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Joshua Schreck: Fischer. Nur für Jungs (German Edition)

Joshua Schreck: Fischer. Nur für Jungs (German Edition)

Titel: Joshua Schreck: Fischer. Nur für Jungs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Bacon
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damit ich ein paar Sachen für die Nacht holen konnte. Danach würde ich zu ihnen rüberkommen. Als sich das Geräusch des Autos auf der Straße verlor, lief ich allein über den Rasen. An der Haustür löste ich drei Bolzenschlösser, tippte den Sicherheitscode ein, deaktivierte die Alarmsensoren und drückte meinen Daumen auf ein Feld, um mich zu identifizieren.
    Dann ging ich hinein.
    Das Haus wirkte irgendwie verändert. Als ob die Abwesenheit meiner Eltern bereits in die Möbel und Wände gesickert wäre. Micus schien zu wissen, dass etwas nicht stimmte, denn er drohte mir nicht ein einziges Mal, mich umzubringen, als ich durchs Esszimmer lief. Er blieb einfach an seinem gewohnten Fleck in der Ecke und ließ die Äste traurig nach unten hängen.
    Meine Füße tappten mit hohlem Klang auf die Treppenstufen, als ich nach oben ging. Nachdem ich das Labor meiner Eltern betreten hatte, zog ich das Fläschchen mit der Säure aus der Tasche und trat an den Glasbehälter. Er wirkte immer noch leer, aber ich wusste, dass irgendwo dort drinnen das Nanowesen steckte.
    Doch dann merkte ich, dass an dem Computer neben dem Behälter etwas anders war. Überall hingen Aufkleber. Kleine gelbe Post-its, die an bestimmten Stellen angebracht waren. Auf einem stand: Hier chemische Substanz eingeben. Mit einem Pfeil, der auf einen Schlitz in der Maschine wies. Mein Blick wanderte zu einem anderen Zettel: Diesen Knopf drücken, um die Such-Sequenz zu aktivieren.
    Allmählich dämmerte es mir. Meine Eltern hatten die Zettel nicht für sich selbst dort hingeklebt. Sie waren für mich bestimmt.
    Sie mussten gewusst haben, dass sie das Risiko eingingen, angegriffen zu werden, ehe sie die Chance hatten, an die Chemikalie heranzukommen. Deshalb hatten sie mich ins Labor geführt und mir so genau erklärt, was die Rauch-Gestalten waren und wie man sie aufspüren konnte. Und deshalb hatten sie sorgfältig jeden Schritt auf die Post-its geschrieben, der notwendig war, um die Such-Sequenz laufen zu lassen.
    Sie wollten, dass ich wusste, wie ich sie finden konnte, falls sie entführt wurden.
    Ich setzte das Fläschchen in den Schlitz ein und führte einen langen Strohhalm in die Flüssigkeit. Danach folgte ich den weiteren Anweisungen, die meine Eltern mir hinterlassen hatten, schaltete den Computer an, drückte auf noch einen Schalter, durch den ein einzelner Tropfen der Säure im Strohhalm hochstieg und durch ein Loch in den Glasbehälter fiel. Dann holte ich einmal tief Luft und aktivierte die Such-Sequenz.
    Ich starrte auf den Monitor. Zuerst passierte gar nichts. Aber nach ein paar Sekunden tauchte auf dem Bildschirm ein rechteckiges Feld auf.
Koordinaten-Suche
Ergebnisse
Lat: + 45 , 262321
Lon: – 69 , 012489
    Im Geografie-Unterricht hatten wir letztes Jahr eine ganze Stunde damit verbracht, Nadeln genau dort in eine Wandkarte zu stecken, wo sich Breiten- und Längengrade trafen. »Lat« war die Abkürzung für Breitengrad, »Lon« die Abkürzung für Längengrad.
    Ich tippte bei Google »Breitengrad Längengrad« ein. Dann wählte ich die erste Website, die auftauchte, und gab die Ziffern in die Koordinaten-Suchfelder ein. Breitengrad: +45,262321. Längengrad: –69,012489. Sofort erschien ein Ort auf dem Bildschirm:
Carrolshire, Maine.
    Ich druckte die Karte und die Koordinaten aus, schnappte mir meine Zahnbürste und ein frisches T-Shirt und lief schnell zu Milton.
    *
    Am nächsten Morgen nach dem Frühstück traten Milton und ich vor die Haustür. Ein vertrauter schwarzer SUV hatte drüben bei mir zu Hause am Bordstein gehalten. Kurz darauf öffnete sich die Tür und Sophie stieg aus.
    »Was machst du hier?«, rief ich, während ich zu ihr hinlief.
    »Ich dachte, vielleicht brauchst du Hilfe«, antwortete sie.
    »Und was ist mit gestern Nacht?«
    Sophie starrte nach unten auf ihren Schatten, der über dem Rasen lag. »Vielleicht habe ich ja ein bisschen überreagiert. Und … also, es gibt da noch was anderes. Gestern Nacht, als ich nach Hause kam, habe ich das hier gefunden.«
    Sie griff in den SUV, zog etwas heraus und hielt es so hin, dass nur Milton und ich es sehen konnten. Ein breites Silberarmband, wie es Captain Saubermann trug, um seine Hologramm-Waffen zu erschaffen.
    »Es ist ein brandneues Modell«, sagte Sophie. »Ich hab ihn noch nie so eines tragen sehen. Es lag in einer Schachtel mit der Aufschrift ›vertraulich‹.«
    Sophie drehte das Armband um und zeigte uns, was auf der Rückseite aufgedruckt war.
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