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Judasbrut

Judasbrut

Titel: Judasbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Fink
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Aufruhr eingegriffen. Ein
unkontrollierter Alleingang war das Letzte, was sie brauchen konnten.
    »Sie
haben mir nichts gesagt.« Ängstlich sah Nina sich um, wobei sie trotzdem
Anstalten machte, sich Maria anzuschließen.
    Maria
hielt sie zurück. Sie traf eine Entscheidung. »Michelle, du und Nina, ihr geht
zur Wache. Wir brauchen sofort Verstärkung. Sagt ihnen alles, was nötig ist.«
    Michelle
nickte und lief mit Nina los, während Maria und Holzapfel in Richtung Riesenrad
spurteten, Holzapfel trotz seines Körperbaus erstaunlich behände. Kurz vorher
wurden sie langsamer, um nicht noch mehr unnötige Aufmerksamkeit zu erregen.
Die Schlange am Kassenhäuschen war lang und bot ihnen Deckung. Vorsichtig
umrundeten sie die ahnungslosen Menschen.
    »Siehst
du was?«, fragte Holzapfel leicht atemlos.
    Maria
schüttelte den Kopf. Sie nahm ihr Handy. »Perez? Wo seid ihr? Und wo ist
Eichmüller?«
    »Er ist
der mit dem Bierrucksack. Wir sind ganz in seiner Nähe.« Maria spähte durch die
Menschenmenge. Eichmüller hatte ihnen den Rücken zugewandt, daher hatte sie ihn
noch nicht erkannt. Er stand auf der anderen Seite des Kassenhäuschens direkt
am Zaun, der das Podest zum Riesenrad umfasste. An seinem Gürtel baumelten
Plastikbecher, in seiner Hand hielt er den Zapfhahn. Trotz der Sommerwärme
wurde Maria mit einem Mal eiskalt. Freibier auf dem Berg oder auf unzähligen
andern Volksfesten im ganzen Land, die im Laufe des Sommers stattfinden würden – eine
so raffinierte Art der Verbreitung würde niemandem auffallen. Auf diese Weise
könnte Eichmüller ohne Weiteres Tausende infizieren.
    Sie
schluckte. »Ja, ich sehe ihn. Hat er schon etwas von dem Zeug ausgeschenkt?«
    »Nicht,
seitdem wir ihn beobachten.«
    Maria
verbot sich erleichtert zu sein. Falls er bereits etwas von dem kontaminierten
Getränk verbreitet hatte, konnten sie nur auf die Wirksamkeit von Leibls Phagen
hoffen.
    »Wir
kreisen ihn ein«, sagte sie entschieden.
    Inzwischen
hatte sie Perez und Jens entdeckt. Perez hatte seine Sonnenbrille abgesetzt.
Ein paar Leute drehten sich nach ihm um.
    »Ich
kann euch sehen. Wir haben Eichmüller fast zwischen uns. Jens nach links, du
nach rechts. Sobald ihr Paul und mich seht, dann Zugriff auf mein Zeichen.
Weißt du, ob er bewaffnet ist?«
    Perez
lachte heiser. »Zählen zwanzig Liter verpestetes Bier dazu?«
    Trotz
der Anspannung lächelte Maria. »Also weißt du es nicht?«
    »Wenn
er mit Schusswaffen umgehen könnte, wüsste ich davon. Nein, er ist nicht
bewaffnet.«
    Maria
blieb nichts anderes übrig, als Perez zu glauben. »Gut. Los jetzt.«
    Ebenso
wie Maria zog Holzapfel, der mitgehört hatte, unauffällig seine Waffe. Sie
trennten sich. Maria ging auf Perez zu, der mit vorgetäuschtem Desinteresse und
gesenktem Blick wie ziellos in Richtung seines Schwagers schlenderte. Paul und
Jens näherten sich Eichmüller von entgegengesetzten Richtungen am Zaun entlang.
Maria wartete auf einen günstigen Moment, doch immer wieder kamen ihnen
Festbesucher in die Quere.
    Plötzlich
richtete sich Eichmüller auf. Den Zapfhahn hielt er wie eine Pistole vor sich.
Er zielte direkt auf Perez, der höchstens drei Meter von ihm entfernt stehen
geblieben war. Einen Herzschlag lang sahen sich beide in die Augen.
    Eichmüllers
Gesicht verzerrte sich. In Zeitlupentempo richtete Perez seine Waffe auf ihn.
Eine Frau in seiner unmittelbaren Nähe kreischte erschrocken.
    »Verdammt!«
Maria machte einen Schritt auf Perez zu und stolperte dabei fast über ein
Kleinkind an der Hand seiner Mutter.
    Die
Menschen stoben auseinander. Holzapfel wurde abgedrängt, während er versuchte,
Leute daran zu hindern, mitten durch die Szenerie zu stürmen, um zu
Familienmitgliedern oder Freunden zu gelangen. Jens in seiner Uniform gelang
das etwas leichter. Lauthals rief er Befehle in die Menge. Die meisten
gehorchten, doch einige stolperten in heller Panik umher.
    »Dr.
Eichmüller! Geben Sie auf!« Maria stellte sich neben Perez, ihre Waffe
ebenfalls auf den Wissenschaftler gerichtet.
    Eichmüller
beachtete sie nicht. Er sah nur Perez an. »Du warst das die ganze Zeit! Ich
hätte es wissen müssen. Jugendkriminalität! Dass ich nicht lache, das hab ich
dir sowieso nie abgenommen.«
    »Hör
endlich auf, Leonhard«, sagte Perez mit geradezu gespenstischer Ruhe. »Du hast
Sara und deinem Sohn schon genug angetan. Du hast deine Freundin auf dem
Gewissen. Und diese Obdachlosen! Willst du noch mehr Menschen umbringen?«
    Eichmüller
gab einen Laut

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