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Joshua Schreck: Fischer. Nur für Jungs (German Edition)

Joshua Schreck: Fischer. Nur für Jungs (German Edition)

Titel: Joshua Schreck: Fischer. Nur für Jungs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Bacon
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breit überhaupt kein Meer.«
    »Und viel Blick gibt es auch nicht«, ergänzte ich, nachdem ich die trostlosen Wiesen ringsherum inspiziert hatte.
    Der einzige Hinweis, dass im letzten Jahrzehnt irgendwer das Hotel besucht hatte, war das nagelneue rote Cabrio, das auf dem zugewucherten Schotterweg abgestellt war. Auf dem Nummerschild stand:
SAUBERMANN
    Ich drehte mich zu Sophie um und sah plötzlich, dass sie immer noch den Vogelrest in der Hand hielt. Ihr Blick wanderte von dem Wagen zu dem C-Logo, das in den Mittelteil des Vogels eingraviert war.
    »Warum tut mein Dad so was?«, flüsterte sie.
    Ich wusste nicht, was ich ihr antworten sollte, und ich bezweifelte auch, dass Sophie eine Antwort wollte. Sie warf den Vogel mit solcher Wucht auf den Boden, dass auch der verbliebene Flügel abbrach. Dann stampfte sie die wackelige Treppe hinauf, die zum Eingang des Hotels führte. Als sie an dem rostigen Knauf drehte, öffnete sich knarrend die Tür.
    Zögernd standen wir drei auf der obersten Stufe und spähten in das Dunkel dahinter. Dann traten wir ein.

22
    Du kannst dich nicht immer nur auf deine Superkraft verlassen. Manchmal brauchst du auch Geschick, Talent und Glück.

    Von innen wirkte das Hotel noch schäbiger als von außen.
    In der Nähe des Eingangs wand sich eine Treppe in eine schattige Finsternis hinauf. Am Fuß der Treppe glotzten uns zwei verrostete gusseiserne Wasserspeier entgegen. Triste Vorhänge verdeckten die Fenster des Eingangsbereichs. Alles lag im Dunkel verschleiert. Und nirgends gab es ein Zeichen von Captain Saubermann oder sonst irgendwem.
    Wir waren allein.
    Die Dielenbretter knarrten unter unseren Füßen, als wir an der lang gestreckten Rezeption vorbeigingen. Doch auch dahinter herrschte, wie überall sonst, gähnende Leere.
    Am Ende des Eingangsbereichs ging es in einen offenen Flur. Aus dem Augenwinkel glaubte ich zu erkennen, wie ein dunkler Schemen den Flur entlang lief. Doch als ich genau hinschaute, sah ich nichts außer verblichenem Teppichboden und Tapeten, die sich von den Wänden lösten.
    »Findet ihr wirklich, wir sollten hier übernachten?«, fragte Milton. »Vielleicht gibt es ja irgendwo in der Nähe ein Bed-and-Breakfast, das wir uns vorher mal ansehen könnten.«
    »Mein Dad ist hier«, sagte Sophie. »Wir müssen ihn unbedingt finden.«
    Wir schoben eine Tür auf, die in einen riesigen Raum mit schmutzigen Fliesenwänden führte. In der Mitte des Raums fiel der Boden senkrecht nach unten ab. Um das Loch herum standen Kunststoffsessel.
    »Das ist ein Hallenbad«, sagte Sophie. »Sie haben das ganze Wasser abgelassen.«
    Auch wenn es kein Wasser gab, war der Pool trotzdem nicht leer. Unten lag ein Haufen Uniformen und Accessoires von Superschurken. Ich erkannte den Umhang und die Lanze, die mal dem Gräuelator gehört hatten. Und die gepanzerten Handschuhe von Tesla der Schrecklichen.
    Und plötzlich verkrampfte sich mein Herz, als ich oben auf dem Haufen die Brille von meinem Dad sah. Daneben lagen ein grün-schwarzes Kleiderbündel und eine Panzerweste, die nur meiner Mom gehören konnten.
    »Meine Eltern«, flüsterte ich. »Sie sind hier. Oder zumindest waren sie hier.«
    Ich starrte hinunter in den trockengelegten Pool. Ein Schatten legte sich über meine Gedanken.
    »Wieso liegt wohl das ganze Zeug da drinnen auf einem Haufen?«, fragte ich. »Glaubt ihr vielleicht, dass meine Eltern –«
    »Nein« , sagte Sophie. Sie musste gewusst haben, was ich sagen wollte. »Das würde mein Dad nicht tun.«
    »Und was ist mit den Rauch-Gestalten oder den Raufbolden mit Feuerhintern, die dein Dad steuert?«, fragte ich. »Und mit all den anderen Geheimnissen, die dein Dad dir nicht erzählt?«
    Sophie warf mir einen wütenden Blick zu. Aber meine Angst war zu groß, als dass ich den Mund halten konnte.
    »Vielleicht ist dein Dad ja gar nicht der, für den du ihn hältst«, sagte ich.
    Sophies Hände waren jetzt zu zitternden Fäusten geballt.
    »Hey, kommt schon«, sagte Milton in gespielt heiterem Ton. »Wir wissen doch überhaupt nicht, was hier passiert ist. Ich bin sicher, deinen Eltern geht’s gut.« Er tätschelte mir den Rücken. »Wahrscheinlich haben sie sich nur ausgezogen, um mal ein bisschen nackt zu baden.«
    Doch die Vorstellung, dass hundert Superschurken zusammen nackt badeten, konnte mich auch nicht aufheitern (zumal, wenn meine Eltern dabei waren). Außerdem sah es hier wirklich nicht so aus, als ob noch ein Whirlpool existierte. Es musste eine andere

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