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Joshua Schreck: Fischer. Nur für Jungs (German Edition)

Joshua Schreck: Fischer. Nur für Jungs (German Edition)

Titel: Joshua Schreck: Fischer. Nur für Jungs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Bacon
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Erklärung geben, warum die ganzen Klamotten in das leere Becken geworfen worden waren. Und ich wusste, etwas Gutes bedeutete das ganz sicher nicht.
    »Los, kommt«, sagte ich. »Kann sein, dass uns nicht mehr viel Zeit bleibt.«
    Wir hatten fast das andere Ende des Pools erreicht, als sich plötzlich eine dunkle Gestalt aus dem Schatten löste. Panik schnürte mir die Brust zu. Die Gestalt drehte sich um und starrte uns an, aber dort, wo das Gesicht hätte sein müssen, war nur eine konturlose Wolke.
    Eine Rauch-Gestalt.
    Sie stand in der Ecke, gleich neben einem Schild mit dem Hinweis »Kein Bademeister im Dienst«.
    Ich wirbelte herum und wollte in die Richtung wegrennen, aus der wir gekommen waren. Aber weiter kam ich nicht. Eine zweite Rauch-Gestalt bewegte sich direkt auf uns zu.
    »Da lang!« Sophie zeigte auf eine Tür am anderen Ende des Raums.
    Unsere Schritte hallten von den Fliesenwänden, als wir um den Rand des Pools jagten, vorbei an einem Ständer mit Schwimmhilfen, die aussahen, als ob sie zum letzten Mal in einer Zeit vor meiner Geburt benutzt worden wären. Die Rauch-Gestalten stolzierten weiter auf uns zu und kamen Stück für Stück näher.
    Eine streckte den Arm aus. Ihre Finger wirkten wie Schlinggewächse aus Rauch. Ich rannte weiter, folgte Sophie und Milton einen schmalen Gang entlang, der sich durch endlose schäbige Zimmer und verlassene Büros wand.
    Rings um mich herum erkannte ich aus dem Augenwinkel den verfallenen Zustand des Hotels. Kaputte Möbel, verstaubte Antiquitäten, schief hängende Kandelaber. Wir hatten keine Zeit, uns zu überlegen, wohin wir eigentlich rannten. Die Rauch-Gestalten waren uns dicht auf den Fersen. Ihre dunklen Körper bewegten sich geräuschlos in unserem Schlepptau.
    Wir liefen in einen Flur, der auf eine Küche zuführte, und rannten an einem Kühlschrank mit fehlender Tür und einem zusammengebrochenen Herd vorbei. Milton stieß gegen eine Anrichte und schickte krachend eine Flut verrosteter Töpfe und Pfannen zu Boden.
    Als wir durch die nächste Tür platzten, standen wir plötzlich in einem Ballsaal. So wie das ganze Hotel wirkte auch er wie ein altes Gemäuer, das vor vielen Jahren vielleicht einmal schön gewesen war. Verblichene Samtvorhänge umgaben die Wände. Die Bar in der Ecke sah aus, als hätte eine Abrissbirne mitten hineingeschlagen.
    Sekunden später drangen auch die Rauch-Gestalten in den Saal. Wir liefen ans andere Ende und blieben ruckartig stehen, als wir sahen, was dort durch die andere Tür getreten war. Zwei weitere Rauch-Gestalten. Nun waren sie zu viert und versperrten beide Ausgänge.
    Sie hatten uns umzingelt.
    »Was machen wir jetzt?« Milton starrte mit vor Angst weit aufgerissenen Augen in Richtung der immer näher kommenden Rauch-Gestalten.
    »Keine Ahnung«, sagte ich, »aber wir müssen uns was überlegen. Dreh jetzt nicht durch!«
    »Zu spät!«
    Die wolkigen Gestalten erreichten uns, ihre Rauch-Beine trugen sie leichtfüßig über die fleckigen Teppiche.
    Ich schaute mich in dem heruntergekommenen Ballsaal um und suchte verzweifelt nach einem Fluchtweg. Plötzlich entdeckte ich einen mit Brettern vernagelten Kamin direkt neben der Bar. Wenn wir es rechtzeitig bis dorthin schafften, konnten wir vielleicht hineinklettern und waren in Sicherheit.
    Sophie hatte die gleiche Idee. Sie rannte schon los, Milton und ich folgten dicht hinter ihr. Als sie den Kamin erreichte, glühte ihre Haut. Sie riss die Bretter weg, als wären sie aus Papier.
    »Wahnsinn«, sagte sie, als sie in den Kamin blickte.
    Ich schaute ihr über die Schulter und sah, was sie so beeindruckt hatte. Das war kein normaler Kamin. Das war ein Tunnel.
    Wir hatten keine Zeit, uns zu wundern, wieso das Hotel einen begehbaren Kamin hatte oder wo der Tunnel hinführte. Die Rauch-Gestalten schwebten immer näher heran.
    »Rein da, schnell!« Meine Stimme hallte im Tunnel wider.
    Milton ging als Erster, gefolgt von Sophie. Schon ragten die Rauch-Gestalten über mir auf, als ich gerade noch schnell hinter ihr hineinkroch.
    Der schmale Gang führte in engen Windungen steil nach unten, so dass es uns vorkam, als ob wir uns immer tiefer in die Erde gruben. Es war dunkel, doch zum Glück glühte Sophie wie ein Nachtlicht in Menschengestalt und erhellte den steinernen Tunnel, der endlos weiterzuführen schien.
    Meine Schuhe rutschten auf dem steilen felsigen Boden und meine Arme schrammten an den zerklüfteten Wänden entlang, aber ich wusste, ich musste

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