm, Marta ein wenig zu beruhigen, sodass sie ihr altes Selbstbewusstsein wieder erlangte. Frau Kličková lächelte aber weiterhin zufrieden vor sich hin und sage: »Wieso? Die waren doch ganz nett …«
    Wenn schon alles so verwirrend enden musste, so hat es doch wenigstens der Mama eine Freude gemacht, dachte Josef. Und Li dachte sich etwas Ähnliches, allerdings auf Vietnamesisch. Doch Marta, also die Hydra, wurden sie so nicht los. Und das machte ihnen allerdings gar keine Freude.

7

    An diesem Tag hatte so manch einer keine Freude. Máchal, Hnízdil und Šíša freuten sich definitiv nicht, als sie vor dem Trödler in seinem verlotterten Trödelladen in der Sackgasse oberhalb der Hauptstraße ihre Schätze ausbreiteten.
    Zuerst holte Máchal sein geliebtes Klappmesser aus der Tasche. Es kostete ihn viel Überwindung, aber um nichts in der Welt würde er zugeben, wie sehr ihm

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