Joseph Anton
Literaturkritik, der seine Opfer auf der schmalen Pritsche seiner unbeugsamen literarischen Prinzipien quälte, sie streckte oder ihnen die Unterschenkel abhackte, in The Guardian in die Zange genommen. Willkommen in der englischen Literatur, Freunde.
Am Weihnachtstag konnten er und Elizabeth Graham Swift und Candice Rodd einladen und mit ihnen den Tag verbringen. Am zweiten Weihnachtstag kamen Nigella Lawson und John Diamond und Bill und Alicja Buford zum Essen. Elizabeth liebte das Fest und all seine Rituale – er hatte ihr den zärtlichen Spitznamen ›Weihnachts-Fundamentalistin‹ gegeben – und war selig, es jedem ›weihnachtlich‹ machen zu dürfen. Nach vier Jahren konnten sie die Feiertage in ihrem eigenen Haus mit ihrem eigenen Baum verbringen und sich bei ihren Freunden für die jahrelange Gastfreundschaft und Herzlichkeit revanchieren.
Doch die schlagenden Schwingen des Todesengels waren niemals weit. Nigellas Schwester Thomasina ging bei ihrem verzweifelten Kampf gegen Brustkrebs in die Knie. Antonia Frasers Sohn Orlando hatte sich bei einem schweren Autounfall in Bosnien mehrfache Knochenbrüche und eine durchbohrte Lunge zugezogen. Er überlebte. Der Freund von Ian McEwans Stieftochter Polly wurde in Berlin aus einem brennenden Haus geholt. Er überlebte nicht.
Clarissa rief in Tränen aufgelöst an. Die Literaturagentur A. P. Watt hatte ihr mit sechsmonatiger Frist gekündigt. Er redete mit Gillon Aitken und Liz Calder. Dieses Problem musste gelöst werden.
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Terry O’Neill fotografierte ihn für die Londoner Sunday Times in einer Art Käfig. Das Bild sollte das Coverfoto für das Sonntagsmagazin werden, um seinen Essay mit dem Titel ›Die letzte Geisel‹ zu illustrieren. Während er die rostigen Gitterstreben umfasste, hinter die O’Neill ihn gestellt hatte, fragte er sich, ob jemals der Tag kommen würde, an dem Journalisten und Fotografen sich für ihn als Schriftsteller interessierten. Es sah nicht danach aus. Soeben hatte er von Andrew erfahren, dass Random House die Taschenbuchveröffentlichung von Die satanischen Verse trotz aller Bemühungen der Agentur abgelehnt hatte. Das Konsortium konnte also noch nicht aufgelöst werden. Allerdings hätten viele führende Leute bei Random House – Frances Coady und Simon Master am Londoner Sitz und Sonny Mehta in New York – beteuert, sie seien über die Abfuhr aus der Chefetage (derselben Chefetage, die dem Konsortium nicht beigetreten war, weil sie sich nicht ›von irgendeinem dämlichen Agenten‹ rumschubsen lassen wollten) ›sehr sauer‹ und wollten versuchen, ›die Sache rumzureißen‹.
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Eine politische Reise nach Dublin. Bono hatte ihn und Elizabeth zu sich nach Killiney eingeladen. Ganz hinten im Garten der Hewsons gab es ein wunderhübsches kleines Gästehaus mit Cinemascope-Blick über Killiney Bay. Gäste waren dazu aufgefordert, sich mit ihren Namen nebst kleinen Botschaften und Zeichnungen an der Badezimmerwand zu verewigen. Am ersten Abend traf er im Haus des Irish Times -Journalisten Paddy Smyth irische Autoren. Smyths Mutter, die bedeutende Schriftstellerin Jennifer Johnston, erzählte ihm, wie Tom Maschler von Jonathan Cape ihr nach der Lektüre ihres ersten Romans gesagt hatte, da er sie nicht für eine Schriftstellerin halte und nicht glaube, dass sie jemals ein weiteres Buch schriebe, würde er ihn nicht verlegen. Neben Literaturklatsch gab es aber auch politische Arbeit. Der ehemalige Premierminister Garret Fitzgerald war einer von mehreren anwesenden Politikern, die ihm geschlossen ihre Unterstützung bekundeten.
Die Präsidentin Mary Robinson empfing ihn in ihrer Residenz in Phoenix Park – sein erstes Treffen mit einem Staatsoberhaupt – und saß stumm blinzelnd neben ihm, während er seinen Fall darlegte. Zwar sagte sie nicht viel, murmelte aber immerhin: »Zuhören ist schließlich keine Sünde.« Nachdem er am Trinity College bei der ›Let in the Light‹-Konferenz über freie Rede gesprochen hatte, kam beim Umtrunk für die Redner eine kleine, stämmige Frau auf ihn zu und sagte, weil er sich gegen die Verordnung namens Section 31 ausgesprochen habe, die Sinn Féin aus dem irischen Fernsehen verbannte, »haben Sie alle Gefahr von uns auf sich gezogen«. – »Aha«, sagte er, »und wen meinen Sie mit uns ?« Die Frau sah ihm in die Augen. »Sie wissen verdammt genau, wen ich meine.« Nach diesem Freifahrtschein von der IRA ging es in Windeseile zu Gay Byrnes legendärer Late Late Show , und weil Gay
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