Joshua Fantasio & Kalitos Legende und der schwarze Zeitmesser (German Edition)
gehen wir denn?“, fragte Joshua unsicher, während sich die drei an der langen Schlange vor der Silberrakete anstellten.
„Wir gehen nicht, wir fahren!“, antwortete Benjamin. „ Und zwar zu einer Insel, die zwischen Irland und Großbritannien liegt, die Isle of Man .“
„Und dort ist die Zauberschule?“
„Nein, dort steht der Schulflieger.“
Joshua kam ins Grübeln. „Aber die Insel liegt doch mitten in der irischen See?! Das ist doch verdammt weit weg!“
„Das stimmt, per Luftlinie sind es ungefähr dreihundert Kilometer“, erwiderte der Zauberbote gelassen.
„Aber der Schulflieger geht doch schon um acht Uhr. Wie sollen wir denn dort jemals rechtzeitig ankommen?“
„ Nun, das will ich dir verraten. Wir fahren mit der Zwergenbahn. Früher nannte man die Isle of Man nämlich auch die Zwergeninsel, weil dort viele des kleinen Völkchens gelebt haben“, begann Benjamin, und Grimbi warf dabei ein bestätigendes ein. „Das ist schon hunderte von Jahren her. Damals haben die Zwerge ein unterirdisches Höhlensystem gebaut. Sie haben ein riesiges, unterirdisches Netzwerk aus Tunneln und Röhren errichtet, und in einigen fahren rasante Bahnwagen. Sie sehen aus wie Achterbahnwagen von der Kirmes, nur fahren sie sehr viel schneller! Mach dir keine Sorgen, den Schulflieger werden wir nicht verpassen.“
Joshua bekam wieder einmal große Augen. „Und wie schnell fahren die Bahnwagen?“
„Lass dich überraschen“, meinte Benjamin grinsend.
„Das wird eine Riesengaudi!“, jauchzte Grimbi und bekam wieder etwas bessere Laune.
Joshua ließ das erst einmal auf sich beruhen, aber eines musste er trotzdem noch wissen.
„Und wo liegt nun dieses geheimnisvolle Zomana?“, fragte er neugierig.
„Das erzähle ich dir, wenn wir ihm Bahnwagen sitzen “, antwortete Benjamin unergründlich.
„Und warum nicht jetzt?“
„Weil du im Bahnwagen einen festen Sitz hast und den wirst du brauchen. Vielen Kindern wird schwindelig und übel, wenn sie hören, wo Zomana liegt. Ich hoffe, du hast keine Flugangst?“
„Das weiß ich nicht, ich bin noch nie geflogen“, sagte Joshua leise.
„Hoho, die Skryyfall-Reisegesellschaft hat jede Menge Spucktüten an Bord“, warf Grimbi fröhlich ein. „Da kann gar nichts schief gehen!“
Joshua versuchte, seine Gedanken wieder neu zu ordnen, aber nach Grimbis Bemerkung wurde das mulmige Gefühl in seiner Magengrube noch ein Stückchen größer.
In der Zwischenzeit war die Schlange vor der Rakete schon beträchtlich zusammengeschrumpft und es dauerte nicht mehr lange, bis sie fast direkt vor der halbkreisförmigen Raketentür standen. Vor ihnen verschwand eine weitere Traube von schwarzbekleideten Schülerinnen und Zauberern in der Rakete. Die Tür schloss sich. Nach einer halben Minute öffnete sie sich wieder. Zischend glitt sie nach oben. Der runde Raum in der Rakete war leer, als ob der stählerne Silberbauch die Menschen einfach verschluckt hätte.
Mit einem mulmigen Gefühl betrat Joshua die Rakete, gefolgt von Benjamin und Grimbi. Ohne seine beiden Gefährten wäre Joshua bei der Sache wohl noch viel unwohler gewesen. Zusammen mit zwei Halblingen und acht Schülerinnen und Schülern drängten sie sich in den hell beleuchteten runden Raum. An der Innenwand war eine Schalttafel mit gelb leuchtenden Knöpfen befestigt. Die Knöpfe waren mit blassen Zahlen und Zwergensymbolen beschriftet und wiesen sichtbare Gebrauchsspuren auf.
Nachdem alle eingestiegen waren, drückte ein älterer Halbling auf einen der Schalter. Daraufhin schoss die Tür zischend nach unten und der Boden unter Joshuas Füßen fing an, leicht zu vibrieren.
„Keine Angst , Joshua, das ist nur ein Fahrstuhl“, sagte Benjamin beruhigend. „Er führt tief unter die Erde, wo Skryyfalls Bahnhof liegt.“
„ Ho, aber es ist ein Zwergenfahrstuhl! Und die Zwerge nennen ihn Raketenstuhl, hoho!“, fügte Grimbi freudig hinzu und breitete kribbelig seine Arme aus.
Plötzlich schoss der Aufzug nach unten und Joshua verlor den Boden unter den Füßen! Auch Benjamin hob vom Boden ab und die anderen Schüler stiegen fröhlich schreiend in die Lüfte. Wie im Weltraum in der Schwerelosigkeit taumelten sie durcheinander und schienen leicht wie Luftballons zu sein. Nur der dicke Grimbi blieb mit beiden Beinen fest am Boden haften. Der füllige Zwerg war zu schwer, um abzuheben, seine breiten Plattfüße bewegten sich keinen Zentimeter, nur seine blonden Zöpfe stiegen flatternd in die Höhe.
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