Joshua Fantasio & Kalitos Legende und der schwarze Zeitmesser (German Edition)
durchsuchten alle Ecken des Schlafquartiers und insbesondere den Platz rund um ihr Hochbett.
„Ha!“, machte Tom nach einiger Zeit. „Ihr könnt mich ab sofort Detektiv Tom Wardrobkins nennen.“
„Hast du eine grüne Feder gefunden?“, fragte Joshua aufgeregt.
„Nein, das nicht, aber dafür etwas anderes. Seht euch das mal an!“
Tom hielt ein langes, gewelltes und rötlich schimmerndes Haar in die Höhe.
„Ein rotes Haar?“, fragte Peter verwundert. „Also so lange rote Haare trägt bei uns niemand in der Klasse.“
Joshuas Gedanken mahlten, und schon nach kurzer Zeit fanden sie eine Antwort.
„Nein, aber ich weiß wer… “ Tom und Peter schauten Joshua gebannt an. „Der rotbärtige Zwerg!“
„Du meinst den Zwerg, den wir im Wald gesehen haben und den du dann noch einmal im Schloss gesehen hast ?“, hinterfragte Tom mit rätselhafter Miene.
„Genau den !“
Tom blähte die Backen auf. „So langsam wird es aber unheimlich hier. Was will der Zwerg denn bloß mit deinem Buch?“
„Das ist eine gute Frage“, sagte Joshua nachdenklich.
„Ich denke, da s kannst du dann auch auf den Fragenkatalog für Mrs. Hobbingons setzen“, schlug Tom vor. „Vielleicht weiß sie ja, wer der rotbärtige Zwerg ist.“
Schließlich legten die drei sich wieder in ihre Betten und versuchten zu schlafen. Nach dieser ganzen Aufregung bekam Joshua kein Auge mehr zu. Er blieb noch lange wach. Die Uhr hatte schon längst zur dritten Nachtstunde geschlagen, als er dann schließlich doch einschlummerte.
Am nächsten Morgen begann der Unterricht erst um zehn Uhr, damit sich die Schülerinnen und Schüler von der späten Mitternachtsstunde erholten konnten. Joshua war trotzdem todmüde, schließlich hatte er sich ja auch die halbe Nacht mit Grübeln und Nachdenken um die Ohren geschlagen. Der rotbärtige Zwerg wollte nicht mehr aus seinen Gedanken verschwinden. Sie hatten zwar nur ein rotes Haar gefunden, was rein theoretisch überhaupt nichts bewies, denn es hätte auch einem rothaarigen Mädchen gehören können oder einem Jungen mit langem, rotem Schopf, aber Joshua war sich nur allzu sicher, dass dahinter der rätselhafte Zwerg steckte. Aber wer war er bloß? Diese Frage hatte Joshua die ganze Nacht beschäftigt, und sie beschäftigte ihn noch am Morgen.
Er konnte sich den ganzen Vormittag nur schlecht auf die Erdenkundestunde von Mrs. Hobbingons konzentrieren. Der rotbärtige Zwerg wühlte die ganze Zeit in seinem Kopf herum.
Als endlich die Schulklingel rasselte, blieb Joshua sitzen und wartete, bis alle Schülerinnen und Schüler den Raum verlassen hatten. Anschließend ging er nach vorn zu Mrs. Hobbingons, die an ihrem Lehrerpult noch ein paar Pergamente sortierte. Sie hob fragend ihr Kinn, als Joshua vor ihr stand.
„Joshua Fantasio?“, fragte sie und hob ihre Brauen. „Haben Sie noch Fragen zum Unterricht? Es würde mich zumindest nicht wundern. Sie wirkten heute ein wenig…“ Sie suchte nach den richtigen Worten. „…gedanklich abwesend.“
„Ja, das stimmt , Mrs. Hobbingons.“
„Was bedrückt Sie denn, Mr. Fantasio?“
„Kennen Sie einen rotbärtigen Zwerg?“
Die zweite Schuldirektorin schob verwundert ihre Brille nach unten, so dass sie nun über den Rand ihrer Goldbrille hinwegblickte.
„Ob ich einen rotbärtigen Zwerg kenne?“ Joshua nickte. „ Ja, ich kenne viele Zwerge mit rotem Bart.“
„Und wohnt einer von denen hier in der Schule?“, fragte Joshua ungeduldig.
„Nein, hier auf Schloss Wahanubus gibt es nicht viele Zwerge und keiner von ihnen hat einen roten Bart.“
„Ich habe aber einen gesehen , draußen im Wald und bei der Einschulungszeremonie.“
Mrs. Hobbingons lächelte besonnen. „Das mag sein. Es sind viele Leute aus dem Umland gekommen, um der Einschulung beizuwohnen. Zwerge waren bestimmt auch dabei. Warum fragen Sie das alles, Mr. Fantasio?“
„Ich glaube, dass der rotbärtige Zwerg mein Buch gestohlen hat.“
Die ältere Frau schaute ihn irritiert an. „Welches Buch?“
Joshua erzählte Mrs. Hobbingons, was sich am gestrigen Abend ereignet hatte und zeigte ihr das rote Haar, welches er sich als Beweismaterial in die Tasche gesteckt hatte.
Nachdem Mrs. Hobbingons der Geschichte aufmerksam zugehört hatte, schüttelte sie bedauerlich den Kopf.
„Es tut mir leid, aber ich fürc hte, da kann ich Ihnen nicht helfen. Einen rotbärtigen Zwerg gibt es hier auf Schloss Wahanubus nicht. Ich werde den Diebstahl aber an das Schuldirektorium melden.
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