Joshua Fantasio & Kalitos Legende und der schwarze Zeitmesser (German Edition)
einer schnellen Flucht hindern.
Plötzlich spürte e r einen aufsteigenden Schwindel, sein Kopf drehte sich und seine Gliedmaßen fühlten sich müde an. Es mussten die Nachwirkungen von Qworls Zauber sein, dachte er sich. Sein Körper musste wohl erst noch richtig erwachen aus seinem kurzweiligen, magischen Schlaf.
Nachdem der Schwindel ein wenig nachgelassen hatte, versuchte er , das Schloss an der Eisenkette mit dem Sesaminus-Zauber zu öffnen, aber es klappte nicht; sie musste auf eine komplizierte, magische Weise verschlossen worden sein.
Schließlich stellte er sich auf die Zehenspitzen, um aus dem Bullaugenfenster schauen zu können. Durch das dicke und gekrümmte Glas des Fensters wirkte die Landschaft draußen wie eine Spielzeugwelt. Joshua sah ein blaues Meer mit schäumenden Wellen; es reichte bis an den Horizont. Über ihm zierte ein malerischer blauer Himmel die Meereslandschaft, und als er seinen Kopf noch ein Stückchen weiter an das nach außen gewölbte Rundglas legte, erblickte er weit oben eine schwarze, halb zerrissene Fahne. Sie flatterte wild im Wind, und als sie ihre Pracht für einen kurzen Moment voll entfaltete, sah Joshua das Symbol darauf, welches trotz der alten, zerlumpten Fahne noch recht gut erkennbar war: Es zeigte das knöcherne Skelett einer einäugigen Krake!
„ Ich bin auf dem Krakenschiff !“, dachte Joshua bang und zuckte zusammen, obwohl er dies bereits aus irgendeinem unbekannten Gefühl heraus geahnt hatte.
Plötzlich klimperte etwas hinter ihm; es war das typische Klingeln eines Schlüsselbundes.
Joshua wandte sich um und durchstöberte mit seinem Blick die dunklen Ecken, die sich hinter den Gitterstäben befanden. Er konnte nichts erkennen, aber kurz darauf trat ein abgemagerter Hund aus dem Schatten in die zwielichtige Helligkeit. Es war ein Schäferhund und in seinem Maul hielt er einen runden Metallring fest, an welchem mehrere Schlüssel klimperten.
Er tapste langsam vorwärts, blieb vor den Gitterstäben stehen und setzte sich gemächlich auf seine wackeligen Hinterpfoten. Er wirkte ein wenig klapprig auf den Beinen. Reglos blieb er sitzen und musterte Joshua mit seinen kleinen und müde wirkenden Augen.
Joshua musste gar nicht näher hinsehen, um zu erkenne n, dass der Hund schon sehr alt sein musste. Sein braunschwarzes Fell war struppig und größtenteils ergraut, das eine Ohr war abgeknickt und seine hagere dünne Gestalt deutete ebenfalls auf ein hohes Alter hin.
Auf den zweiten Blick bemerkte Joshua, dass der Hund eine goldene Kette um den Hals trug. Joshua bückte sich, um das Namensschild, das an der Kette hing , lesen zu können.
„Balondo“, flüsterte der Zauberschüler leise vor sich hin und schien dabei keineswegs allzu überrascht zu sein. „Das ist der Hund von Kapitän William Bleu Chuck. Qworl muss ihn ebenfalls von den Toten erweckt haben.“
Die Vorstellung ließ ihn einen Moment erschauern, aber dann drang ein intensiver Überlebensinstinkt in ihm auf. Obwohl er wusste, dass er sich auf einem Schiff und irgendwo auf hoher See befand, wo eine Flucht sich als außerordentlich schwierig erweisen dürfte, versuchte er, an die Schlüssel in Balondos Maul zu kommen, um sich aus seinem Gefängnis befreien zu können. Wie es dann weitergehen sollte, wusste er auch noch nicht so recht, aber soweit kam es auch gar nicht, denn als Joshua dem Hund die Hand entgegen streckte, richtete dieser sich gemächlich auf und trottete schwanzwedelnd davon.
Das Klimpern des Schlüsselbundes war noch eine Weile zu hören; es wurde aber schnell leiser, bis es gar nicht mehr hörbar war.
Joshua ging zurück zum Bullaugenfenster, stellte sich auf die Zehenspitzen und schaute den flachen Wellen bei ihrer unendlichen Reise zu. Wie sehr wünschte er sich, jetzt wieder zu Hause am Brookmanns Park zu sein, wo die Welt bestimmt heil und in Ordnung sein würde.
Über sich hörte Joshua noch immer die Herrschaften, die sich in der Zauberersprache miteinander unterhielten , feixten und lachten. Der Wind und das Geräusch der Wellen, die pausenlos gegen den Rumpf des Schiffes klatschten, unterbrachen die Unterhaltung aber immer wieder; er verstand nur Wortfetzen und gelegentlich auch mal ein ganzes Wort, aber die wenigen Wörter, die er übersetzen konnte, waren zusammenhanglos und ergaben keinen Sinn für ihn.
Plötzlich hörte er ein leises, schwaches Kläffen, welches sehr heiser klang. Balondo musste auf dem Oberdeck angekommen sein. Die Unterhaltung der
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