Joshua Fantasio & Kalitos Legende und der schwarze Zeitmesser (German Edition)
Lendenschurz völlig nackt. Er ging barfuss und hatte in seiner Rechten einen dicken Knüppel. Als Toimgil Joshua erblickte, blühte sein Gesicht auf; aber als er Qworl sah, der sich langsam aus seinem Schaukelstuhl aufrichtete, verdunkelten sich seine Züge und wurden zu einer finsteren Miene.
„Hoho! Jetzt sitzt du in der Falle, kleiner schwarzer Wicht!“, brüllte Toimgil heiter und lief mit schwingender Keule auf ihn zu.
Qworl sprang fauchend auf eines der Bücherregale. Dann richtete er seine klauenbewehrte Hand auf den Zwerg und brabbelte schnell eine Zauberformel vor sich hin. Toimgil rannte weiter, aber sein Knüppel wurde ihm plötzlich wie durch Geisterhand aus seiner Rechten gerissen und in eine Ecke geschleudert. Der Zwerg wunderte sich zwar, rannte aber, ohne stehen zu bleiben, weiter.
„Ich habe noch Hände und die kannst du mir nicht wegzaubern, hoho!“, rief Toimgil, als er das Bücherregal erreichte und heftig daran rüttelte. Als das Regal drohte umzukippen, sprang der Homunkulus flink zum nächsten Regal und bewarf den Zwerg mit Büchern und Rattenschädeln. Toimgil störte das kaum und machte sich schließlich an dem nächsten Regal zu schaffen. Qworl sprang daraufhin in einem eleganten Satz auf den Tisch, schnappte sich die Krakenmarionette, kletterte wie ein Äffchen auf den Globus und sprang von dort auf den Kronleuchter.
Toimgil eilte ihm hinterher und stellte sich an den Tisch, über dessen Kante er gerade noch schauen konnte. Er wusste, dass er nicht so geschickt war wie der Homunkulus, aber er versuchte es trotzdem, ihm zu folgen.
Mit Müh und Not schaffte er es , einen der Stühle zu erklimmen, und schließlich zog er sich auch etwas behäbig auf den Tisch hinauf. Bevor der Zwerg den in der Mitte des Tisches stehenden Globus erreichte, fegte Qworl ihn mit einer magischen Handbewegung einfach weg. Der große Weltenball landete scheppernd in einer Ecke. Toimgil unternahm zwei vergebliche Sprungversuche, aber er erreichte nicht einmal ansatzweise den Kronleuchter. Qworl kicherte.
„Bleib ruhig da oben sitzen!“, brüllte Toimgil wütend. „Irgendwann musst du ja herunterkommen und dann schnapp ich dich, ho!“
Der sonst so redselige Qworl ging auf kein Wortduell mit dem Zwerg ein und versuchte auch nicht , den kleinen stämmigen Eindringling mit Zaubersprüchen zurückzuschlagen. Er schien ganz genau zu wissen, dass Magie gegen Zwerge so gut wie nichts nützte, denn ihre natürliche Widerstandsfähigkeit gegen jegliche Art von Zauberei ließ nur wenig Aussicht auf Erfolg übrig. Qworl verfolgte einen ganz anderen Plan, um den kleinen Zwerg rasch wieder loszuwerden. Von seinem Kronleuchter ließ er die Krakenmarionette hinunter baumeln und bewegte sie sanft; er hatte dabei ein höllisches Grinsen im Gesicht.
„Was soll das für ein Spielzeug sein, ho?“, fragte Toimgil spottend.
„Toimgil, das ist die Krakenmarionette vom legendären Krakenschiff!“, sagte Joshua.
Toimgil schaute Joshua einen Moment wie versteinert an. „Du meinst , das ist die Krakenmarionette der einäugigen Krake, ho?“
Plötzlich ertönte der grunzende Laut der Krake aus einem der Gänge ! Die Krake schien noch weit weg zu sein, aber dem Ruf nach zu urteilen, war sie sehr wütend.
„ Qworl hat die tote Krake wiedererweckt! Wir müssen weg hier, bevor sie kommt!“, sagte Joshua ängstlich.
Nach einer kurzen Bedenkzeit antwortete Toimgil kurz und knapp mit: „Ho!“
Der Zwerg machte sich blitzschnell daran, Joshuas Fesseln zu lösen. Das magische Seil war kein Problem für seine muskelbepackten Oberarme, die immer noch beachtlich waren, obwohl er ja nun seltsamerweise viel kleiner war.
Im Nu hatte er den Zauberschüler befreit. Joshua lief schnell zu dem Ausgang, aus welchem Toimgil gekommen war. Der kleingewordene Zwerg stand allerdings noch immer an der für ihn steil hinabgehenden Tischkante und zögerte einen Augenblick. Dann sprang er hinunter und landete wie ein Klotz krachend auf dem Boden. Grummelnd richtete er sich wieder auf und rannte so schnell er konnte zu Joshua hinüber.
„Wir Zwerge sind keine guten Springer, ho! Aber zum Glück werden unsere Stürze immer gut abgefedert. Wegen unserer Bierbäuche, hoho!“, rief Toimgil mit einem breiten Lachen.
Dass Toimgil in dieser Situation immer noch zu Scherzen aufgelegt war, fand Joshua höchst bewundernswert, denn sein Herz klopfte ihm vor Aufregung bis zum Anschlag. Vielleicht musste man aber auch einfach ein Zwerg sein, um das
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