Joshua Schreck: Fischer. Nur für Jungs (German Edition)
Stanley.
»Äh, klar.« Milton warf einen Blick zu Sophie, und als sie nickte, wandte er sich erneut dem Roboter zu. »Klingt toll.«
»Was hätten Sie denn gern, Sir?«
»Hast du Dr. Pepper Cola?«
»Aber sicher. Wie viele hätten Sie gern?«
»Ähm … wie viele kann ich denn kriegen?«
»Einen Moment bitte, ich rechne es Ihnen gleich aus.«
Ein paar Sekunden lang drang nur ein leises Summen aus dem Roboter. Milton starrte ihn an, seine Augen strahlten.
»Eine menschliche Lebensform von Ihrer Größe und Ihrem Gewicht ist in der Lage, in einem Zeitraum von zwei Stunden 9,31 Liter Dr. Pepper Cola zu trinken«, sagte Stanley. »Das entspricht 28,22 Dosen. Sie sollten aber wissen, dass nach medizinischen Untersuchungen solch ein übermäßiger Verzehr von auf Fruktose basierendem kohlensäurehaltigen Wasser schwere Krankheiten verursachen kann und –«
»Ich hätte dann bitte gern achtundzwanzig Dosen«, sagte Milton.
Ich stieß ihn mit dem Ellenbogen an.
»Äh – nein, ich nehme eine.«
»Ich auch«, sagte ich.
»Für mich nur ein Wasser«, sagte Sophie.
»Sehr wohl«, antwortete Stanley. Er verbeugte sich mechanisch, danach marschierte er etwas ruckartig davon.
»Wir sind noch im Umzug«, sagte Sophie und zeigte auf einen Stapel Kartons. »Stanley ist gerade dabei, alles auszupacken.
»Und«, fragte Milton, »ist dein … äh … dein Dad tatsächlich hier?«
»Ja«, sagte Sophie.
»Jetzt?«
»Ich glaub schon.«
Milton wirkte, als könne er sich nicht entscheiden, ob er schreien oder ohnmächtig werden sollte. »Cool«, sagte er.
Sophie führte uns weiter ins Haus. Wir kamen an einem Wohnzimmer, einem Aufenthaltsraum, einem Solarium, einem Esszimmer, noch einem Wohnzimmer, einer Küche, einer Bibliothek, einem dritten Wohnzimmer und etlichen anderen Räumen vorbei, die überhaupt keine Funktion zu haben schienen.
Ein Raum wirkte wie eine Art Kunstgalerie. An der Wand hingen Ölgemälde, die von üppigen Goldrahmen eingefasst waren und alle Porträts ein und derselben Person zeigten. Captain Saubermann.
Ein anderer Raum war mit allen möglichen Merchandising-Artikeln gefüllt. Cornflakes-Schachteln, Regale voller Tennisschuhe, Armbanduhren, T-Shirts, Spielzeug. Es dauerte einen Moment, bis ich begriff, was all diese Sachen gemeinsam hatten: Sie wurden von Captain Saubermann beworben. Es musste der Raum sein, in dem er alle Produkte präsentierte, für die er Werbung machte. Irgendwie wirkte es ein bisschen merkwürdig, dass jemand so was in seinem Haus hatte. Andererseits musste Captain Saubermann ja irgendwas mit all diesen Zimmern machen.
Ich nahm eine Schachtel Fantastische Feuer-Flakes mit dem Bild von Captain Saubermann in die Hand. Die Schachtel war leer. Genau wie die Schachtel Burritos für die Mikrowelle. Auf dem Etikett war ein Bild von Captain Saubermann mit Sombrero. Der Spruch darunter hieß: Auch du kannst ein Held sein mit Señor Locos mexikanischem Dreiminuten-Festmahl!
Das musste es sein, worüber die Cafeteria Girls gesprochen hatten. Regal für Regal leere Schachteln. Alle mit Captain Saubermann auf dem Etikett.
Am anderen Ende des Raums stand ein lebensgroßer Pappaufsteller von ihm. Er sah darauf aus wie in echt. Er grinste sein perfektes Grinsen und stellte seine perfekten Zähne und Haare zur Schau. Um seinen muskulösen Hals hing ein glänzend blauer Umhang. Eine Hand zeigte den gestreckten Daumen, während die andere ein Stück Trockenfleisch hielt. Darunter stand die Aufschrift
Saubermann-Rauchfleisch ®
Die Chance, sich super wohl zu fühlen und fit zu bleiben.
Wir gingen in den nächsten Raum, und da war Captain Saubermann schon wieder. Nur diesmal nicht als Pappaufsteller.
Diesmal war er echt.
Er hatte nicht seine übliche silberne und blaue Uniform an. Stattdessen trug er einen silberfarbenen Jogginganzug und ein passendes Stirnband.
In dem Raum standen lauter wuchtige Maschinen, die aussahen, also ob sie einem schwere Schmerzen zufügen würden. Die Cafeteria Girls hatten recht gehabt. Sie sahen aus wie High-Tech-Foltergeräte.
Und Captain Saubermann war in einem dieser Geräte festgeschnallt.
16
Einen Superhelden in echt zu treffen, kann eine unvergessliche Erfahrung sein.
Die Hände von Captain Saubermann wurden von mechanischen Hebeln festgehalten. Seine Füße waren an rotierende Pedale angeschlossen. Gefährlich aussehende Roboterarme umfassten ihn an Hüfte und Hals.
Erst jetzt begriff ich, dass Captain Saubermann nicht gefoltert
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