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Judasbrut

Judasbrut

Titel: Judasbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Fink
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sie konnten mithilfe der Phagen, die Leibl
hoffentlich spätestens morgen haben würde, weitere tödliche Fälle verhindern.
    Sie
ließ die Scheibe ein Stück runter und hielt ihr Gesicht in den Windhauch, der
hereinströmte.
    Plötzlich
hörte sie etwas. Stimmen. Laute Rufe.
    Ein
Schuss fiel.
    Noch
einer.
    »Oh
Scheiße!«
    Sie
zwang sich zur Ruhe. Perez hatte sich von ihr genau beschreiben lassen, wo sie
zu finden war – nur für den Fall, mit dem Maria überhaupt nicht gerechnet hatte.
Sie stieg aus, öffnete den Kofferraum und setzte sich wieder hinters Steuer.
    Im
linken Seitenspiegel sah sie eine Bewegung. Ein Mann – Perez,
wie Maria erleichtert erkannte – kam durch einen Garten
gerannt. Ihm unmittelbar auf den Fersen ein Polizist, mit der Waffe in der
Hand.
    Er
schoss jedoch nicht, stieß auch keine Warnrufe aus.
    Jens!
    Perez
stürzte auf Marias Auto zu und sprang in den Kofferraum. Im Vorbeilaufen warf
Jens die Klappe zu und spurtete weiter. Zwei weitere Beamte sprangen an
derselben Stelle wie die beiden über die Hecke. Jens war inzwischen ein Dutzend
Meter vor Marias Auto. Mehr aus Reflex, als dass sie wirklich darüber
nachdachte, glitt Maria vom Sitz, um sich zu ducken. Sie hatte keine Ahnung, ob
jemand sie bemerkt hatte.
    »Hierher«,
rief Jens seinen Kollegen zu.
    Mit angehaltenem
Atem wartete Maria einige Sekunden. Irgendwie schlängelte sie sich wieder auf
den Sitz, warf einen schnellen Blick in die Spiegel und startete den Wagen. Das
Motorengeräusch kam ihr viel zu laut vor. Sie wendete hastig, um nicht in
dieselbe Richtung fahren zu müssen, in die Jens und seine beiden Kollegen
gelaufen waren. Sie bog ab, landete in einer Sackgasse, fluchte und wendete
abermals.
    »Ho,
Brauner, ganz ruhig«, sagte sie zu sich selbst.
    Warum,
verdammt noch mal, hatte Perez sich nicht einfach verhaften lassen? Was war
schief gegangen?
    Mit
klopfendem Herzen fuhr sie durch die Siedlung. Eine Streife, die wie erwartet
eine Straßensperre errichtet hatte, hielt sie an. Sie ließ das Seitenfenster
runter und zückte ihren Ausweis. Der Beamte warf einen prüfenden Blick darauf.
    »Ein
Flüchtiger«, sagte er zu Maria. »Aber die anderen beiden haben sie.«
    Wieso
die anderen beiden ? Es müssten doch drei sein? Laut sagte Maria: »Ja,
ich habe mitgehört, einer ist entwischt.« Hoffentlich bemerkte der Beamte
nicht, dass sie gar kein Funkgerät dabei hatte.
    »Hier
kommt er jedenfalls nicht durch.« Der Beamte zwinkerte und bedeutete ihr
weiterzufahren.
    Maria
unterdrückte ein hysterisches Kichern, lächelte stattdessen und hob eine Hand
zum Gruß. Dann gab sie Gas. Auf direktem Weg fuhr sie über die Bamberger Straße
stadtauswärts, am Flugplatz vorbei. In dem Waldstück zwischen Beutelsdorf und
Heßdorf hielt sie, um Perez aus dem Kofferraum zu holen.
    »Warum
bist du hier?«, fragte sie, als sie weiterfuhr.
    »Weil
ich mich jetzt nicht mit meinem Boss rumärgern wollte und dich mit dem ganzen
Scheiß allein lassen!«
    »Ja,
danke auch! Was ist passiert?«
    »Es war
gar nicht geplant, dass Leonhard das Zeug heute übergibt!«
    »Wie
bitte?« Maria wirkte verwirrt.
    Perez
rieb sich die Schläfen. »Sie wollten Aufmerksamkeit für ihre politischen
Ansichten und Leonhard wollte Aufmerksamkeit für seine Forschungen – eine
Hand wäscht die andere, soweit lagen wir richtig. Aber es sollte keine großen
Anschläge geben, wie in Berlin, sondern eine möglichst unauffällige,
großflächige Verteilung. Damit sie sich nicht versehentlich selbst anstecken«,
er lachte bitter, »sollte Leonhard die Verbreitung selbst übernehmen. Sie waren
hier, um zu verhindern, dass er es sich am Ende noch anders überlegt. Erst,
wenn die Öffentlichkeit auf die Krankheit aufmerksam wird, sollten
Bekennerschreiben folgen. An dem Punkt würde sich die Krankheit ganz von allein
weiter ausbreiten und sie hätten ihr Ziel erreicht – ein
hoher Krankenstand zwingt die Wirtschaft erst mal in die Knie.
Milliardenverluste für den Staat. Anschließend könnte Leonhard sich bequem als
Retter der Nation aufspielen und alle wären zufrieden. Und das Beste: Ich
sollte kommende Nacht einen Einbruch in das Institut fingieren, damit Leonhard
später tun kann, als seien ihm die Erreger gestohlen worden.« Er seufzte.
»Leonhard ist letztes Jahr auf Heidrun zugekommen, nicht umgekehrt. Mika und
sie wissen von den Phagen und fanden seine Idee genial. Es störte sie nicht, im
Gegenteil. Ich hatte sogar das Gefühl, sie wollten damit ihr

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