Judasbrut
gehört, dass
Ramona mit diesem Typen von damals verheiratet ist und sie ein Kind haben. Also … « Er
machte eine unbestimmte Handbewegung.
»Warum
hast du mir das nie erzählt?«
Er
zuckte mit den Schultern und wirkte selbst vollkommen erschüttert von seinem
Geständnis.
»Mein
Gott, Jens!« Still sitzen war nicht möglich. Sie lief in der kleinen Küche auf
und ab. »Du hättest es mir sagen sollen! Vielleicht bist du ja gar nicht
unfruchtbar.« Sie deutete mit dem Finger auf ihn. »Bitte, Jens. Mach einen
Test. So schnell wie möglich!«
Er
nickte kläglich. Dann stand er auf und nahm Nina bei der Hand. »Schatz, ich … es tut
mir leid.«
Nina
schluckte. »Und wenn … falls du doch … würdest du ein Kind wollen?«
Ein
trauriges Lächeln erschien auf Jens’ Gesicht und er strich ihr zart über die
Wange. »Darüber reden wir, wenn wir es wissen. Aber mach dir lieber keine
Hoffnung, in Ordnung?« Vorsichtig nahm er sie in die Arme und streichelte über
ihren Rücken.
Nina
ließ es geschehen. Sie legte ihren Kopf an seine Schulter, ohne Chance, die
Tränen zu unterdrücken, die ihr plötzlich in die Augen schossen. Jens wiegte
sie hin und her und sie spürte, dass auch er weinte. Sie dachte an den
positiven Schwangerschaftstest, den sie in der Hand gehalten hatte und die
winzigen Veränderungen an ihrem Körper, die sie beobachtet hatte. Beides ließ
sich nicht leugnen. Die ganze Zeit hatte sie nicht daran gedacht, dass es
möglicherweise gar nicht Jens’ Kind war. Jetzt traf es sie wie ein
Keulenschlag. Sie musste Jens unter allen Umständen die Wahrheit sagen – selbst
wenn seine Befürchtung sich nicht bestätigte. Ihm ein Kind unterschieben – das
brächte sie nicht fertig. Sie dachte an ihr Gespräch mit Maria, die sie seitdem
nicht mehr gesehen hatte. Was sollte sie tun, wenn es sicher das Kind dieses
Fremden war? Das Kind eines Terroristen? Eines Mörders? Sie dachte an die
Menschen in Berlin, die bei dem Anschlag gestorben waren.
Das
Kind war doch auch ein Teil von ihr!
Schluchzend
klammerte sie sich an Jens und versuchte krampfhaft, nicht völlig die
Beherrschung zu verlieren.
Donnerstag, 21. Mai 2009
Aus: Fränkischer Morgen:
›Die Schweinegrippe und die Volkswirtschaft‹
Die Auswirkungen auf die
Ökonomie – ein Kommentar von Klaus Zacharias.
Eine
Nation im Krankenstand – nicht nur für Gesundheitsexperten ein Gräuel, sondern auch ein
Desaster für viele Unternehmen. Schon jetzt zeigen sich erste Auswirkungen der
Pandemie, denn aus Angst vor Ansteckung stornieren viele Menschen ihre
Urlaubsreisen in Länder, in denen die Schweingrippe grassiert, und sorgen so
für Verluste bei Reiseveranstaltern und Fluggesellschaften. Doch das wird in
den nächsten Monaten nicht alles sein, denn nicht zum ersten Mal dürften die
Folgen einer Seuche für die Wirtschaft spürbar werden. Bereits bei vergangenen
Epidemien wie SARS im Jahr 2003 mieden viele die Öffentlichkeit, um eine
Ansteckung zu verhindern. Die finanziellen Einbußen beispielsweise in der
Gastronomie oder dem Kultur- oder Sportbereich dürften deutlich in die Höhe
schnellen, sobald ein hohes Maß an Erkrankungen dazu kommt. Enorme Kosten,
durch Arbeitsausfälle, Schließung von Schulen und öffentlichen Gebäuden sowie
die zusätzlichen Investitionen des Staates in das Gesundheitswesen wäre eine
logische Konsequenz. Der finanzielle Aufwand ginge in die Milliarden. Der
Sturzflug des Bruttosozialproduktes wäre unvermeidlich.
Landkreis Neustadt/Aisch,
Vahlenmühle
Als sie bei Brunn von der B 8
abbog, zog Maria ihr Navigationsgerät zurate, um zu prüfen, wie lange sie noch
brauchen würden. »Manchmal sind die Dinger echt von Vorteil.«
»Hm«,
war Michelles ungewöhnlich einsilbiger Kommentar. Sie knibbelte mit dem
knallroten Daumennagel am Nagelbett des Mittelfingers herum. Erst hinter Brunn
unterbrach sie ihr Schweigen. Die Straße, auf der sie inzwischen fuhren, führte
in ständigem Auf und Ab durch einen dichten Kiefernwald. »Schade, dass ich mein
Rennrad nicht hier habe.«
»Du
fährst Rennrad?«, fragte Maria. »Hätte ich gar nicht gedacht.«
»Mountainbiken
tue ich lieber, aber es kommt halt auf die Strecke an. Die Straßen hier sind
ideal fürs Rennrad.« Sie seufzte, was wohl nicht an der gerade erwähnten
Tatsache lag. Schließlich fuhr sie fort: »Vielleicht hole ich es einfach. Der
Sommer fängt ja gerade erst an und ich wohne ja weiter in Erlangen, selbst wenn
ich ab Juni in Nürnberg
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