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Judasbrut

Judasbrut

Titel: Judasbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Fink
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antwortete, wog Maria kurz alle Fakten ab. Doch dann schüttelte sie den
Kopf. »Unseren Einblicken zufolge geht es den Eichmüllers finanziell sehr gut.
Wobei er wohl ziemlich viel Geld an seiner Frau vorbeigeschmuggelt hat.«
Missbilligend schnalzte sie mit der Zunge. »Dieser Depp hat das sogar zugegeben.
Dreister geht’s nicht.«
    »Für
seine Affären also«, stellte Holzapfel emotionslos fest. »Lebt Frau Esser wohl
noch?«
    Maria
antwortete nicht.
    Holzapfel
paffte ein paar Mal. Er nahm die Pfeife aus dem Mund, um den Tabak zu
begutachten. Umständlich nahm er den Stopfer zur Hand, schließlich das
Feuerzeug. Bald qualmte die Pfeife wieder. Maria wusste, dass Holzapfel ihr
sagen würde, falls ihm etwas einfiel. Darauf konnte sie sich verlassen. Dass
auch er keine spontanen Ideen hatte, bestätigte ihr zumindest, dass manche
Dinge Zeit brauchten – so unbefriedigend das manchmal war.
    »Hey!
Ist hier noch frei?« Mit einem Mal stand Jens neben dem Tisch, ein Mädchen im
Kindergartenalter auf dem Arm, ein älteres an der Hand.
    »Klar!
Was machst du denn hier?« Maria deutete auf die freie Bank neben sich.
    »Nina
kommt auch gleich noch. Eigentlich wollten wir gehen, aber sie musste noch mal
und dann hab ich zufällig Olaf gesehen und er sagte, ihr sitzt hier. Grüß dich,
Paul. Lange nicht gesehen!«
    Holzapfel
nickte ihm zu. »Und wer seid ihr zwei?«, fragte er an die beiden Mädchen
gewandt.
    Das
kleinere Mädchen versteckte sich an Jens Schulter, das andere antwortete keck:
»Ich bin die Anna und wie heißt du?«
    »Ich
bin Paul.«
    Anna
musterte stirnrunzelnd Maria, die sie bereits von Besuchen kannte. »Ist das
dein Mann?«
    »Nein,
aber ein guter Freund von mir.«
    Das
leuchtete Anna offenbar ein. Zu Paul sagte sie: »Meine Mama hat auch einen
Freund, weil mein Papa wohnt ja nicht mehr bei uns, sondern im Himmel. Der ist
jetzt ein Engel.«
    Jens hatte
sich inzwischen hingesetzt und versuchte das sich wehrende Klammeräffchen neben
sich zu platzieren.
    »Und
das ist Laura und die ärgert sich, weil sie kein Eis haben darf«, informierte
Anna weiter. »Wir hatten vorhin nämlich schon Crêpes und sie hat ihren gar
nicht aufgegessen.«
    Jens
hatte den Kampf aufgegeben und Laura stattdessen so auf seinen Schoß gesetzt,
dass sie mit dem Kopf auf seiner Schulter liegen konnte, den Daumen im Mund und
die Augen schon auf halb acht.
    »Bist
du müde, Anna?«, erkundigte sich Jens.
    »Nee,
überhaupt nicht!«
    »Na
Gott sei Dank. Euch beide kann ich nämlich nicht bis zum Auto tragen. Dabei
fallen mir noch die Arme ab und stell dir mal vor, wie das aussieht. Und dann
müsstest du mich immer füttern, weil ich gar nicht mehr die Gabel halten kann.«
    Anna
kicherte bei der Vorstellung. Es dauerte nicht mehr lange, bis Olaf und
Elfriede mit dem Essen kamen. Auch Nina trudelte bald ein. Sie zögerte, sich
neben Maria zu setzen. Ihr Blick flog kurz zwischen Jens und ihrer Freundin hin
und her, dann nahm sie Platz. Der Bluterguss an ihrer Stirn war noch leicht
grün-gelblich.
    Als
Anna schließlich zur Toilette musste, begleitete Maria Nina und die Kleine.
Maria wollte ein Gefühl dafür bekommen, ob Nina die Angelegenheit halbwegs
verkraftet hatte. Mit einem Seitenblick auf Anna fragte sie Nina, wie es ihr
gehe.
    Nina,
die ebenfalls zu Anna schielte, nickte und meinte lapidar: »Passt schon.«
    Verstohlen
deutete Maria mit ihrem Daumen über die Schulter in die Richtung, in der die
anderen saßen, formte »Jens« mit den Lippen und hob fragend die Augenbrauen.
Nina deutete ein Lächeln an, was wohl heißen sollte, dass Maria sich keine
Sorgen machen sollte. Allerdings wirkte Nina nicht besonders glücklich. Der
Frage nach einem gemeinsamen Lauftermin wich sie aus und drängte Jens bald zum
Aufbruch. Als die vier gingen, war Maria mehr denn je überzeugt, dass Nina den
fatalen Abend in der Fränkischen noch nicht verkraftet hatte.

Dienstag, 19. Mai 2009
    Aus: Neustädter
Landeszeitung, ›Keine Schweinegrippe im Landkreis Neustadt/Aisch‹
     
    Die Erkrankungswelle, die seit
knapp drei Wochen in Neustadt/Aisch und der Umgebung zahlreiche Menschen
betroffen hat, hat nichts mit der Schweinegrippe zu tun, verlautbarte das
Gesundheitsamt des Landkreises. Bei keinem der Patienten konnte das für die
Schweinegrippe verantwortliche Virus vom Typ H1N1 nachgewiesen werden.
     
     
    Frauenaurach
     
    Während sie auf dem Rand der
Badewanne hockte, biss Nina sich in die Fingerkuppen . Sie
verschränkte ihre Arme und tappte mit

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