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Judasbrut

Judasbrut

Titel: Judasbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Fink
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plötzlich auf sie zu. Er hat sie umarmt und … «, sie
räusperte sich und ihr Blick flog kurz zu Jens, »er hat sie geküsst.«
    Jens
sog hörbar die Luft ein und ballte die Fäuste.
    Nervös
schob Isabelle eine Haarsträhne hinter das Ohr. »Na ja … ich
wusste ja, dass sie verheiratet ist, aber ich hatte ihren Mann ja noch nie
gesehen und deswegen dachte ich, er ist es.«
    »Also
hat er sich Ihnen vorgestellt?«
    Sie
schüttelte den Kopf. »Nein, ich habe zu ihm ›Hallo Herr Langenbach‹ gesagt und … keiner
von den beiden hat gesagt, dass es falsch sei.« Sie wirkte zerknirscht. »Hätte
ich vielleicht was merken müssen?«
    »Nein.
Sie konnten das nicht wissen, Frau Schad«, beruhigte Maria. »Und was geschah
weiter?«
    »Er hat
ein Eis gegessen. So eins im Pappbecher, das hat er sich bestimmt vorher
geholt. Ich hab mich ein bisschen darüber gewundert, denn wenn er sich zu uns
setzen wollte, hätte er sich ja eins bestellen können. Gesagt hat er nicht
viel. Nina … also, wenn Sie mich fragen, sah sie irgendwie nervös aus. Vorher
war sie eigentlich ganz normal, obwohl, manchmal war sie nicht ganz bei der
Sache. Ich dachte, das läge daran, dass sie nicht so richtig viel Lust auf ein
Treffen hatte, dazu musste ich sie erst überreden. Als ihr … ähm,
als dieser Mann fragte, ob wir noch lange brauchen, hielt ich das für ein
deutliches Signal, denn am Wochenende will man sich ja nicht unbedingt noch
mehr als nötig mit der Arbeit beschäftigen. Also habe ich mich verabschiedet … Oh,
ach ja, er hat noch gesagt, ich sei eingeladen.«
    »Und
dann sind Sie gegangen?«
    »Ja.
Ich wollte ja nicht stören.« Sie klang, als wolle sie sich entschuldigen. Jens
hörte schweigend zu und beschäftigte sich intensiv mit einer leeren
Zigarettenpackung, die er vom Tisch genommen hatte.
    Maria
hatte ihren Notizblock aus der Handtasche gezogen. Mit ihrem Bleistift klopfte
sie auf das Papier. »Sie hatten den Eindruck, Nina sei plötzlich nervös
gewesen. Warum glauben Sie das?«
    »Ich
weiß nicht. Es war einfach komisch. Als sie aufstand, war das so … so
plötzlich. Ich bin richtig zusammengezuckt, weil sie dabei an den Tisch
gestoßen ist … Und auf einmal war der Mann da. Wenn ich drüber nachdenke, dann
sah sie aus, als hätte er sie erschreckt.«
    »Erschreckt?«
    »Ja,
als würden sie plötzlich jemandem begegnen, mit dem Sie nicht gerechnet haben
und auf den Sie verzichten könnten. Zum Beispiel Ihrem Chef in der Sauna.«
    Maria
schmunzelte verhalten. »Ich weiß, was Sie meinen. Können Sie ihn mir vielleicht
beschreiben?«
    Isabelle
zuckte mit den Schultern. »Ich weiß nicht. Er war nicht besonders groß.«
    »Können
Sie das schätzen?«
    »Ungefähr
so wie Nina. Er hat sie ja umarmt.«
    Die
Zigarettenschachtel landete auf dem Boden.
    »Alter?«
    »Um die
40 würde ich tippen. Aber nageln Sie mich nicht fest – ich
kann das immer schwer einschätzen.«
    »Ist in
Ordnung. Was hatte er an?«
    Isabelle
pustete die Luft durch die halb geschlossenen Lippen. »Oh weia, darauf hab ich
nicht geachtet … die Hose war bis knapp übers Knie, glaube ich. Mit vielen
Taschen. Obenrum irgendetwas Helles. Mehr weiß ich nicht.«
    Maria
notierte sich das. »Statur?«
    »Sie
meinen dick oder dünn? Hm, nein nicht dick, aber auch nicht richtig schlank.
Eher kräftig. Muskulös … und er … ich weiß nicht, wie ich das beschreiben soll.«
    Jens
hatte derweil die Schachtel zerknüllt. Sein Fuß wippte unruhig auf und ab.
    »Vielleicht
erinnert er Sie an jemanden?«, half Maria. »Beschreiben Sie mir sein Gesicht,
Haarfarbe, Augen. Was Ihnen einfällt.«
    »Also
er hatte sehr dunkle Augen … ein bisschen südländisch
vielleicht«, begann sie und hielt inne. »Würde es Ihnen helfen, wenn ich
versuche, ihn zu skizzieren?«
    Erfreut
hob Maria die Brauen. »Können Sie das denn?«
    »Ich
bin Kunstlehrerin«, erwiderte Isabelle mit einem kleinen Lächeln. »Warten Sie,
ich hole Papier und Stifte. Möchten Sie vielleicht einen Kaffee zum Wasser? Ich
habe eine Maschine und könnte auch Cappuccino oder Latte macchiato anbieten.«
    »Ich
glaube, einen Cappuccino könnte ich vertragen«, erklärte Maria.
    Isabelle
sah Jens an, der immer noch die zerknüllte Schachtel in der Hand hatte. »Geht
ein doppelter Espresso?«, erkundigte er sich.
    »Sicher«,
sagte Isabelle. »Oh, und Herr Langenbach. Falls Sie rauchen möchten, dürfen Sie
das draußen auf der Terrasse. Ein Aschenbecher steht auf dem Mäuerchen.«
    Er
bemühte sich um

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