Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Josefibichl

Josefibichl

Titel: Josefibichl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Ritter
Vom Netzwerk:
mei, der Abt von St. Anton, grundsätzlich ist der schon beliebt, aber eigentlich, so richtig – also so richtig kennen tut den keiner. Man geht dahin, um eine Kerze zu stiften, wenn man etwas verloren hat. Der heilige Anton ist ja zusammen mit dem Florian der Lieblingsheilige der Oberbayern. Der eine findet Sachen wieder, und der andere beschützt das Haus vor Feuer. Was braucht man mehr? In den Kriegen und danach haben die Partenkirchner im Treppenaufgang zur Klosterkirche kleine Votivtaferln mit ihren Vermissten aufgehängt. Sie sozusagen dem heiligen Anton übergeben, damit er sie zurückbringt. Hat aber oft nichts geholfen. Aus Verdun und Stalingrad hat auch der Antonius nichts zurückgeholt. So hängen die Taferln da heute noch.«
    »Und was tut der Abt so?«
    »Er kümmert sich um die Seelsorge und hilft in der Schule beim Religionsunterricht aus, und der Engelbert gab ja auch Musikunterricht. Ist ja ein Bettelorden, der seinen Unterhalt aus guten Gaben und eigener Hände Arbeit beziehen muss. Nicht wie die Benediktiner in Ettal, die Brauerei, Internat, Immobilien und Forst haben und sich daraus recht feist finanzieren.« Bernbacher ließ keinen Zweifel daran, welchen Typ Mönch er persönlich lieber mochte. Er selbst kam aus einfachsten Verhältnissen, der Vater Schaffner bei der Bahn, die Mutter früh gestorben, da standen ihm die arbeitsamen Franziskaner näher als die belesenen und reichen Benediktiner.
    Schneider wollte nicht die gesamte Ordensgeschichte hören und fragte: »Gab‘s denn nicht auch Leute, die sich nicht gut mit den beiden Mönchen verstanden haben?« Von Feinden zu sprechen, traute sich selbst Schneider im Zusammenhang mit frommen Männern nicht.
    »Ja mei, der Pfarrer von Partenkirchen ist nicht wirklich glücklich, wenn ein junges Paar in der Klosterkirche heiraten will. Er will Hochzeiten in seiner Pfarrkirche haben. Aber deswegen . . . Nein, Sie glauben doch nicht. . .?«
    »Ich glaube gar nichts, ich sammle Fakten.«
    »Nein, das wäre ja auch ein Schmarrn, oder?« Bernba-cher schob geschwind den Verdacht beiseite, es könne sich um eine innerkirchliche Angelegenheit handeln, die den jungen Mönch das Leben gekostet hatte.
    »Was ist mit Nachbarn und so weiter?«
    »Ja-ha!« Bernbacher erwachte wieder aus seiner plötzlichen Nachdenklichkeit. »Logisch, da gibt‘s die Sache mit dem Gruber Veit!«
    Schneider verzweifelte noch an diesem Berggendarmen. Da gab es also eine »Sache« zwischen den Mönchen und einem Nachbarn, und er erfuhr erst nach tiefem Nachbohren davon? »Los, raus damit!«, forderte er grob.
    »Der Gruber Veit ist der Besitzer des Waldes um das Kloster herum. Das heißt, eines großen Teils davon. Denn auch die bayerischen Staatsforsten besitzen hier jede Menge Land. Aber dem Gruber Veit gehören die schönsten Fleckerln. Der Gruber ist ein wiefer Hund. Er hat schon mitten in seinen Wald einen gewinnträchtigen Klettergarten gebaut. Wie er die Genehmigung bekommen hat, wissen nur die Götter und die Untere Naturschutzbehörde. Aber damit will er‘s nicht belassen. Er will auf praktisch dem ganzen Areal zwischen Wankbahn über Faukenschlucht bis ins Hasental, also rund umadum um den Schafkopf, wie das linke Eck vom Wank auf der Karte hier heißt, eine Art Erlebniszentrum errichten. Nichts Genaues wissen tut man nicht. Man redet halt drüber im Ort.«
    Bernbacher hatte sich bei den letzten Worten erhoben und war zur großformatigen topografischen Wandkarte gegangen, wo er das betroffene Gebiet mit dem Zeigefinger ein paarmal umrundete. Das Kloster St. Anton lag inmitten dieses imaginären Kreises, den Bernbacher zeichnete. Der Josefibichl auch.
    »Und, ist es da zu Auseinandersetzungen gekommen?«, hakte Schneider nach.
    »Nicht, dass ich wüsste, aber das heißt nichts«, gab Bernbacher unumwunden zu.
    »Mehr zu diesem Veit Gruber, bitte«, drängte Schneider. Er wollte die wahrscheinlich kurze Zeit nutzen, die Bernbacher auf Denk – und Sprechmodus zu halten war.
    »Ja mei, der Gruber Veit . . . Schwerreiche alteingesessene Familie. Eigentlich. Weil in den letzten zwei Generationen ist nicht immer alles glücklich gelaufen. Der Vater hat ein paarmal zu oft geheiratet und einen Stall voller Kinder unterschiedlicher Herkunft hinterlassen. Auch ein paar Bankerten dabei, will sagen, nicht alle Kinder stammen aus den verschiedenen Ehen. Der Veit ist zwar legitim und der Älteste, aber er musste schon viel verteilen vom Erbe. Hat einige der schönsten Immobilien

Weitere Kostenlose Bücher