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Josepsson, Aevar Örn

Josepsson, Aevar Örn

Titel: Josepsson, Aevar Örn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wer ohne Sünde ist
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getan hatte. Stefán hatte sie auch darauf hingewiesen, dass schon wesentlich ehrenwertere Menschen als Ási versucht hatten, alle Spuren von sich zu verwischen, und das aus geringerem Anlass als einem Leichenfund.
    Nach wie vor blieb es aber eine unumstößliche Tatsache, dass Ási in der Wohnung gewesen war, wann immer es gewesen sein mochte. Dadurch gab es jetzt eine weitere Verbindung zwischen Ólafur und Ási, und das bedeutete, dass Lalli Fett allen Ernstes mit einbezogen werden musste. Stefán holte ein weiteres Mal die Fotos, die Þórður ihnen überlassen hatte, aus seiner Schreibtischschublade und ging sie rasch durch, zog drei aus dem Stapel heraus und breitete sie vor sich aus. Das erste zeigte Ási und Úlfur in lebhaftem Gespräch in einer Snackbar. Auf dem nächsten waren Ási, Lalli Fett und weitere drei Gestalten auf dem Weg ins Haus der WAHRHEIT und der Firma Letthaus zu sehen. Und die dritte Aufnahme zeigte Ólafur und Meister Magnús, als sie knapp eine halbe Minute später aus dieser Tür herauskamen. Stefán schnitt eine Grimasse.
    »Ich weiß wirklich nicht, was daraus zu schließen ist«, sagte er, »aber ich habe das dumpfe Gefühl, dass Svavar kein bisschen begeistert sein wird. Þórður hingegen wird sich freuen.«
    »Ja. Aber wo du schon Svavar erwähnst – was sollte das eigentlich, was er da über Úlfur gesagt hat? Wieso hat er da über Unglaubwürdigkeit und so etwas gefaselt?«
    »Wie ich schon sagte, ich habe mir keinen Reim darauf machen können«, sagte Stefán achselzuckend. Aber der Gute hat ja bekanntlich eine Schwäche dafür, sich orakelhaft auszudrücken.«
    »Und er konnte sich an Ólafur von den Versammlungen bei der Wahrheit erinnern?«, fragte Katrín.
    »Ja, aber er legte großen Wert auf die Formulierung, dass er ihn nur ein wenig gekannt hat. Ólafur hat wohl keine einzige Versammlung ausgelassen, er hat sich um die Lautsprecheranlage und die Beleuchtung gekümmert, war da bei denen so etwas wie ein Faktotum, meinte er. Angeblich wusste er aber nicht mehr, als dass Ólafur als etwas seltsam galt.«
    »Das will ja schon einiges besagen, wenn man in so einer Gesellschaft als seltsam gilt«, rutschte es Árni heraus.
    Stefán zog eine Augenbraue hoch. »Was meinst du damit?«
    »Ich meine nur …« Árni verstummte. Ihm wurde plötzlich bewusst, dass er rein gar nichts über die religiöse Einstellung dieser Menschen wusste, mit denen er seit vier Jahren den größten Teil des Tages und des Jahres zusammen war. Ihm war zwar schon seit langem bekannt, dass Svavar der WAHRHEIT angehörte, das wusste jeder, und tatsächlich gab es auch noch zwei oder drei andere in den höheren Dienstgraden, die sich zu diversen Glaubensgemeinschaften bekannten, obwohl sie es nicht so vor sich hertrugen wie Svavar. Er hatte aber keine Ahnung, was für eine Einstellung seine engsten Kollegen, Stefán, Katrín und Guðni zu religiösen Dingen hatten. Irgendwie kam es ihm so vor, als hätte er das nach all dieser Zeit eigentlich wissen müssen.
    »Jedenfalls galt Ólafur als seltsam«, fuhr Stefán ungerührt fort. »Er hielt sich ziemlich zurück, auch wenn er sich nach den Versammlungen unter die Leute mischte. Meist zog er sich sofort zurück, wenn jemand versuchte, ihn in irgendwelche Gespräche hineinzuziehen, auch wenn er bis dahin anscheinend aufmerksam gelauscht hatte.« Stefán räusperte sich und setzte sich in Positur. »Genau so hat sich der heilige Svavar ausgedrückt«, fuhr Stefán fort und grinste Árni zu. »Die seltenen Male, wenn Ólafur sich an den Gesprächen beteiligte, hat er, wenn ich es richtig verstanden habe, nur irgendwelche Phrasen von sich gegeben, die er wahllos entweder aus der Bibel oder aus Magnús’ Predigten nachplapperte. Etwas anderes hat Svavar nicht von ihm gehört. Tja denn«, sagte er und sah Katrín und Árni augenzwinkernd an, »es ist bald fünf. Ich schlage vor, dass ihr eine Runde bei den Nachbarn im sechsten Stock dreht und dann Feierabend macht, es sei denn, dabei würde sich etwas wirklich Wichtiges herausstellen. Irgendjemand muss doch etwas gesehen oder gehört haben – aber natürlich ist es lange her. Und zum Kuckuck noch mal, da muss doch auch jemand etwas gerochen haben …« Er zog die Nase kraus. »Das müsste eigentlich vor dem Abendessen zu schaffen sein, ihr braucht euch deswegen nicht bis spät in die Nacht die Hacken abzulaufen. Ólafur ist seit mehr als einem Jahr tot, nichts und niemand läuft uns davon, sehen wir mal von dem

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