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Judasbrut

Judasbrut

Titel: Judasbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Fink
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denken, denn beide musterten die Leute, denen sie begegneten. Dann
berührte Perez Nina am Arm.
    »Da
drüben ist dein Mann. Kannst du ihn herholen? Aber nur ihn, hörst du. Nicht
seine Kollegen.«
    Sie
nickte. Ihr Herz klopfte heftig, als sie mit aufgesetztem Lächeln zu Jens ging,
ihm einen Kuss gab, als sei nichts geschehen. Seine Bestürzung deuteten seine
Kollegen allerdings als Überraschung. Sie bat Jens, mit ihr zu kommen. Es
gelang ihm, seinen Kollegen gegenüber ein halbwegs gut gelauntes Gesicht
aufzusetzen und folgte Nina.
    Er
musterte Perez mit unverhohlener Abneigung, als er ihn sah. »Was willst du?«
    »Erstens
hatte ich gerade das Gefühl, dass mich ein paar Leute erkannt haben – und
gäbe es eine bessere Tarnung, als mit einem Freund und Helfer zu reden?« Er
zeigte seine Zähne beim Lächeln.
    Jens
bemühte sich um ein freundliches Gesicht. Doch seine Augen wirkten, als wolle
er Perez mit Blicken erdolchen.
    »Und
zweitens solltest du deiner Frau hier sagen, sie soll verschwinden. Am besten
sofort.«
    »Sag du
es ihr«, erwiderte Jens gereizt. »Du hast sie hierher gebracht.«
    »Ich
bin allein hergekommen und habe Perez zufällig getroffen«, stellte Nina klar.
    Die
Augen von Perez waren hinter den getönten Gläsern der Sonnenbrille nicht zu
sehen, dem Ausdruck seines übrigen Gesichts war jedoch eine gewisse Ungeduld
anzumerken. »Sie ist deine Frau und nicht meine, Jens. Hör zu, hier ist
eigentlich nicht der richtige Ort – aber
es tut mir leid, was passiert ist, von mir aus hau mir später eine rein, nur
gib nicht ihr die Schuld daran!«
    »Sie
hätte ganz einfach ›Nein‹ sagen können!«
    »Sie
hatte keine Wahl!«
    »Versuchst
du mir gerade weißzumachen, du hast sie vergewaltigt? Dann zeig ich dich an!«
    »Jens!«
    »Ach,
verpisst euch!« Jens wollte sich umdrehen und gehen, als Perez ihn am Arm
festhielt. Jens funkelte ihn böse an. »Nimm deine dreckigen Pfoten da weg!«
    »Deine
Frau ist schwanger. Du kannst sie jetzt nicht einfach sitzen lassen!«
    »Lass … mich … los!«
Jens betonte jedes einzelne Wort und wirkte wie eine Bombe, die jeden Moment
hochgeht.
    »Er
weiß es nicht, Jens«, sagte Nina da.
    Jens
lachte freudlos. »Wie bitte?«
    »Ich
weiß was nicht?«, fragte Perez irritiert.
    Sekundenlang
sagte niemand etwas. Schließlich verkündete Jens in ätzendem Tonfall:
»Herzlichen Glückwunsch. Du wirst Vater. Ich bin nämlich nicht zeugungsfähig.«
    Mit
halb offenem Mund starrte Perez ihn an.
    In
diesem Moment fiel Nina ein Mann auf, der langsam hinter den Männern herging.
Er trug knallbunte Kleidung, einen Zylinder und eine große witzige Brille. Auf
dem Rücken hatte er einen Rucksack in Form eines überdimensionalen Bierglases,
aus dem ein Schlauch herausschaute. Die Schlauchspitze hatte die Form eines
Benzinzapfhahns. Viele Menschen deuteten auf ihn, Kinder lachten, doch anstatt
die ausgelassenen Rufe zu erwidern, hatte er seine Lippen zusammengekniffen.
    »Nicht
umdrehen! Hinter euch ist Eichmüller«, sagte sie mit gesenkter Stimme.
    Perez
fand als Erster zu seiner Fassung zurück. »Was tut er?«
    »Er hat
so einen Bierrucksack auf dem Rücken. Jetzt sprechen ihn Leute an und wollen,
dass er ihnen die Becher voll macht. Er tut es aber nicht.«
    Perez
zückte sein Handy. Während er die Kurzwahltaste betätigte, warf er einen Blick
über die Schulter. »Maria? Am Riesenrad! Beeilt euch!«
    Unauffällig
legte er seine Rechte auf die Stelle, an der er seine Waffe trug. Dann sah er
Jens an. Der war kalkweiß im Gesicht, erwiderte aber entschlossen den Blick.
    Zwei
Paar Augen wandten sich Nina zu. Eindringlich. Und sie gaben ihr den stummen
Befehl: »Lauf!«
    Sie
drückte Jens eiskalte Hand. »Sei vorsichtig!« Dann drehte sie sich um und ging.
     
    »Ist das da nicht deine
Freundin?«, fragte Holzapfel, während er mit Maria und Michelle im Eiltempo
Richtung Riesenrad unterwegs war.
    Maria
drängte sich zwischen einigen Leuten durch und ignorierte die bösen Blicke, die
sie dabei erntete. Erschrocken fuhr Nina zusammen, als Maria sie plötzlich am
Arm festhielt.
    Dann
erkannte sie ihre Freundin. »Eichmüller ist da hinten beim Riesenrad. Jens und
Perez sind auch da.«
    »Was
haben die beiden vor?« Maria reckte sich, um in Richtung Riesenrad zu sehen,
konnte jedoch nichts erkennen. Das war erst einmal gut, denn zumindest schien
Eichmüller die Bakterien noch nicht zu verbreiten, denn sonst hätte Perez, wie
sie glaubte, ohne Zögern und ohne Rücksicht auf einen

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