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Joseph Anton

Joseph Anton

Titel: Joseph Anton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Rushdie
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vorn in ihren Gurt geschleudert wurde, mit aufgerissenen Augen, offenem Mund, und eine kleine weiße Dampfwolke entwich ihrem Mund wie eine Sprechblase, und er fürchtete, dies sei der Moment, in dem das Leben ihren Körper verließ, und schrie mit einer Stimme, die nicht die seine war, bist du okay , und fragte sich, was er mit dem Rest seines Lebens anfangen würde, wenn er keine Antwort bekäme.
    Zafar wachte auf. »Ist was passiert?«, fragte er verschlafen. »Was ist los?« Na ja, siehst du den Baum, der jetzt mitten im Auto steht? Das ist los.
    Sie waren alle am Leben. In neun von zehn Fällen hätte ein solcher Unfall alle Insassen des Wagens getötet, doch dies war der zehnte Fall, und niemand hatte sich auch nur einen Knochen gebrochen. Der Truck hätte das Auto unterpflügen und sie alle köpfen können, doch stattdessen war es an einem Reifen abgeprallt. Und im Fond neben seinem schlafenden Sohn hatte eine offene Kiste Wein auf dem Boden gestanden, die sie Rodney mitbringen wollten. Als der Wagen den Baum gerammt hatte, waren die Flaschen wie Raketen nach vorn geschossen und in die Windschutzscheibe gekracht. Hätten sie ihn oder Elizabeth getroffen, hätten sie ihre Schädel zertrümmert. Doch die Raketen sausten über ihre Schultern hinweg an ihnen vorbei. Unverletzt und ohne Hilfe stiegen Elizabeth und Zafar aus dem Wagen. Er hatte nicht ganz so viel Glück gehabt. Die Fahrertür war zerdrückt und musste von außen geöffnet werden, und er hatte schwere Prellungen und mehrere tiefe Schnittwunden an seinem bloßen rechten Unterarm und dem rechten Fuß, der nur in einer Sandale steckte. Auf dem Unterarm hatte sich eine eiförmige Schwellung gebildet, die auf einen Bruch hindeuten mochte. Die freundlichen Miltoner eilten zu Hilfe, und er wurde zu einem Rasenflecken geführt, um sich hinzu setzen, sprachlos und überwältigt von dem Schock und der Erleichterung.
    Noch ein glücklicher Zufall: Ganz in der Nähe gab es eine medizinische Einrichtung, das Milton-Ulladulla Hospital, und in kürzester Zeit war ein Krankenwagen da. Die Männer in Weiß, die auf sie zueilten, blieben mit verwunderten Blicken stehen: »Entschuldigung, Mate , aber sind Sie nicht Salman Rushdie?« In dem Moment wäre er es wirklich lieber nicht gewesen. Er wollte irgendein x-beliebiger Mensch sein, der medizinisch versorgt wurde. Aber er war es nun einmal. »Okay, okay, Mate , das ist jetzt vielleicht ein total unpassender Moment, um Sie das zu fragen, aber würden Sie mir ein Autogramm geben?« Gib dem Mann ein Autogramm, dachte er. Er hat den Krankenwagen.
    Die Polizei traf ein und befragte den Truckfahrer, der noch immer in seinem Führerhäuschen saß und sich am Kopf kratzte. Der Truck schien vollkommen unversehrt zu sein. Dieser Koloss hatte den Holden zerquetscht und offenbar nicht die winzigste Schramme davongetragen. Doch die Polizei nahm den Fahrer ziemlich in die Mangel. Sie hatten ebenfalls spitzgekriegt, dass der verletzte Mann, der da völlig verstört im Gras hockte, Salman Rushdie war, und deshalb wollten sie wissen, welcher Religion er angehöre. Der Fahrer machte ein verdattertes Gesicht. »Was hat denn meine Religion damit zu tun?« Nun ja, war er ein Muzlim ? Oder Islammic ? Oder Eye-ray-nian ? Hatte er deshalb versucht, Mr Rushdie umzubringen? Vielleicht einer von diesen Ayatollah-Brüdern? Hatte er diese Dings, diese Fatzke ausführen wollen? Der arme Fahrer schüttelte verwirrt den Kopf. Er habe keine Ahnung, wer der Typ sei, mit dem er zusammengestoßen sei. Er sei einfach nur mit seinem Truck unterwegs gewesen und wisse nichts von irgendeiner Fatzke . Schließlich glaubte die Polizei ihm und ließ ihn fahren.
    Der Hänger des Trucks war mit frischem Dünger beladen gewesen. »Du meinst«, sagte er leicht hysterisch zu Zafar und Elizabeth, »wir wären beinahe von einer Wagenladung Scheiße umgebracht worden? Wir wären fast unter einer Fuhre Mist krepiert?« Ja, ganz genau. Nachdem er fast sieben Jahre lang professionellen Killern erfolgreich aus dem Weg gegangen war, wären er und seine Lieben um Haaresbreite unter einer riesigen Lawine Dünger geendet.
    *
    Eine Reihe sorgfältiger Untersuchungen im Krankenhaus ergab, dass alle wohlauf waren. Sein Arm war nicht gebrochen, sondern lediglich stark geprellt. Er rief Rodney Hall an, der sich sogleich auf den Weg machte, um sie abzuholen, doch das konnte zwei Stunden dauern. In der Zwischenzeit strömten die Medien herbei. Das Krankenhauspersonal machte einen

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