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Judasbrut

Judasbrut

Titel: Judasbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Fink
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dem
Streit, meine ich.«
    Maria
versicherte es ihr. Kaum hatte Karla die Tür hinter sich geschlossen, kicherte
Michelle los. »Du leeve Jott!! Was kann die reden.«
    Dr.
Hüttner kam herein. Er sah aus wie ein typischer Landarzt, mit grauen Haaren,
freundlichen Augen und einer Ausstrahlung, als könne ihn nichts aus der Ruhe
bringen.
    »Ja,
ich wusste von Saras Problemen mit ihrem Mann«, erklärte er betrübt, nachdem
sie die Formalitäten geklärt hatten. »Allerdings hätte ich nie für möglich
gehalten, dass sie so etwas tut. Sie ist manchmal impulsiv, vor allem, wenn sie
unbedingt etwas durchsetzen will oder ihr gründlich gegen den Strich geht – Sie
müssten sie mal erleben, wenn sie mit Krankenkassen streitet, weil die eine
Behandlung nicht zahlen wollen – aber das passiert sehr selten.
Ich hätte nie gedacht, dass sie jemandem Hilfe verweigert, und dann auch noch
ihrem eigenen Mann … « Er schüttelte den Kopf. »Sein Verhalten muss sie wirklich sehr,
sehr getroffen haben, anders kann ich mir das einfach nicht erklären.«
    Maria
stellte noch ein paar allgemeine Fragen, doch Dr. Hüttner konnte keine neuen Erkenntnisse beisteuern. Als Letzter
betrat Dr. Cohen
den Raum.
    Verschlossen
und ernst waren durchaus Adjektive, die sie ihm zuordnete, unheimlich fand sie
ihn nicht. Der Mittdreißiger hatte schwarzes, halb langes Haar und einen
Vollbart, was seine Gesichtszüge verbarg. Seine schwarzen Augen wirkten ein
wenig, als würde er jemanden durchleuchten, die kleinen Falten drum herum
zeugten von Humor.
    »Also
lassen Sie mich zusammenfassen«, sagte Maria, nachdem sie seine Daten notiert
hatte. »Geboren und aufgewachsen in Tel Aviv. Während Ihres Medizinstudiums
kamen Sie nach Berlin und beendeten dort Ihre Ausbildung. Anschließend kehrten
Sie nach Israel zurück und sind jetzt seit rund zwei Jahren wieder in
Deutschland.«
    Cohen
nickte beifällig. »So ist es, Frau Kommissarin.«
    »Und
Sie kannten Frau Dr. Eichmüller bereits?«
    Die
Falten rund um Cohens Augen vertieften sich. »Wir sind Verwandte dritten
Grades. Unsere Großmütter waren Schwestern. In den dreißiger Jahren flohen sie
mit ihren Familien zunächst in die USA, meine Großmutter ging später mit Mann
und Kindern nach Israel, Saras Großmutter aber blieb. Ihre Tochter lernte in
den USA Saras Vater kennen, der mit seiner Familie aus Erlangen kam. Irgendwann
in den 50ern wagten sie hier einen Neuanfang. Wussten Sie das nicht?«
    »So
genau habe ich mich mit der Familiengeschichte noch nicht beschäftigt«,
wiegelte Maria ab.
    »Sara
und ich haben allerdings nie viel Kontakt gehabt. Es war meine Mutter, die von
Professor Leibl erfuhr, dass eine Ärztin aus Altersgründen aus Saras Praxis
ausschied. Es hatte mir in Deutschland gut gefallen und so bin ich hierher
gekommen.«
    »Wie
ist Ihr Verhältnis zu Frau Dr. Eichmüller?«
    Indigniert
zog er seine Brauen zusammen. »Entschuldigung?«
    »Ihre
persönliche Beziehung, Ihr Kontakt zueinander. Sicher nicht nur rein beruflich,
wenn Sie Verwandte sind.« Maria fand es interessant, dass er offensichtlich dem
Wort »Verhältnis« noch eine andere Bedeutung beimaß.
    »Oh.«
Seine Gesichtszüge entspannten sich. »Wir verstehen uns gut.«
    Keine
erschöpfende Antwort. »Keine Streitigkeiten?«
    Er
lächelte leicht. »Hin und wieder. Sie regt sich schnell auf. Aber sie ist nie
nachtragend.«
    »Trauen
Sie Ihrer Cousine die Tat zu?«, fragte Maria rundheraus.
    »Ja.«
    Überrascht
sah Maria auf. »Wirklich?«
    Unter
dem dichten Bart war erkennbar, dass Cohen lächelte. »Ihr Temperament ist mit
ihr durchgegangen.« Es war dasselbe, was Maria bisher von nahezu allen gehört
hatte, die sie dazu befragt hatte.
    »Also
Sie glauben tatsächlich, dass Frau Dr. Eichmüller Ihren Mann umbringen würde?«
    »Nein.«
Entschieden schüttelte er denn Kopf.
    »Ja,
was denn nun?« Das war Michelle, der die Verwirrung deutlich anzuhören war.
    Cohen
lächelte der jungen Frau zu, bevor er sich an Maria wandte. »Sie haben mich
gefragt, ob ich ihr die Tat zutraue und diese Antwort lautet ›ja‹. Einen
Mord traue ich ihr hingegen nicht zu. Wenn sie wütend ist – und
das war sie sicher, als sie Leonhard und Bianca erwischt hat … «
    »Sie
kennen Bianca Esser?«
    »Ja.
Sie arbeitet im Institut. Also, Sara war wütend. Sehr wütend, denn sie wusste
von der Affäre ihres Mannes und … «
    »Sie
wussten also auch davon?«
    Über
die neue Unterbrechung wirkte Cohen ungehalten. »Ja, das wusste ich. Und

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