Joshua Schreck: Fischer. Nur für Jungs (German Edition)
zog, schaltete er in den Rückwärtsgang.
Nachdem ich Sophie und Milton noch ein paar weitere Tipps gegeben hatte, suchten wir uns Motorradhelme und übten ein bisschen im Garten.
Sophie begriff alles auf Anhieb. Nach wenigen Minuten schwebte sie durch den Garten. Schon bald gab sie mit ihrem Roller so richtig Gas und sauste von einem Ende des Gartens zum andern.
Milton brauchte ein bisschen länger.
»Achte darauf, dass du ihn vorsichtig hochziehst«, sagte ich.
»Vorsichtig«, sagte Milton. »Verstehe.«
Milton konzentrierte sich auf den Lenker.
»Macht er schon was?«, fragte er.
»Noch nicht.«
»Und jetzt? Fliege ich?«
»Nein, du bist noch am Boden.«
»Sicher?«
»Vielleicht bist du ein wenig zu vorsichtig. Versuch es ein bisschen stärker.«
Milton riss den Lenker nach oben. Auf einmal schoss der Roller fünfzehn Meter in die Höhe. Milton schrie und umklammerte den Lenker dicht vor der Brust, während er wie eine Flaschenrakete im Milton-Format gen Himmel raste.
»Zu stark!«, rief ich hinauf.
»Meinst du?«, kreischte er. »Und wie komm ich jetzt wieder runter?«
»Drück den Griff einfach nach unten – ganz vorsichtig. Und pass auf, dass du nicht –«
Bevor ich zu Ende sprechen konnte, machte der Roller ein paar Saltos nach vorn. Es wäre wirklich ein ziemlich eindrucksvolles Manöver gewesen, wenn Milton dabei nicht die ganze Zeit in höchstem Jammerton geschrien hätte.
»Milton!«, rief ich. »Sieh zu, dass du die Griffe nicht verbiegst.«
Aber da hatte er schon völlig die Kontrolle verloren. Ein paar Sekunden später kreiste er kopfüber durch den Garten und hing, sich am Lenker festhaltend, mit den Beinen nach unten. Wie wild wirbelte er durch die Luft und verpasste nur knapp das Hausdach. Erst als er sich in den Zweigen eines Baums verfing, endete sein Flug.
Nach ein paar weiteren Trainingsrunden kriegte es Milton aber doch noch hin. Er sprang von einem Fuß auf den andern und blickte mit stolzem Blick auf den Roller. »Das allein ist schon fast ein Abenteuer. Und weißt du, was noch zu einem richtig guten Abenteuer dazugehört?«
Ich schüttelte den Kopf
»Snacks! Wenn du mir deinen Rucksack leihst, besorge ich alles, was wir brauchen.«
»Gut.« Ich ging ins Haus und schnappte mir meinen Rucksack. Als ich ihn Milton in die Hand drückte, riet ich ihm noch: »Aber bloß das Allernötigste.«
Ein paar Minuten später kam Milton zurück. Der Rucksack war prall gefüllt mit Dr. Pepper Cola, Kartoffelchips und Saubermann-Rauchfleisch.
Ich gab die Koordinaten in das VexaCorp-Navi ein, das im Display des Rollers integriert war. Auf dem LCD-Bildschirm erschien eine Karte mit der Route nach Carrolshire.
»Können wir?«, fragte ich mit einem kurzen Blick zu Sophie und Milton.
»Wir können«, antworteten beide gleichzeitig.
Und schon stiegen wir auf unsere Roller und flogen los.
Wenn du noch nie mit einem Flugroller eine Langstrecke geflogen bist, kann ich dir das nur empfehlen. Der Wind wehte mir ins Gesicht, während unter uns die Landschaft aus Straßen und Wiesen vorbei glitt. Ab und zu schluckte ich zwar mal ein paar Insekten, aber ansonsten war es ganz einfach toll.
Nachdem wir ein paar Stunden in der Luft waren, zeigte das GPS an, dass wir uns unserem Ziel näherten. Weiter vorn am Horizont erkannte ich die Silhouette eines freistehenden Gebäudes.
»Ich glaube, da müssen wir hin«, rief ich.
»Scheint so, als ob wir nicht die Einzigen in der Luft wären.« Milton zeigte auf einen Vogelschwarm, der in dichter Formation über dem Gebäude kreiste, so als ob er den Ort bewachte.
Meine Hände krampften sich um den Lenker. Die Vögel hatten etwa die Größe von Krähen, aber solche Krähen wie die da hatte ich noch nie gesehen. Ihre Schnäbel und Beine waren silbern. Und sie hatten pechschwarze Körper, in denen sich das Sonnenlicht spiegelte, wenn sie durch den Himmel glitten.
Als wir näher kamen, hörten die Vögel auf, den Luftraum um das Gebäude zu kontrollieren, und flogen stattdessen in unsere Richtung.
»Ich hab kein gutes Gefühl«, schrie ich.
»V-vielleicht fliegen sie nur für den Winter nach Süden«, sagte Milton. Aber ich hörte an seiner zitternden Stimme, dass er das selbst nicht glaubte.
»Hier oben sind wir zu angreifbar«, rief Sophie. »Wir müssen festen Boden unter die Füße bekommen.«
Blitzschnell steuerten wir unsere Roller nach unten und landeten auf einer freien Wiese. Ich klammerte mich immer noch an einen letzten Funken
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