Josepsson, Aevar Örn
der Holtavörðuheiði gehört? Nein?« Er stand auf und reckte sich. »Die haben da einen schwarzen BMW in einer Schlucht irgendwo auf der Hochebene gefunden, wenn ich das richtig verstanden habe. Der war halb unter Wasser. Der Wagen wurde am Montag als gestohlen gemeldet, er war auf irgendein Jüngelchen registriert, von dem wir wissen, dass es sich an Lalli und Ási rangehängt hat. Kein großer Fisch, aber wir wissen wie gesagt von ihm. Im Übrigen ist es merkwürdig«, fügte er hinzu, während er zur Tür ging, »dass Ási mit einem BMW in den Norden gefahren ist. Normalerweise benutzen die bei ihren dienstlichen Aufträgen bescheidenere Autotypen. Sollte denen da vielleicht jetzt ein doppelter Bluff vorschweben?« Er grinste hintergründig, hob die Hand zum Abschied und verließ das Zimmer.
»Also«, sagte Stefán, »ihr wisst, was ihr zu …« Er verstummte mitten im Satz und griff nach dem klingelnden Telefon. Katrín und Árni brauchten nicht zu fragen, wer am Apparat war, sie konnten jedes Wort hören, das der Hund von sich gab.
»Friðjón hier. Der Frau gehören der Handabdruck und die Finger am Türrahmen in der Diele, und ihr Macker hatte den Daumen an dem Messer. Ich dachte, du würdest das vielleicht wissen wollen. Den Bericht kriegst du.« Im nächsten Moment hatte er aufgelegt.
»Aha«, sagte Stefán. »Und ich hatte die liebe Familie eigentlich bereits abgeschrieben. Warum können die Dinge nicht wenigstens manchmal einfach und unkompliziert sein?«
*
Lallis Schweiß rann in Strömen, als er unter Aufbietung aller Kräfte bei einem Tempo von fünf Stundenkilometern voranstapfte, mit dem Blick auf Täler und Hügel von Reykjavík und das blaue Meer. Nach fünfzehn Minuten schaltete er das Laufband aus und nahm schweigend das Handtuch entgegen, das Ási ihm reichte. Der hatte sich vor einer halben Stunde wieder zurückgemeldet, aber seitdem nicht viel von sich gegeben.
»Weshalb haben die dich heute Nacht dabehalten?«, fragte Lalli keuchend, während er ein neues Handy aus einem Schrank in der Ecke holte. »Nimm jetzt das, und entsorge das andere«, sagte er, »wir gehen kein Risiko ein, mein lieber Ási, kein Risiko. Wer weiß, was sie mit deinem Apparat gemacht haben, während du in der Zelle warst. Weswegen haben sie dich die Nacht dort verbringen lassen?«
»Keine Ahnung. Sie haben mich immer wieder nach Úlfur gefragt und nach dieser Scheune, wo er sich versteckt hatte, und ich habe ihnen selbstverständlich gesagt, dass ich mit den Jungs im Billardclub war, verstehst du, aber – ja, sie haben mir einfach nicht geglaubt. Du weißt, wie die Bullen sind, die …«
»Ja«, unterbrach ihn Lalli, »ich weiß, wie die sind. Die behalten nicht jemanden über Nacht da wegen etwas, was sie sich ganz schnell bestätigen lassen können, auch dann nicht, wenn sie wissen, dass so ein Alibi frei erfunden ist, so sind sie nun einmal, die Bullen, mein lieber Ási. Du erzählst mir aber nicht die ganze Geschichte, mein Lieber, obwohl du doch genau wissen solltest, dass ich immer die ganze Geschichte hören will. Und du weißt ebenso genau, dass sie mir sowieso irgendwann zu Ohren kommen wird. Was war da los? Was wollten sie, dieser Karottenkopf und der grüne Hüne? Haben die dich nicht in die Zange genommen, mein Lieber?«
Ási musste heftig schlucken und fingerte an seinem Bart herum. »Ja. Und der Junge, du weißt schon, dieser komische Pimpf, der war heute Morgen mit dem Feuermelder da. Also äh, ja …«
»Also äh, ja?«, äffte Lalli ihn spöttisch nach.
»Sie wollten wissen, was ich in Krummahólar zu suchen hatte. In Ólafurs Wohnung.«
Lallis Doppelkinn vermehrte sich um zwei weitere, während er diese Mitteilung verdauen musste. Dann sah er von seinen neuen Schuhen hoch und blickte Ási ins Gesicht.
»Und was hast du gesagt?«
»Keinen Ton, natürlich«, sagte Ási im Brustton der Überzeugung, »kein einziges Tönchen.«
»Schön. Und woher wussten die, dass du dort warst?«
»Das haben sie nicht gesagt«, brummte Ási.
»Ich weiß, dass sie das nicht gesagt haben, selbstverständlich haben sie das nicht gesagt. Ich frage dich, mein Lieber – wieso wussten sie, wieso konnten sie wissen, dass du dich bei dem Kerl rumgetrieben hast?«
»Keine Ahnung«, gestand Ási. »Ich weiß es ganz einfach nicht. Vielleicht hat mich jemand gesehen, oder – nein, ich weiß es nicht.«
»Hm. Und die beiden Gottesbrüder, die waren da heute auch am Hlemmur, sagst du?«
»Ja.«
»Hm. Aha. In
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