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Joshua Schreck: Fischer. Nur für Jungs (German Edition)

Joshua Schreck: Fischer. Nur für Jungs (German Edition)

Titel: Joshua Schreck: Fischer. Nur für Jungs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Bacon
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Dieses Haus kann einem manchmal wie ein Labyrinth vorkommen.«
    »Ich weiß trotzdem noch genau, wo die Bibliothek war.«
    Sophie schaute noch immer skeptisch, doch ich war schon aufgestanden und halb durchs Zimmer. Eigentlich suchte ich nur nach einer Ausrede, um mich ein bisschen allein umzuschauen. Da ich bei Superschurken aufgewachsen war, hatte ich mich seit jeher gefragt, wie es wohl bei einem Superhelden zu Hause aussah. Bis jetzt wusste ich nur, dass alles viel – viel  – größer war.
    »Geh am Ende des Flurs einfach nach links, dann bei der nächsten Gelegenheit nach rechts, durch einen Raum, in dem ein Marmorhund neben einem riesigen Kamin steht, von dort in einen weiteren Flur, und da nimmst du die dritte Tür rechts«, erklärte mir Sophie den Weg. »Hast du verstanden?«
    Ich nickte und versuchte, mir ihre Angaben einzuprägen. Links, rechts, Marmorhund, Flur, dritte Tür rechts. Kein Problem.
    Glaubte ich jedenfalls. Aber ich war noch keine Minute unterwegs, da hatte ich mich schon verlaufen. Nachdem ich von einem Zimmer ins nächste geirrt war, landete ich schließlich vor einer Wand, die vollständig mit Fernsehern bedeckt war. Jeder zeigte ein anderes Bild: eine ganz gewöhnliche Szene – eine Straße, ein Bordstein oder Park.
    Ich stand wie hypnotisiert davor. Auf dem Bildschirm direkt vor mir war ein Mann zu sehen, der seinen Hund auf einem Gehweg Gassi führte, offenbar ohne zu wissen, dass er beobachtet wurde. Der Hund schnupperte an einem Busch, dann kratzte er sich. Auch sein Besitzer fing plötzlich an sich zu kratzen.
    Es war genau, wie die Cafeteria Girls gesagt hatten. Auf jedem Fernseher lief ein Überwachungsvideo. Ich schaute zu, wie sich der Mann und der Hund weiter kratzten.
    Und plötzlich hörte ich Geräusche von jemandem, der in den Raum nebenan trat. Schritte. Dann eine Stimme.
    Ich spähte um die Ecke und sah Captain Saubermann, der an der anderen Seite des Zimmers stand. Er schaute in die mir entgegengesetzte Richtung, hatte noch immer seine silberne Trainingskluft an und unterhielt sich mit einem riesigen abgetrennten Kopf.

17
    Früher, vor vielen Jahren, waren Superhelden meist Ordnungshüter in Strumpfhosen. Heute sind sie bestens geschulte Medienfiguren. In Strumpfhosen.

    Der Kopf war ein Hologramm. Blassblau und wie ein Geist flackernd, schwebte er vor Captain Saubermann in der Luft.
    »Ich habe unerfreuliche Nachrichten«, sagte das Hologramm.
    »Worum geht’s, Fink?«, fragte Captain Saubermann.
    »Die Trend-Daten, die wir gesammelt haben, zeigen, dass Ihre Popularität sinkt.«
    »Sinkt? In welchen Bevölkerungsgruppen?
    »In allen.«
    Captain Saubermann sackte nach vorn. »Was ist mit den Vier- bis Achtjährigen weiblichen Geschlechts? Hatten Sie nicht gesagt, dass dort ein wachsender Markt ist?«
    »Unsere Untersuchungen haben ergeben, dass Mädchen unter acht Jahren nicht auf Sie ansprechen«, antwortete das Hologramm namens Fink. »Sie bevorzugen weichere, liebenswertere Merchandising-Formen. Puppen, Kätzchen, Boygroups – solche Sachen.«
    »Was kann ich tun, um das zu ändern?«
    »Wir arbeiten an einem Plüschtier. Aus der Kuschelhelden-Serie. Leider haben wir beim Testlauf einen Haken entdeckt. Wie es scheint, ist der Kuschel-Captain-Saubermann stärker als Beißspielzeug für Hunde gefragt und nicht so sehr als Spielzeug für kleine Mädchen.«
    »Als Beißspielzeug? Wirft so was denn Gewinn ab?«
    »Absolut. Merchandising für Haustiere ist ein boomender Markt. Wir basteln schon an einem Captain-Saubermann-Kratzbaum und an einer Fun-Time-Kletterwand für Abenteuerkatzen. Einschließlich Katzenklo.«
    »Hm, verstehe.« Captain Saubermann kratzte sich unter dem Stirnband. »Na ja, wenn Sie meinen, dass das ein Markt ist, sollten wir die Sache weiter verfolgen.«
    »Schön, dass Sie dabei sind, Captain S!«
    Fink nickte mit seinem blauen Kopf.
    »Ich bin im Moment der einzige Mitarbeiter, der davon weiß.«
    »Gut. Dann lassen Sie es uns auch weiter so halten. Wir wollen ja nicht, dass irgendetwas davon an die Medien durchsickert. Nicht bevor wir so weit sind, es selbst zu verkünden.«
    »Deshalb verlagern wir die Operation an diesen abgelegenen Standort, den wir noch haben. Dort sollten wir in der Lage sein, ungestört an dem Projekt weiterzuarbeiten.«
    »Wie, glauben Sie, wird die Öffentlichkeit auf so einen Strategiewechsel reagieren?«
    »Es wird vielleicht eine Weile dauern, bis sich die Leute an den Wechsel gewöhnt haben«, meinte Fink,

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