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Joshua Schreck: Fischer. Nur für Jungs (German Edition)

Joshua Schreck: Fischer. Nur für Jungs (German Edition)

Titel: Joshua Schreck: Fischer. Nur für Jungs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Bacon
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Sie führte uns durch einen Türbogen hinaus, einen weiterten Flur entlang und an seinem Ende eine Wendeltreppe hinauf.
    »Das glaube ich nicht«, flüsterte mir Milton zu, während wir die Treppe hochstiegen. »Captain Saubermann hat mir ein Autogramm gegeben!«
    »Na ja, genau genommen ist es das Autogramm seiner Trainingsmaschine«, antwortete ich.
    »Ich weiß. Aber das ist der Wahnsinn!« Er hielt sich die Zeitschrift vor die Nase und bewunderte das noch frische Autogramm. Plötzlich blieb ich stehen, als mein Blick von dem Autogramm zur rechten unteren Ecke des Covers wanderte. Dort sah ich das Foto einer Rauch-Gestalt. Daneben fett gedruckt die Überschrift:
WEITERE SCHURKEN VERMISST
    Meine Brust schnürte sich zu. Ich starrte auf das Foto der Rauch-Gestalt. Die Aufnahme war dunkel und etwas unscharf, doch sie zeigte eindeutig das gleiche Ding, das auf der Schandmesse angegriffen hatte.
    Auch auf allen Websites der Super-Gemeinde wurde das Thema diskutiert. Es hatte nach der Schandmesse noch Dutzende weitere Angriffe von Rauch-Gestalten gegeben. Sie erschienen bei Superschurken zu Hause oder störten sie mitten in ihren üblen Verschwörungen. Und jedes Mal passierte das Gleiche. Der Rauch umschloss das Opfer. Ein Blitzschlag erhellte die Wolke. Und dann – weg.
    Plötzlich war mir, als ob jemand den Thermostat in Sophies Haus um zwanzig Grad runtergedreht hätte. Ich musste unweigerlich an meine Eltern denken. Sie waren kurz davor, herauszufinden, wer die Kontrolle über die Dinger hatte. Aber was, wenn der Rauch sie vorher erwischte?
    »Kommst du?«, hallte Sophies Stimme die Marmortreppe hinab. Sie und Milton waren schon oben und schauten zu mir herunter.
    Ich gab mir Mühe, den Kloß in meinem Hals wieder runterzuschlucken, und folgte ihnen.
    Sophie führte uns einen weiteren gewundenen Flur entlang und durch riesige Zimmer, in denen sich unausgepackte Umzugskartons stapelten. Am Ende des langen Flurs stieß Sophie eine Tür auf, die in ihr eigenes Zimmer führte.
    Wenn man bedachte, wie riesig das ganze Haus war, wirkte ihr Zimmer nicht sonderlich groß. In der Ecke stand ein Schreibtisch, auf dem sich Papiere und Bücher stapelten. Über einem Stuhl in der Nähe lag eine Jeans. An den Wänden hingen gerahmte Fotos von schneebedeckten Bäumen, von gewaltigen Felsformationen, die sich an einem Strand erhoben, und einem alten Haus aus Sandstein mit zugenagelten Fenstern.
    Milton untersuchte sofort eines der Fotos – eine Nahaufnahme von einem Streifen Wiese mit mehreren Häusern im Hintergrund.
    »Gab’s die Fotos gleich so, also, ich meine, mit Rahmen?«, fragte er.
    Sophie sah ihn beleidigt an.
    »Nein«, sagte sie.
    »Oh. Weil die echt gut sind. Ich dachte, das sind bestimmt Profi-Fotos.«
    Der beleidigte Blick in Sophies Gesicht verschwand. » Ich hab die Fotos gemacht«, erklärte sie. Für den Bruchteil einer Sekunde dachte ich, ihre Superkraft würde sich wieder bemerkbar machen. Aber diesmal glühte sie nicht, sondern wurde nur rot.
    »Wow! Du hast die gemacht?« Milton wirkte sichtlich beeindruckt. »Echt cool. Immer, wenn ich irgendwas fotografiere, sind die Bilder entweder zu dunkel oder verschwommen oder die Leute haben total rote Augen. Aber die hier sind stark.«
    »Ich hab eine ziemlich gute Kamera und ein sehr gutes Objektiv. Daher der Unterschied. Und meine Mom war Profi-Fotografin. Deshalb …«
    Sophies Stimme verlor sich. Es war das erste Mal, dass sie ihre Mom erwähnt hatte.
    »Das da hab ich erst vor ein paar Wochen gemacht«, sagte sie und zeigte auf das Foto mit dem Gras und den Häusern. »Das war an dem Tag, als wir nach Sheepsdale zogen. Mein Dad war den ganzen Tag in Sitzungen, deshalb hat mich Stanley mit der Kamera in den Park gefahren.«
    Die Erinnerung brachte wieder ein Lächeln in Sophies Gesicht. Ich hatte den Eindruck, dass sie oft lächelte, wenn es um Fotografie ging.
    Wir setzten uns an Sophies Schreibtisch, um an unserem Projekt zu arbeiten.
    »Wird schwer werden, das zu erklären.« Milton zog die Reste unseres Geschichtsbuchs aus seinem zerfetzten Rucksack. Der Buchdeckel war komplett abgerissen und die Hälfte der Seiten übel zugerichtet. Sein Schreibblock war in einem noch schlimmeren Zustand. »Meint ihr, die Lehrer werden mir glauben, wenn ich ihnen sage, ein Raufbold mit Feuerhintern hat meine Hausaufgaben gefressen?«
    »Ich hab noch ein Exemplar von dem Buch«, sagte Sophie. »Steht in der Bibliothek.«
    »Ich hol’s«, sagte ich.
    »Bist du sicher?

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