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Joyland

Titel: Joyland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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ist nicht weiß.«
    »Was ist nicht weiß?«
    Mike Ross sah mich verwirrt an. »Keine Ahnung. Als ich heute Morgen aufgewacht bin, hab ich daran gedacht, dass Sie zum Frühstück vorbeikommen wollen, und da ist mir das eingefallen. Ich dachte, Sie wüssten, was es bedeutet.«
    Annie trat zu uns. Sie hatte einen Mini-Smoothie in ein Saftglas eingeschenkt. Obendrauf schwamm eine einzelne Erdbeere.
    »Lecker!«, rief Mike. »Danke, Mama!«
    »Sehr gern, mein Schatz.«
    Ihr Blick fiel auf sein nasses Hemd, aber sie sagte nichts. Als sie mich fragte, ob ich noch etwas Saft haben wolle, zwinkerte Mike mir zu. Ich sagte, das wäre großartig. Während sie einschenkte, verfütterte Mike zwei Löffel von seinem Smoothie an Milo.
    Sie wandte sich um und warf einen Blick auf sein halb leeres Glas. »Wow, du hattest wirklich Hunger!«
    »Sag ich doch.«
    »Worüber hast du dich mit Mr. Jones – mit Devin – unterhalten?«
    »Nichts Besonderes«, sagte Mike. »Er war traurig, aber jetzt geht's ihm wieder besser.«
    Ich schwieg, spürte jedoch, wie mir die Röte in die Wangen stieg. Als ich schließlich aufschaute, lächelte Annie.
    »Willkommen in Mikes Welt, Devin«, sagte sie. Offenbar machte ich ein Gesicht, als hätte ich einen Goldfisch verschluckt, denn auf einmal lachte sie laut los. Es hörte sich wundervoll an.
    *
    Als ich an jenem Abend von Joyland nach Hause schlenderte, stand sie am unteren Ende des Plankenwegs und wartete auf mich. Es war das erste Mal, dass ich sie in Rock und Bluse sah. Und sie war allein. Auch das zum ersten Mal.
    »Devin? Haben Sie einen Moment?«
    »Klar«, sagte ich und stapfte den sandigen Abhang zu ihr hinauf. »Wo ist Mike?«
    »Er hat dreimal die Woche Krankengymnastik. Normalerweise kommt Janice, die Therapeutin, morgens, aber heute habe ich sie gebeten, gegen Abend zu kommen, weil ich allein mit Ihnen sprechen wollte.«
    »Weiß Mike das?«
    Annie lächelte betrübt. »Wahrscheinlich. Mike weiß viel mehr, als er wissen sollte. Ich frage jetzt nicht, worüber Sie beide geredet haben, als er mich heute Morgen weggeschickt hat, aber ich vermute, dass seine … Einsichten … für Sie keine wirkliche Überraschung waren.«
    »Er hat mir erklärt, warum er im Rollstuhl sitzt, sonst nichts. Und er hat erwähnt, dass er letztes Thanksgiving eine Lungenentzündung bekommen hat.«
    »Ich wollte Ihnen für die Hilfe mit dem Drachen danken, Devin. Mein Sohn schläft sehr unruhig. Er hat keine Schmerzen, jedenfalls kaum, aber wenn er schläft, hat er Probleme mit dem Atmen. Wie bei Apnoe. Er muss halb sitzend schlafen, und das hilft auch nicht gerade. Manchmal hört er fast ganz auf zu atmen, und dann ertönt ein Warnsignal und weckt ihn. Aber gestern Abend – nach dem Drachensteigenlassen – hat er durchgeschlafen. Um zwei Uhr bin ich sogar zu ihm reingegangen, um nachzuschauen, ob der Monitor nicht ausgefallen ist. Er hat tief und fest geschlafen. Kein unruhiges Hin- und Herwerfen, keine Albträume – dazu neigt er nämlich –, kein Stöhnen. Das war der Drachen. Das hat ihm so viel Spaß gemacht wie nichts sonst. Außer vielleicht ein Besuch in Ihrem verfluchten Vergnügungspark, aber das kommt überhaupt nicht infrage.« Sie hielt inne und lächelte. »Ach, Mist. Ich halte Ihnen einen Vortrag.«
    »Schon okay«, sagte ich.
    »Wahrscheinlich liegt das daran, weil ich fast niemand habe, mit dem ich reden kann. Ich habe eine Haushaltshilfe – eine sehr nette Frau aus Heaven's Bay – und natürlich Janice, aber das ist nicht dasselbe.« Sie holte tief Luft. »Und noch etwas. Ich war mehrmals äußerst unhöflich zu Ihnen, und das ohne jeden Grund. Es tut mir leid.«
    »Mrs …. Miss …« Mist. »Annie, Sie müssen sich für nichts entschuldigen.«
    »Doch, doch. Sie hätten einfach weitergehen können, als Sie gesehen haben, wie ich mich mit dem Drachen abmühte, und dann hätte Mike nicht durchgeschlafen. Zu meiner Entschuldigung kann ich nur sagen, dass es mir schwerfällt, anderen Leuten zu vertrauen.«
    Jetzt lädt sie mich gleich zum Abendessen ein, dachte ich. Aber das tat sie nicht. Was vielleicht an dem lag, was ich als Nächstes sagte.
    »Wissen Sie, er könnte wirklich mal in den Park kommen. Das lässt sich problemlos arrangieren, und da Joyland geschlossen ist, hätte er alles für sich.«
    Ihr Gesicht wurde mit einem Schlag verschlossen. »O nein! Auf gar keinen Fall. Wenn Sie das glauben, hat er Ihnen nicht so viel über seinen Zustand erzählt, wie ich dachte. Bitte erwähnen

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