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Judasbrut

Judasbrut

Titel: Judasbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Fink
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anders, als ihn damit aufzuziehen. »Außerdem hast du
vorhin damit angefangen und dir den Kopf darüber zerbrochen, wie du Frau
Eichmüller anklagen würdest.«
    »Richtig.
Und ich hatte dir erklärt, dass ihr Verhalten bezüglich ihres Ehemannes aktives
Tun und nicht nur reines Unterlassen war«, dozierte Olaf eifrig. »Bedingter
Vorsatz hinsichtlich des Taterfolges – also
den Tod ihres Mannes herbeizuführen – wird
daher wohl anzunehmen sein, insbesondere, wenn man ihre Fachkenntnisse als
Ärztin berücksichtigt. Sicherlich hätte sie bei Nichtwissen nicht das Spray
verschwinden lassen. Bedingter Vorsatz – also dolus
eventualis – liegt vor, wenn der Täter den Taterfolg billigend in Kauf nim…«
    »Olaf!«
    »Der
reine Mordversuch hingegen kann milder bestraft werden. Der Strafrahmen reicht
von Freiheitsstrafe nicht unter 3 Jahren bis 15 Jahre.
Und da könnte das Herzchen ja vielleicht glimpflich davonkommen. Aber falls
sie, was ja anzunehmen ist, auch mit dem Verschwinden … «
    Maria
hielt ihm den Mund zu. »Ignoriert ihn einfach. Das macht er öfter.«
    »Hmpf!«
Olaf befreite sich, indem er ansatzweise in Marias Finger biss. Gutmütig
stimmte er in das Gelächter mit ein. »Ignoranten!«
    Sie
küsste ihn flüchtig auf die Wange. »Ja, ja.« Dann wandte sie sich an Holzapfel.
»So einfach ist der Fall nicht mehr. Vielleicht hast du ja eine Idee, Paul … «
    Nachdenklich
tippte sich Olaf ans Kinn, sah auf seine Hand, anschließend überdeutlich auf
Marias Mund.
    Maria,
die das natürlich bemerkt hatte, gab ihm einen freundschaftlichen Rippenstoß.
»Was hältst du davon, wenn du mir ein Radler holst?«
    »Schon
gut, ich weiß, wann ich überflüssig bin«, erwiderte Olaf in gespielter
Entrüstung.
    Elfriede
lachte. »Ich komme mit Ihnen. Sie glauben gar nicht, was ich in all den Jahren
anhören musste. Offenbar können die Damen und Herren Kommissare besser denken,
wenn sie nicht im Dienst sind.«
    »Für
mich ein Weizen … oder soll ich nachher fahren?« Holzapfel riss dabei seine Augen
so weit auf, dass es wirkte, als fielen sie aus seinem Kopf.
    »Das
wäre mal etwas«, erwiderte Elfriede lakonisch und tätschelte ihm die Glatze.
    »Essen?«,
erkundigte sich Olaf derweil noch bei Maria.
    »Ja,
bitte! Such einfach was aus, du weißt ja, was ich mag.«
    Nachdem
Olaf und Elfriede gegangen waren, begann Maria zu berichten: »Sara ist wie vom
Erdboden verschluckt, sag ich dir. Letzte Woche, als Eichmüller das erste Mal
von ihr angegriffen wurde, passte die Spurenlage zu den Schilderungen – bis
auf die Terrassentür. Es sind schwarze Nylon-Fasern, die wir dort gefunden
haben, wozu die gehören, weiß der Himmel. Ich bin ehrlich gesagt davon
ausgegangen, dass Sara Eichmüller früher oder später auftaucht. Bei ihr sprach
nichts für kriminelle Energie, alles deutete auf spontanes Verhalten hin. Aber
seit Montag sieht die Sache anders aus. Sie hat tatsächlich einen Komplizen,
wie es ausschaut. Wir arbeiten auf Hochtouren.«
    Aus
seiner Jackentasche zog Holzapfel eine Pfeife und stopfte sie gemächlich. Der
Tabak verströmte ein angenehmes Vanillearoma.
    »In der
Wohnung von Bianca Esser gab es keine Einbruchsspuren. Sie muss Sara und ihren
Komplizen also hereingelassen haben. Es gibt keine Anzeichen einer gewaltsamen
Auseinandersetzung. Wenn sie gegen ihren Willen am helllichten Tag verschleppt
worden wäre, dann hätte das auf jeden Fall jemand mitbekommen – und
sei es nur am Rande. Wir haben inzwischen noch mal die komplette Nachbarschaft,
auch die Nebenhäuser, durchkämmt, aber nicht den leisesten Hinweis. Gar
nichts.«
    »Hm«,
brummte Holzapfel mit der Pfeife im Mund, während er sie anzündete.
    »Den
Telefondaten im Wahlwiederholungsspeicher zufolge hat sie täglich mit
Eichmüller telefoniert. Aber auch einige Male mit Cohen. Er hat eingeräumt,
dass sie ihn gebeten hat, für sie einzukaufen, weil sie krank war. Er sei auch
bei ihr gewesen. Laut ihrer Schwester fehlt bei ihrer Kleidung lediglich ein bequemer
Hausanzug und eines ihrer Lieblings-T-Shirts. In den Sachen hätte sie nie das
Haus verlassen – nicht mal zum Arzt, sagt ihre Schwester. Sie achte penibel auf
ihr Äußeres. Bei ihrem Hausarzt war sie übrigens nicht und ein Krankenschein
liegt weder im Institut vor noch war er bei ihr zu Hause zu finden. Keine
Medikamente – außer ein paar Kopfschmerztabletten. Eichmüller sagte, falls sie
einen Virusinfekt gehabt habe, hätte sie nichts anderes genommen und sich nur
ausgeruht.

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