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Judasbrut

Judasbrut

Titel: Judasbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Fink
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… auch
sonst?«
    Maria
zuckte mit den Schultern. »Beides, glaube ich.«
    Sie
liefen hundert Meter schweigend nebeneinander her. Dann fragte Nina: »Wann
redest du endlich mal mit ihm?«
    »Worüber?«
    Nina
blieb stehen und hielt Maria am Arm zurück. »Dass du keine Lust mehr auf eine
Beziehung mit ihm hast?« Sie sah Maria mit hochgezogenen Augenbrauen an. Dabei
war deutlich zu erkennen, dass die Brauen wegen der Beule nicht auf derselben
Höhe waren.
    »Ach – habe
ich nicht?«, fragte Maria sarkastisch.
    »Hör
mal, ich bin nicht blöd. Seit wann kennt ihr euch? Fast ein Jahr! Ihr habt noch
nie zusammen Urlaub gemacht, nicht mal ein Wochenendtrip. Du triffst ihn selten
und es scheint, als fehlt er dir nicht mal ansatzweise, wenn du ihn länger
nicht siehst. Und hast du gestern etwa bei ihm übernachtet? Oder er bei dir?«
    »Franzi
war mit.«
    »Was
für ein Zufall.«
    Die
Frauen sahen sich einen Moment an, dann liefen sie wie auf Kommando weiter.
    »Hm«,
brummte Maria.
    »Machs
kurz und schmerzlos.«
    Mit
deutlich zynischem Unterton stellte Maria fest: »Versuch du mal, einem
Teddybären den Kopf abzureißen, wenn er dich mit seinen Knopfaugen ansieht.«
    Nina
lachte, wurde aber sehr schnell ernst. »Komm schon, das hat er echt nicht
verdient.«
    Maria
seufzte. »Ich mag Olaf – ehrlich. Und Franzi mag ihn eigentlich auch. Sie ist
eifersüchtig, weil sie mich nicht mehr für sich hat, das ist alles. Irgendwann
gibt sich das. Und außerdem fahre ich mit ihm am Samstag den ganzen Tag in die
Therme nach Bad Windsheim.«
    »Du
musst es wissen.«
    Sie
erreichten eine Weggabelung. »Wie wäre es mit einer Schleife durch den Wald?
Ich hab noch Zeit.«
    Ohne
allzu große Begeisterung bog Nina mit Maria ab. »Willst du eigentlich wirklich
im Herbst einen kompletten Marathon laufen?«
    Maria
nickte. »Auf jeden Fall. Die Kripostaffel letztes Jahr beim
Fränkische-Schweiz-Marathon hat viel Spaß gemacht. Im Oktober starte ich in
München. Hast du nicht auch Lust?«
    »Bloß
nicht!«, wehrte Nina ab. »Ich steh lieber an der Strecke und jubel dir zu. Das
heißt, sofern wir da nicht gerade umziehen – und
außerdem hätte ich wegen der Baustelle vorher gar keine Zeit fürs Training.«
    »Dann
bist du entschuldigt«, erwiderte Maria augenzwinkernd. »Aber nächstes Jahr hast
du keine Ausrede mehr.«
    »Allmächd!
Was würde Jens dazu sagen, wenn ich noch mehr Kondition hätte?«, fragte Nina
Augen rollend und ahmte eine leidende Sprechweise nach: »Oh nein, doch nicht
wandern! Lass uns nur ein bisschen spazieren gehen, das reicht völlig.«
    Maria
kicherte. »Dabei täte ihm mehr Bewegung wirklich gut, als das bisschen
Schwimmen beim Betriebssport. Er wirkt ziemlich unentspannt. «
    Nina
wirkte plötzlich wachsam. »Warum?«
    »Jens
war heute bei mir«, gab Maria zu. Sie mochte kein ›Um den heißen Brei‹-Gerede,
sondern erzählte von Jens’ Besuch. »Ich hatte den Eindruck, er wollte aus einer
Mücke keinen Elefanten machen, aber es beschäftigt ihn. Was war denn nun los am
Wochenende?«
    »Was
soll schon los gewesen sein?« Nina klang plötzlich schnippisch. »Wie Jens es
dir erzählt hat: Ich hab mich halt verlaufen.«
    Maria
warf ihrer Freundin einen Seitenblick zu. Ihr eigener Tonfall lag jetzt
irgendwo zwischen skeptischer Belustigung und echter Besorgnis. »Nur
verlaufen?«
    Nina
nickte ohne besonderen Nachdruck. Abrupt blieb Maria stehen. Nina lief noch ein
paar Schritte und hielt ebenfalls an.
    »Warum
habe ich gerade ein komisches Gefühl?«
    »Weiß
ich doch nicht!« Nina wich dem Blick ihrer Freundin aus. Dann lief sie weiter.
    Maria
schloss auf. »Was hast du an deiner Schläfe gemacht?«
    »Ich
bin gestürzt. Im Wald. Als ich mich verlaufen habe.«
    Für
Marias Geschmack kam die Antwort zu schnell. »Und was war sonst noch? Außer
verlaufen, meine ich?«
    Abrupt
änderte Nina die Richtung hin zu einem umgestürzten Baum abseits vom Weg. Mit
einer Hand bedeckte sie Mund und Nase, kniff die Augen zusammen und ließ sich
darauf sinken. Überrascht von dieser unerwartet heftigen Reaktion war Maria
schon bei ihr und nahm sie in den Arm. Als Nina zusammenzuckte, erinnerte sich
Maria, dass Jens von ›Kratzern‹ an ihrer Schulter gesprochen hatte.
    »Hey,
was ist passiert?«
    Nina
schluchzte ein paar Mal auf, bis sie tief durchatmete, um sich zu beruhigen.
»Ich hab mich wirklich verlaufen. Ich hatte mein Handy nicht dabei, dann fing
das Unwetter an. Ein Mann kam und … Scheiße, ich wusste nicht, was ich

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