Joshua Schreck: Fischer. Nur für Jungs (German Edition)
wurde. Er trainierte.
Die Maschine bewegte sich um ihn herum, ein surrender Bienenstock wirbelnder silberner Objekte. Captain Saubermanns Beine schwangen auf den rotierenden Pedalen vor und zurück, während er gleichzeitig mit den Armen Hanteln stemmte. Und als ob das nicht reichte, hing er auch noch in Gurten, die bestimmte Teile seines Körpers in verschiedene Yoga-Stellungen streckten, zogen und beugten.
Milton rang nach Luft. Er war im selben Raum wie sein großer Held. Und sein großer Held schien die grausigsten Trainingsübungen zu machen, die wir je gesehen hatten.
»Hi, Dad«, sagte Sophie und ging durch den Raum.
»Hallo, Tochter!«, brachte Captain Saubermann zwischen zwei Atemstößen heraus.
»Wie läuft’s?«
»Großartig! Das Labor hat gerade letzte Woche diese Maschine entwickelt, und sie ist phantastisch effizient. Sie erlaubt es mir, all diese verschiedenen Übungen gleichzeitig zu machen. In nur fünfzehn Minuten!«
Ich beobachtete in ehrfurchtsvollem Schweigen, wie Captain Saubermann joggte, Gewichte stemmte und Liegestütze machte, alles parallel.
»Das sind meine Freunde.« Sophie nickte in die Richtung von uns beiden. »Milton und Joshua.«
Eine Panikattacke flammte in meiner Brust auf. Was, wenn Captain Saubermann mich als den Sohn des Schreck-Duos erkannte? Wenn er meine Eltern in Sheepsdale aufgespürt hatte, konnte er doch auch über mich Bescheid wissen.
Aber Captain Saubermann schien mich nicht zu bemerken – oder überhaupt irgendetwas außerhalb seiner Trainingsmaschine. »Seid gegrüßt, Kinder aus Sheepsdale!«, sagte er nur. Er drehte sein Gesicht zur Seite und lächelte uns an, doch schon packte die Maschine seinen Nacken und riss ihn in eine neue Position.
»H-hallo, Captain Saubermann«, sagte Milton nervös. »I-ich wollte nur sagen, dass es mir e-eine Ehre … und s-sehr aufregend ist, Sie hier und heute z-zu treffen.«
Seine Hand zitterte. Milton fasste in seinen Rucksack – oder in das, was davon übrig war. Der Raufbold mit dem Feuerhintern hatte ein ziemlich großes Stück herausgebissen. Milton zog aus dem Chaos zerfetzter Unterlagen und Bücher eine Zeitschrift hervor, die noch weitgehend in Ordnung zu sein schien. Ich schaute kurz auf die Titelseite und erkannte sofort die schrillen Farben und großen Überschriften. Es war die neueste Ausgabe von Superknüller .
Milton trat einen Schritt nach vorn und hielt die Zeitschrift eng an die Brust gedrückt. Captain Saubermann keuchte, joggte, stemmte und beugte weiter.
»Ähm … Mr – ich meine, Captain Saubermann«, begann Milton. »Ich wollte Sie fragen, ob Sie mir vielleicht, nur wenn es Ihnen nicht zu viel Mühe macht … ein Autogramm geben könnten.«
»Aber sicher doch!«
Milton streckte ihm mit der einen Hand die Zeitschrift entgegen, in der anderen hielt er bereits einen Stift. Ein mechanischer Arm schwang aus der Trainingsmaschine und griff nach dem Stift. Dann kritzelte der Arm etwas mit einer schnellen roboterhaften Bewegung auf das Cover.
»Seht ihr, was ich meine?«, sagte Captain Saubermann, als die Maschine für ihn das Autogramm gab. »Das erhöht deutlich meine Effizienz!«
Als die Maschine mit dem Signieren fertig war, versuchte sie Milton den Stift zurückzugeben, auch wenn es eher so aussah, als ob sie beabsichtige, ihm ins Gesicht zu stechen. Milton duckte sich gerade noch rechtzeitig. Der Stift fiel auf den Boden. Captain Saubermann fuhr unbeirrt mit seinen Übungen fort.
»Wow!«, stieß Milton hervor. »Vielen Dank, Captain Saubermann!«
»Keine Ursache, Marlon! Glaub nur einfach nicht alles, was du in dieser Zeitschrift liest.« Captain Saubermann nickte in Richtung der Superknüller -Ausgabe. Im nächsten Moment drückte ihn die Maschine in eine neue Folterlage. »Vor ein paar Wochen haben sie behauptet, ich hätte eine heimliche Affäre mit Scarlett Flamme, nur weil uns ein paar Paparazzi fünf Minuten vor dem Büro meines Agenten haben stehen sehen. Andererseits ist Superknüller eine fantastische Werbeplattform. Mein Business-Manager hat mir gesagt, dass die Zeitschrift eine durchschnittliche Leserrate von mehr als –«
»Das ist toll, Dad«, unterbrach ihn Sophie. »Ich wollte den beiden schnell noch den Rest des Hauses zeigen.«
»Natürlich, mein Schatz«, sagte Captain Saubermann. »Macht euch einen schönen Nachmittag.«
Milton hätte natürlich gern so lange wie möglich an Captain Saubermanns Seite verbracht, aber Sophie geleitete uns schon aus dem Raum.
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