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Judasbrut

Judasbrut

Titel: Judasbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Fink
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Magen-Darm-Grippe
um.«
    »Ach
so. Deswegen trinkst du auch keinen Kaffee«, erwiderte Jens und biss in den
Käse. Besorgt musterte er sie. »Ist dir denn schlecht?«
    »Ach,
geht schon«, wiegelte sie ab und ärgerte sich gleichzeitig, dass sie nicht die
Gelegenheit ergriffen hatten, um eine Andeutung zu machen.
    Jens
rekelte sich. »Ich fahre nachher mal nach Weisendorf und seh’ nach dem Rechten.
Wir müssen uns bald mit dem Ofenbauer treffen und die Kacheln aussuchen.
Schreib mir doch mal auf, wann du nicht kannst – nach
der Schule meine ich.«
    Nina
nickte. Dann fasste sie sich ein Herz. »Sag mal, das Zimmer neben unserem
Schlafzimmer im neuen Haus, also das, was ich nehmen wollte … ich
könnte mein Büro eigentlich oben unters Dach machen, findest du nicht?«
    Überrascht
hob Jens die Brauen. »Und was sollen wir mit dem Zimmer machen? Außerdem wollen
wir das Dach erst später ausbauen. Oder stört es dich neuerdings, wenn ich
nebenan Musik höre?« Sie hatten für jeden ein Zimmer im Obergeschoss geplant.
    Andächtig
schüttete Nina sich noch einen Tee ein, während sie sich überlegte, wie sie es
formulieren sollte. »Na ja«, begann sie schließlich zögernd, »vielleicht
brauchen wir das Zimmer ja demnächst für etwas anderes … « In
einer bedeutungsvollen Pause lächelte sie Jens vielsagend zu.
    Sie
hatte mit einem verständnislosen Blick gerechnet. Vielleicht sogar damit, dass
bei ihm der Groschen fiel – besonders, weil sie in der letzten Zeit sehr häufig die Sprache
auf Kinder gebracht hatte. Seine Reaktion war jedoch nicht so, wie sie geglaubt
hatte. Absolut nicht. Von einer Sekunde zur anderen war ihre Freude verflogen.
Jens Gesichtszüge wirkten plötzlich wie eine Maske. Sie konnte sehen, wie sein
Adamsapfel hüpfte, während er schwer schluckte. Langsam legte er das Stück
Appenzeller auf das Frühstücksbrettchen. Ein paar Mal schob er es mit der
Fingerspitze hin und her, bevor er Nina ansah.
    »Nina … ich … ich
muss dir was sagen.«
    Nina
saß steif auf ihrem Stuhl und wagte nicht, ihn anzusehen.
    Er
atmete tief durch, als müsse er sich wappnen. Seine Stimme war leise: »Ich … ich
glaube, ich bin unfruchtbar.«
    Nina
wusste, sie sollte reagieren. Irgendetwas sagen. Aber sie konnte es nicht. Sie
konnte Jens nur anstarren. Er schien ihre Fassungslosigkeit nicht zu bemerken.
Vielleicht hatte er mit seinen eigenen Gefühlen zu kämpfen. Er fixierte seine
fast leere Teetasse, in der er mit enervierendem Geräusch den Löffel über den
Boden schaben ließ.
    »Du
weißt doch, dass ich damals, bevor ich zur Polizeischule ging, mit Thorsten
diese Rucksackreise gemacht habe. Wir haben da ja ewig drauf gespart. Indien,
Thailand und so. Ach Scheiße … « Er rieb sich mit beiden
Händen über das Gesicht. »Wir haben viel Blödsinn gemacht und … wir
waren … in … einem Bordell. Ich bin da nicht stolz drauf«, beeilte er sich zu
sagen.
    »Nein!«
Abrupt stand Nina auf.
    Jens
zuckte zusammen und hob beschwichtigend die Hände. »Nina, das ist fünfzehn
Jahre her. Wir beide kannten uns ja noch gar nicht.«
    »Erzähl
weiter.« Ihre Stimmer klang dünn, obwohl es sie tatsächlich nur mäßig
entsetzte, dass er in einem Bordell gewesen war. Natürlich wusste sie, dass
junge Männer über die Stränge schlugen. Jens antwortete nicht sofort, also ließ
sie sich auf der Stuhlkante nieder.
    Er
schaute ihr nicht in die Augen. »Ich habe mir damals einen Tripper
eingefangen«, sagte er fast tonlos. »Ich hab es nicht gemerkt, weil wir noch
ein paar Wochen unterwegs waren, und dachte, es sei ein Pilz oder ein
Harnwegsinfekt wegen der unsauberen Klos. Als ich zurück war, bin ich zum
Urologen. Ich hatte damals eine ziemlich heftige Nebenhodenentzündung. Es hat
ewig gedauert, bis alles abgeheilt war. Der Arzt damals meinte, ich solle zur
Sicherheit ein Spermiogramm machen lassen.«
    Es
entstand eine lange Pause, bis Nina sich zu fragen traute: »Und?«
    Er
zuckte mit den Schultern. »Ich habe es nicht gemacht.«
    »Ja … dann
ist es gar nicht sicher«, meinte Nina vorsichtig. Sie sollte erleichtert sein,
denn offenbar stand der Beweis schwarz auf weiß noch aus, aber sie war es
nicht.
    Jetzt
suchte er ihren Blick – traurig. »Ramona und ich haben fast zwei Jahre miteinander
geschlafen, ohne zu verhüten. Wir haben uns zwar gewundert, aber … wir
haben uns irgendwie keine Gedanken gemacht. Als wir uns getrennt haben, war ich
froh, dass wir keine Kinder hatten. Letztes Jahr habe ich zufällig

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